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Auf feministischer Spurensuche in Wien: Die Journalistin Brigitte Handlos spricht im FrauenFunk.at mit feministischen Frauen in Wien über ihre Arbeit und Erfahrungen.

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episode 11: FrauenFunk #11: Heidi Schrodt, Bildungsexpertin


Im Gespräch mit Brigitte Handlos

Heidi Schrodt wurde in Ybbs an der Donau als eine von drei Töchtern geboren. Sie studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Wien und unterrichtet 17 Jahre lang an einem Gymnasium in Wien-Favoriten. 1992 übernahm sie die Leitung des Gymnasiums Rahlgasse in Wien-Mariahilf, das sie bis zu ihrer Pensionierung 2010 führte.

Sie engagiert sich aktiv für in der Bildungsinitiative „BildungGrenzenlos“. Besonders wichtig ist ihr eine bessere soziale Durchlässigkeit im österreichischen Bildungssystem. Sie ist Autorin zahlreicher Kommentare und Zeitungsartikel und wird immer wieder auch von der Politik als Bildungsexpertin um ihre Expertise gebeten. 2014 ist ihr Buch „Sehr gut oder nicht genügend - Schule und Migration in Österreich“ erschienen. Heidi Schrodt ist verheiratet, Mutter eines Sohnes und lebt in Wien und Ybbs.

Ich wohne selbst in Wien-Mariahilf und das erste , was mir auffiel war, dass das Schulgebäude in der Rahlgasse endlich renoviert wurde. Zur 100-Jahrfeier der Schule wehte aber nicht nur äußerlich ein neuer Wind durch das ehemals erste Mädchengymnasium Österreichs.

Heidi Schrodt verpasste der Schule ein neues Leitbild mit den drei Schulschwerpunkten Gender-Umwelt-Soziales. Sie startete Projekte wie etwa eine reine Mädchenklasse oder eigene Bubentage, an denen nach Geschlecht getrennte Programme angeboten wurden. So sollten Rolllenklischees abgebaut werden. Die Direktorin und ihr Team stießen damit oft auf heftige Kritik, die - wie sie sagt - aber einfach ausgehalten hat.

In ihrem Buch zum Thema Bildung und Migrantenkinder ging sie mit der sozialen Trennung, die nach wie vor im österreichischen Bildungswesen herrscht, scharf ins Gericht.

Über die Erfahrungen mit reinen Mädchen - und Bubenklassen sagt Schrodt:

Wir haben damals die reine Mädchenklasse auch wissenschaftlich begleiten lassen. Das Positive waren die Freiräume…. Sie habe auch wirklich gerne lernen dürfen, weil dieses Abstempeln zur Streberin war kein Thema mehr. Andererseits haben wir auch die Konflikte unter den Mädchen klar auf den Tisch bekommen.“

Wir hatten auch eine reine Bubenklasse und das war ein Fiasko, denn die sehr motivierten männlichen Lehrer in dieser Klasse, haben die Macho-Attitüden verstärkt. Gut gemeint: wir lassen sie jetzt so sein, aber diese Buben waren verschrien im Schulhaus.“

Die Frauen in ihrer Familie sind immer sehr starke Persönlichkeiten gewesen: die Mutter als Leiterin einer Apotheke, die Großmutter, zwei Schwestern:

Meine Mutter ist um halb sieben in der Früh in die Arbeit gegangen und um halb sieben am Abend kam sie wieder zurück. Aber dann war sie für uns da. Ich habe ein ganz positives Bild von einer Frau , die arbeitet. Mein Vater hat uns in der Früh die Zöpfe geflochten, das Frühstück gemacht, mittags geschaut , dass wir die Hausaufgaben machen, wenn er von seinem Sportgeschäft nach Hause kam.“

Im österreichischen Schulsystem, sagt die ehemalige Schuldirektorin, gibt es viel zu tun - vor allem in Familien mit traditionellen Rollenbildern:

Die politischen Markierungen gehen aber nicht in Richtung Unterstützung, sondern Ausgrenzung. Das ist mir jetzt auch ein ganz großes Anliegen: mich für Chancengleichheit und gegen Bildungsungerechtigkeit einzubringen.„


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 June 13, 2020  19m