*1970 in Düsseldorf, lebt und arbeitet in Basel
Familienalben sind der Inbegriff von Amateurfotografie. Hier knüpft Nele Stecher für ihre Werkgruppe Die Organisation der Liebe (2008) an. Sie stellt die inszenierten Fotos ihrer Kindheit nach und nimmt dabei die Gesten und Posen ihrer Familienmitglieder ein, auch die des Vaters. Durch diesen Rollentausch werden Machtgefüge und Fragen nach der eigenen Identität innerhalb der Familie seziert und hinterfragt. Auch für ihr neuestes Projekt Deutsche Liebe (2020) geht Stecher von bestehendem Bildmaterial, genauer von Pressebildern rund um die Anschläge der RAS Terroristen, aus. Indem sie die Fotos auswählt und neu zusammenstellt entstehen Verbindungen und Narrative, die sich vom ursprünglichen Kontext des Fotojournalismus deutlich unterscheiden. Fragen zur Rolle der Fotografie für das kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft und die Bildung von Mythen, die von solchen Bildern getragen werden, treten so in den Vordergrund. Die bildbegleitenden Texte enthalten Geschichten, die sich auf die abgebildeten Szenen beziehen. Für Stecher meint der Akt des Fotografierens weit mehr als mit der Kamera ein Bild aufzunehmen. So versteht sie sowohl das Verfassen der Texte als auch das Einscannen und Ausschneiden oder abfotografieren von vorgefundenen Fotos als Teil ihrer fotografischen Praxis.