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Gedanken über Coaching und die Veränderungsprozesse von Menschen, Teams und Organisationen – und noch über einige andere Dinge & Themen auf dieser Welt, zu denen sich das Denken, Schreiben & Sprechen lohnt

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Von Chaos und Angst wieder zurück zur Handlungsfähigkeit


 

Anregungen für den Weg durch die Krise – für Führungskräfte und andere Menschen: 15 Minuten, um von Unsicherheit, Angst und Chaos wieder zurück zur eigenen Handlungsfähigkeit zu finden

(Falls jemand lieber liest oder nur zuhört, gibt es unter dem Video einen Podcast und ebenfalls den gesprochenen Text.)

 

Nur für die Ohren – hier ist der Podcast:


Der Text zum Selberlesen:

Von Chaos und Angst wieder zurück zur Handlungsfähigkeit  

Anregungen für Führungskräfte in Zeiten der Corona-Krise

Die Welt ist durch Corona aus den Fugen geraten, Chaos regiert momentan unsere Köpfe, Angst beherrscht die Herzen. In der aktuellen Situation weiß niemand wirklich, wie es weitergeht. Stillstand trifft auf Angst, Unsicherheit und Hilflosigkeit. Wann und ob es wieder „zurück zur Normalität“ geht – das weiß momentan kein Mensch. Dieses Nichtwissen können wir selbst nicht ändern. Jedoch können wir – zumindest zu einem gewissen Teil – selbst bestimmen, wie wir darauf reagieren wollen.

Am liebsten würden wir uns verkriechen. Doch trotz des Stillstands und der Lähmung dreht die Welt sich weiter. Insbesondere in Unternehmen braucht es nun Führungskräfte, die vorangehen, die in all diesem Chaos jetzt Sicherheit, Orientierung und Zuversicht geben können.

Die Komfortzone haben wir wohl alle derzeit verlassen. Also: Raus aus der Panikzone – und hinein in die Lernzone. Mit Akzeptanz, Zuversicht und Resilienz, um diese Zeiten gut und gesund zu überstehen. Um diesen Schritt raus aus der Panikzone und hin zum positiven Verändern tun zu können, ist es von entscheidender Bedeutung, der Angst nicht einfach den Rücken zuzudrehen. Sondern sich ganz bewusst mit ihr auseinanderzusetzen. Wir wissen alle nicht, wie es weitergeht. Mit Corona oder nach Corona. Diese Unsicherheit lähmt uns. Wir würden am liebsten die Augen verschließen. Und uns vor der Welt da draußen verstecken.

Geht es nun darum, Angst wunderschön zu finden? Nicht ganz. Und nicht nur in der aktuellen Zeit, nicht nur für diesen speziellen Kontext von Corona, auch für ganz andere angstauslösende Situationen gibt es ein sehr simples Modell, das helfen kann: das 4A-Modell.

  • Akzeptanz

  • Anschauen

  • Austausch

  • Aktion

Für jeden Menschen – also ebenfalls für Führungskräfte – gilt: Wenn es uns zunächst gelingt zu akzeptieren, dass auch wir selbst Angst verspüren, können wir danach sozusagen “das Licht einschalten” und diese Angst bewusst betrachten, um dadurch wieder selbstwirksam werden.

Wenn wir nun mit Anderen darüber sprechen, werden wir feststellen, dass auch die Menschen um uns herum ähnliche Ängste haben. Dass einige vielleicht bereits Lösungswege dafür gefunden haben. Und auf dieser Basis können wir danach in Aktion treten und etwas (vor allem uns selbst, unsere innere Haltung) positiv verändern.

Doch bitte nicht sofort in wilden Aktionismus verfallen, bitte behutsam und ganz ruhig: Vor der aktiven Veränderung kommen zunächst wichtige Schritte, bis wir uns selbst wieder wirklich, verbindlich und dauerhaft in die veränderte Welt integrieren und dort produktiv sein können.

Akzeptanz braucht Zeit.

Eine massive Veränderung, die uns gänzlich unvorbereitet trifft, kann zunächst zu einer heftigen Schockstarre führen. Wie lange dieser Zustand anhält, ist je Mensch und Situation komplett unterschiedlich – und das gilt auch für die nächsten Phasen dieser Kurve. 

Sobald der Schock nachlässt, ist es typisch und ganz menschlich, dass wir uns mit allen Kräften wehren und sträuben: “Das kann und darf einfach nicht wahr sein!” Komplette Verneinung: Veränderung? Alles ist anders? Nein, niemals.

Irgendwann lässt dieser Widerstand in uns langsam nach. Frustration und Enttäuschung treten an seine Stelle. Zwar kann dies ein sehr heilsamer Lerneffekt sein – eben weil wir nicht mehr länger einer Täuschung erlegen sind. Allerdings kann es auch hierbei ganz unterschiedlich lange dauern, bis diese Erkenntnis eintritt und sich als positiver Effekt in uns festsetzt. Zunächst geht es meist erst einmal weiter bergab.

Das Tal der Tränen: Tiefe Trauer und Traurigkeit treten häufig ein, wenn wir wirklich hinschauen, was da gerade passiert ist. Wenn unsere Welt oder ein Teil davon zusammengebrochen ist, sich massiv verändert hat, ohne dass wir dies selbst so gewollt hätten. Und diese Phase ist unglaublich wichtig. Denn oftmals versuchen Menschen, sie zu überspringen. Doch das klappt nicht. Vielmehr holt es uns immer wieder ein, meist sogar mit noch viel größerer Wucht, wenn wir die Trauer nicht zulassen wollen. Dieses Loslassen, mit Tränen und meist nur wenig Kraft, ist ein immens wichtiger Schritt, um sich danach wieder auf das (neue, veränderte) Leben einlassen zu können.

Ausprobieren meint, ganz behutsam, vielleicht auch skeptisch und möglicherweise misstrauisch den Kopf wieder in die Realität zu halten. Hinzuschauen nach der vorherigen Lähmung, Ablehnung, Enttäuschung und Traurigkeit. Sofern das Tal der Tränen mit ausreichend viel Zeit durchlebt werden konnte, ist meist auch ein großer Teil von Wut, Frust und Zorn mitsamt den Tränen aus uns hinausgeschwemmt worden. 

Mit jedem Mal, wenn wir die Augen jetzt ganz bewusst auf die Welt richten, können wir Schritt für Schritt akzeptieren, dass es so ist, wie es ist. Auch dies funktioniert nicht im Eiltempo. Und es kann durchaus sein, dass wir einmal oder sogar mehrfach in eine der früheren Phasen zurückfallen. Ja, das darf so sein. Denn das ist menschlich. (Auch wenn es für andere Menschen um uns herum nicht immer einfach ist, damit behutsam und geduldig umzugehen.) 

Doch langsam, Schritt für Schritt, erneut in unserem individuellen Tempo, wird es uns danach gelingen, diese veränderte Welt um uns herum wirklich vollends zu akzeptieren, uns selbst dann wieder in genau diese Welt zu integrieren. Wieder wirklich zu leben – und auch wieder zu arbeiten.

Erst dann ist Akzeptanz wirklich mit fester Basis geschaffen worden. Von hier aus kann sich der Blick dann wieder nach vorn und in die Zukunft richten. Für Führungskräfte gilt es nun, Zuversicht zu haben und Zuversicht zu geben. Und zwar ohne die berühmte rosarote Brille. Sondern ehrlich und authentisch. 

Es geht nun im ersten Schritt (noch) nicht um konkrete Ziele. Die innere Haltung ist zunächst entscheidend! 

Glauben Sie selbst daran, dass es weitergeht? Wenn Sie dieses Vertrauen in sich haben, werden Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das spüren. Nur darum geht es. Dann können Sie führen.

Wenn die Menschen, die Sie führen, genau dieses Vertrauen zunächst in Ihnen und dann auch in sich selbst spüren – dann ist es an der Zeit, sich – wieder – auf den Weg zu machen. Vom Stillstand in die Aktion zu kommen. Und dafür braucht es nun auch Orientierung.

  • Gelten noch die Ziele von gestern? 

  • Wohin geht die neue Reise? 

  • Wie bewegen wir uns vorwärts?

Hier sind Sie als Führungskraft gefragt. 
… aber nicht nur Sie. Auch Ihr Team.

Denn es gilt, die Handlungsfähigkeit Ihrer Beschäftigen wieder herzustellen. Dazu gehört ebenfalls Empowerment. Die Menschen um Sie herum brauchen nun wieder das Gefühl von Selbstwirksamkeit. Damit sie sich an ihre eigenen Fähigkeiten, Stärken und Ressourcen erinnern und diese wieder einsetzen und nutzen können. Es gilt also, Rahmenbedingungen zu schaffen und die innere Haltung dafür aufzubauen, um das Steuer wieder selbst in die Hand zu nehmen. Um wieder führen zu können. Vor allem sich selbst. Dabei können Sie als Führungskraft auch wieder ein Stück weit zurücktreten.

  • An Lösungen zu arbeiten

  • Entscheidungen zu treffen

  • … all das hilft jetzt sehr.

  • Ihnen als Führungskraft.

  • Und auch Ihren Beschäftigen.

Raus aus der Panikzone, mutig hinein in die Lern- und Veränderungszone: Um die erforderliche Selbstwirksamkeit dafür wieder zu erlangen, ist es auch wichtig, Komplexität zu reduzieren:

  • Wo können wir auf bekannte Routinen zurückgreifen und sie nach bekanntem Muster abarbeiten?

  • Wie kompliziert muss und darf es jetzt gerade sein? Wo und was müssen jetzt neu justieren?

  • Wo sollten wir auf hohe Komplexität flexibel reagieren können und kreativ sein? 

  • Wie viel und welches Chaos sollten wir akzeptieren – und improvisieren?

All diese Gedanken und Maßnahmen werden Ihnen als Führungskraft helfen, dass sowohl Sie selbst als auch Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesund durch die aktuellen Herausforderungen kommen. Und sie werden Ihnen dabei helfen, die erforderliche Resilienz aufrecht zu erhalten und weiter auszubauen. Damit sie auch nach diesen schwierigen Zeiten wieder und weiter erfolgreich sind.

Neben Händewaschen, stay@home und dem gebührenden Abstand gibt es noch weitere Faktoren, die hierfür helfen. Und mit denen Sie selbst und Ihr Team sich einen schützenden Schirm aufspannen können, um durch schwierige Zeiten zu gehen. Fast alle davon haben Sie eben bereits kennengelernt.

  • Akzeptanz: Ja, es ist so, wie es ist.

  • Optimismus: Ja, es kann auch wieder besser werden.

  • Vor allem dann, wenn wir das Steuer in die Hand nehmen und unsere Zukunft selber planen.

  • Wenn wir uns statt mit Problemen nun bewusst mit Lösungen beschäftigen.

  • Wenn wir nicht mehr Opfer der Umstände sind, sondern Verantwortung für uns übernehmen.

  • Wenn wir also genau dadurch wieder selbst wirksam werden.

  • Und dabei immer Menschen um uns herum haben, die uns unterstützen und helfen. Und denen wir helfen.

Mit diesen Anregungen wird es Ihnen als Führungskraft hoffentlich gelingen, Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei zu unterstützen, wieder optimistisch nach vorne in die Zukunft zu schauen und wieder wirklich wirksam zu werden.

Dabei wünsche ich Ihnen ganz viel Erfolg.


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 March 26, 2020  15m