Momentaufnahmen

Der Podcast „Momentaufnahmen“ beleuchtet aktuelle künstlerische Positionen, die sich mit dem Medium Fotografie auseinandersetzen. Er ist im Zusammenhang der Ausstellung „The Incredible World of Photography“ entstanden, die eine grosse Auswahl an hauptsächlich historischen Fotografien zeigt. Die Bandbreite fotografischer Praktiken hat sich durch die technologische Transformation der letzten Jahrzehnte merklich vergrössert. Die Digitalisierung hat das Verhältnis von Bildproduzenten und Konsumenten fundamental verändert. Der erweiterte Fotografie-Begriff – auch „Post-Fotografie“ genannt – ist auch für die zeitgenössische Kunst äusserst relevant. Für „Momentaufnahmen“ trifft die Kunsthistorikerin Aïcha Revellat fünf Kunstschaffende aus Basel zum Gespräch, die sich mit dieser post-fotografischen Gegenwart auseinandersetzen. Zwei der Gespräche werden auf Englisch, die drei weiteren auf Deutsch geführt. https://kunstmuseumbasel.ch/de/programm/themen/momentaufnahmen

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Katrin Niedermeier


(*1978 in München, arbeitet in Basel)

Virtuell bezeichnet gemäss Duden etwas, was nicht echt, also nicht in Wirklichkeit vorhanden, aber dennoch echt erscheinend ist. In einer Post-Internet-Gegenwart scheint es jedoch fraglich, inwiefern die Unterscheidung zwischen simulierter und echter Wirklichkeit überhaupt noch greift. Katrin Niedermeiers Bildwelten, bestehend aus Animationen, Filmstills, Installationen, Malerei und Video entstehen zu grossen Teilen mithilfe digitaler Technologien. Sie zeigen Landschaften und Körper, die nicht nur in ihrer Erscheinung vertraut wirken, sondern sich auch auf konkrete analoge Gegebenheiten beziehen. In der 3D-Animation Blooming (2016) wird die Natur im Schlossgarten von Versailles als düstere, von Menschen gestaltete und kontrollierte Struktur dargestellt, sodass der Sehnsuchtsraum Garten einen dystopischen, an Computerspielästhetik erinnernden Unterton erhält. Die Avatare, die in Niedermeiers Arbeiten immer wieder auftauchen und von vorwiegend männlichen Designern digital entworfen werden, basieren auf Scans bzw. Fotografien realer menschlicher Frauenkörper. Dass Analog- und Digitalraum nicht zwei eindeutig voneinander trennbare Sphären darstellen, sondern sich in unserer westlichen Gegenwart auf unübersichtliche Art und Weise durchdringen und überlappen – sei es etwa in Bezug auf menschliches Begehren oder Bedingungen und Funktionsweisen kapitalistischer Systeme –, das wird in Niedermeiers Werken erfahrbar gemacht.


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 October 5, 2020  18m