Klinisch Relevant Podcast

Klinisch Relevant ist Dein Wissenspartner für das Gesundheitswesen. In unserem Podcast liefern wir Dir 2x/Woche, nämlich dienstags und samstags, Fachwissen in Deinen klinischen Alltag. Damit wollen wir die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit in der Medizin und damit die Qualität der Patient*innenversorgung verbessern. Du arbeitest in einem medizinischen Fachberuf oder interessierst Dich für medizinische Themen? Dann bist Du hier genau richtig. Mehr Informationen unter https://klinisch-relevant.de Klinisch Relevant Intelligence for healthcare professionals

https://www.klinisch-relevant.de

subscribe
share






episode 7: Häufige Kopfschmerzsyndrome – mit Dr Markus Sofianos * Neurologie


Migräne, Spannungskopfschmerzen und Cluster-Kopfschmerzen: klinische Präsentation und Therapie

Kopfschmerzen- Interview mit Dr. Markus Sofianos

Hier findest Du eine Zusammenfassung der wichtigsten Details aus dem Interview mit Markus Sofianos, Facharzt für Neurologie aus Osnabrück.

1. Migräne:

typische Symptomatik: Kopfschmerzsyndrom, meist einseitig, seltener holocephal mit hoher Intensität, pulsierend/pochende Qualität. Begleitsymptomatik: Übelkeit, Appetitlosigkeit (beides am häufigsten auftretend), Erbrechen, Photo- und Phonophobie, Geruchsempfindlichkeit, 4-72 Stunden Dauer. Prodromalphase: 1-2 Tage vor dem eigentlichen Kopfschmerz: Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Nackensteifigkeit, wiederkehrendes Gähnen. Postdromalphase.

Aura: Fokal-neurologische Defizite, die den eigentlichen Kopfschmerzen vorangehen, oder diese begleiten: am häufigsten "visuelle Aura" mit Fortifikationen (zackige, blitzartige optische Phänomene im Außenbereich des Gesichtsfeldes) und Skotomen (Gesichtsfelddefekte) und Parästhesien, 15-60 Minuten andauernd.

Attackentherapie:

  1. leichte bis mittelschwere Attacken: NSAR (ASS, Ibuprofen, Paracetamol, Novaminsulfon) in Kombination mit Antiemetikum wie Metoclopramid und Domperidon, möglichst rasche Einnahme bei Beginn der Symptomatik
  2. Schwere Attacken: Triptane, erst nach Ende der Aura mit Beginn der Kopfschmerzen einnehmen, Sumatriptan 6mg s.c. soll nach Studienlage standardmäßig gut wirksam sein, für jeden Patienten muss aber das am besten wirksame Triptan herausgefunden werden. Nicht-medikamentöse Behandlungsstrategien: Ausdauersport, Erlernen von Entspannungsverfahren, ggf. psychotherapeutische Begleittherapie. Möglichst miteinander kombinieren!

Medikamentöse Prophylaxe:

Ab 3 Migräne-Attacken pro Monat, die "die Lebensqualität wesentlich beeinträchtigen", bzw. Gefahr eines Medikamentenübergebrauchs (Einnahme von Schmerzmedis an 15 oder mehr Tagen pro Monat) zu erwägen. ß-Blocker: Metoprolol, Propranolol, Calcium-Antagonisten: Flunarizin, Topiramat (25mg 1-2x täglich Startdosis), Valproat. Nicht selten unerwünschte Nebenwirkungen... Chronische Migräne: Botox-Behandlung: Wirksamkeit belegt. Neu: monoklonale CGRP-Antikörper: 4 Prophylaktika plus Botox müssen vorher vergeblich versucht worden sein, mindestens 4 Migräne-Tage pro Monat, Applikation s.c. 1x/ Monat: deutlich höhere Adhärenz bei kaum auftretenden Nebenwirkungen (vereinzelt Schmerzen im Bereich der Einstichstelle).

2. Spannungskopfschmerzen

episodische und chronische Formen, leichte bis mittelschwere Intensität, eher holocephal, keine oder kaum vegetative Begleitsymptomatik, körperliche Betätigung führt zu keiner Schmerzverstärkung. Dauer Stunden bis Tage. Dumpf-drückender Schmerzcharakter. Komorbiditäten häufig: Depressionen, Schlafstörungen, Restless-Legs-Syndrom.

Medikamentöse Therapie: NSAR

Medikamentöse Prophylaxe: Bei Chronischer Form: an mehr als 15 Tagen pro Monat Kopfschmerzen über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten:

  1. Wahl: Amitritylin (10-150 mg, langsam aufdosieren, abendliche Gabe bevorzugen. Alternativen: Doxepin, SSRI, Mirtazapin, Venlafaxin, Topiramat. (50-150mg) Nicht-medikamentös: Stress-bewältigungsverfahren, Entspannungsverfahren (Autogenes Training, Meditation, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson), Ausdauersport.

3. Cluster-Kopfschmerz:

Stärkste einseitige Kopfschmerzen orbital, supraorbital oder temporal, von autonomen, parasympathischen Symptomen im Gesichtsbereich auf der Seite der Kopfschmerzen begleitet (konjunktivale Injektion, Lakrimation, nasale Kongestion, Miosis, Ptosis, Lidödem Schweißsekretion im Bereich der Stirn), starke psychomotorische Unruhe, 15-180 Minuten Attackendauer. Vor allem Männer im Alter von 20-40 Jahren.

Die Attacken treten in Serien (Clustern) von Wochen bis Monaten auf, unterbrochen von schmerzfreien Intervallen, die Monate bis Jahre lang andauern können.

Beim episodischen CKS dauern die Cluster 7 Tage bis 1 Jahr an mit einem freien Intervall von mindestens 3 Monaten, chronischer CKS: Cluster, die länger als 12 Monate ohne Remission andauern.

Akuttherapie:

Triptane (z.B. Sumatriptan 6mg s.c., Zolmitriptan 5mg nasal), 100%ige Sauerstoff- Gabe für 15 Minuten (12 l/min),

Prophylaxe:

Corticoide (1mg/kg KG) als überbrückende Therapie, Verapamil (Cave Bradykardien, AV-Block möglich daher EKG-Kontrollen, 3-6 x 80 mg tgl.), Lithium, Topiramat.

Bds. Stimulation des Ganglion Sphenopalatinum oder N. occipitalis major als invasive Therapiemöglichkeiten.

Bei allen Kopfschmerzarten: Kopfschmerzkalender führen lassen!!!

Disclaimer:

Bei den Podcasts von Klinisch Relevant handelt es sich um Fortbildungsinhalte für Ärzte und medizinisches Personal und keinesfalls um individuelle Therapievorschläge. Sie ersetzen also keineswegs einen Arztkontakt, wenn es um die Behandlung von Erkrankungen geht. Dabei spiegeln die Beiträge den Kenntnisstand unserer medizinischen Partner und Experten wider, den sie nach besten Wissen und Gewissen mit Dir teilen. Häufig handelt es sich dabei auch um persönliche Erfahrungen und subjektive Meinungen. Wir übernehmen für mögliche Nachteile oder Schäden, die aus den im Podcast gegebenen Hinweisen resultieren, keinerlei Haftung. Bei gesundheitlichen Beschwerden muss immer ein Arzt konsultiert werden! Weitere Informationen findest Du auf unserer Website: www.klinisch-relevant.de

P.S.:

Wenn Dir der Podcast gefallen hat, dann teile ihn doch bitte mit Deinen Kolleginnen und Kollegen! Es würde uns auch riesig freuen, wenn Du unseren Newsletter auf unserer Homepage abonnieren und unser Projekt bei Apple Podcasts bewerten würdest. Wenn Du Lust hast, dann findest Du Klinisch Relevant auch bei Facebook, Instagram, YouTube und LinkedIn. Falls Du auch einmal einen Beitrag auf Klinisch Relevant zu einem spannenden medizinischen Thema veröffentlichen möchtest, dann melde Dich doch ganz einfach unter

kontakt@klinisch-relevant.de


fyyd: Podcast Search Engine
share








 June 24, 2019  26m