Episode 017
Jens Spahn wird in Umfragen teilweise als beliebtester Politiker genannt und man sagt ihm Ambitionen auf das Kanzleramt nach. Trotzdem steht er, wie viele andere Politiker auch, massiv unter Druck und muss sich angesichts der Vorwürfe einer mangelhaften Impfstoffbeschaffung Spitznamen wie „Verteidigungsminister“ gefallen lassen. Der SPIEGEL nennt ihn neckisch den „Vielversprechenden“ – ein nettes Wortspiel angesichts des sehr selbstbewussten Auftretens des Gesundheitsministers. Tauschen will derzeit sicher kaum Jemand mit den verantwortlichen Politikern. Und spannend ist auch zu sehen, wie die selbstbewussten Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten nun mit ganz unterschiedlichen Kommunikationsstrategien Fehler einräumen. Dabei steht es sicher außer Zweifel, dass im Bund, aber auch in jeder Gemeinde, Landkreis und Bundesland das Möglichste versucht und sprichwörtlich „rund um die Uhr“ gearbeitet worden ist. Erschreckend ist dabei, dass in der Summe dieser föderalen Anstrengungen so wenig Traktion aufgenommen werden konnte und wir mit offenen Augen im Herbst in die neue Infektionswelle und jetzt in eine rumpelige Impflogistik reingelaufen sind. Wenn man komplett auf Kritik verzichten will, bleibt zumindest die ernüchternde Erkenntnis, dass wir keineswegs gut vorbereitet waren und wie schwer wir uns mit Themen wie Digitalisierung, Beschaffung und Logistik tun. Aber verbietet sich deshalb konstruktive Kritik? Und wie kann im Superwahljahr eine Debatte stattfinden, wenn selbst namhafte Journalisten die Kritik an Spahn und Merkel als Kampagne verorten und als „unsäglich“ bezeichnen?