Unzufriedenheit und alltägliche Systemkritik der Arbeiter bleiben, auch wegen der ‚Entproletarisierung‘ der Mitte-Links-Parteien, politisch heimatlos. Parteien wie die AfD oder auch die FPÖ machen sich diese Stimmung zu nutze, werden zu Trägern einer Art rechten Arbeiterbewegung. Der Arbeitssoziologie Klaus Dörre hat in einer Vielzahl von Studien die Haltungen und Tiefenmotive von Arbeiterinnen und – männlichen – Arbeitern untersucht. Auffällig ist für ihn, dass sich das Gesellschaftsbild rechtsaffiner Arbeiter kaum von demjenigen sozialdemokratischer Altersgenossen unterscheidet. Man fühlt sich ungerecht behandelt und übt deshalb Kritik am „System“. Und sehnt sich nach einer Republik zurück, in der Arbeiter respektiert waren und Leistung gerecht vergütet wird. Wer Frustration und Wut der arbeitenden Klassen verstehen will kommt um den Forscher Klaus Dörre nicht herum. Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist Klaus Dörre ist Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.