Saal 101 - Dokumentarhörspiel zum NSU-Prozess

6. Mai 2013, Oberlandesgericht München: Im Saal A 101 beginnt der Prozess gegen die Hauptangeklagte Beate Zschäpe und vier Mitangeklagte. Es ist das größte Rechtsterrorismusverfahren der deutschen Geschichte. Zehn Morde, zwei Bombenanschläge und 15 Raubüberfälle wurden vom Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) verübt. Das Dokumentarhörspiel verdichtet 6000 Seiten Protokolle und Notizen der ARD-Gerichtsreporter zu einem einzigartigen Stück Zeitgeschichte: Es lässt die Zeugenbefragungen miterleben und gibt damit tiefe Einblicke in deutsche Abgründe.

https://www.br.de/mediathek/podcast/saal-101/847

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(11/24) Der Verfassungsschutz und der NSU - Beweisaufnahme


Akten wurden vernichtet, der Quellenschutz stand über allem und in den 90ern erhielt etwa der V-Mann Tino Brandt rund 200.000 Euro. Ein Teil davon erreichte offenbar den NSU - Verfassungsschützer zeichnen ein erschreckendes Bild ihrer Arbeit./ BR für die ARD und DLF 2021 Katja Bürkle, Michael Rotschopf, Thomas Schmauser, u.a.

Ein ehemaliger V-Mann-Führer schildert in der Befragung seinen ehemaligen Informanten Tino Brandt als wichtigste Quelle, die umfangreich und wahrheitsgemäß berichtet hat. Warum der Ex-Verfassungsschützer diese Aussage heute noch so trifft, ist schwer nachzuvollziehen: Zentrale Aufgabe von Brandt war, Informationen über den Aufenthaltsort des untergetauchten Trios zu beschaffen. Doch Brandt, der Anfang der 1990er Jahre ganz dicht am Trio dran war, lieferte nicht. Ein Zeuge aus dem engsten Freundeskreis von Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe erklärt im Prozess, Brandt habe Geld für die Untergetauchten gespendet. Die umgerechnet 200 000 Euro, die Brandt erhalten haben soll, streitet er selbst in seiner Befragung nicht ab. Offenbar ging ein Teil des Informantenlohns für den V-Mann an die polizeilich gesuchten Neonazis.
Die Tagebücher der Gerichtsreporter – u.a. Grundlage von Saal 101 - sind hier nochmal im Überblick zu finden: https://www.br.de/nachricht/nsu-prozess/nsu-prozess-saalinformationen-ueberblick-100.html
Die offizielle Version sagt bis heute: Der NSU war ein Trio. Doch diese Version birgt Widersprüche: Welche Rolle hatte der Verfassungsschutz? Wie groß war der Netzwerk? Planet Wissen geht den Widersprüchen nach.  https://www.br.de/mediathek/video/planet-wissen-nsu-das-umfeld-der-rechtsterroristen-av:5d78d7c27c69d4001ac5dfb7
Mehr Informationen zu Saal101 haben wir auf br.de/saal101 zusammengestellt. Hintergründe und Kontinuitäten zum Rechtsterror in Deutschland von den 1980er Jahren bis heute hat die radioFeature-Redaktion recherchiert – für den Podcast „Rechter Terror – Vier Jahrzehnte rechtsextreme Gewalt in Deutschland“: https://www.br.de/mediathek/podcast/rechter-terror-vier-jahrzehnte-rechtsextreme-gewalt-in-deutschland/848
Die Autorinnen und Autoren der ARD-Mitschriften aus dem NSU-Prozess 2013–2018: Christoph Arnowski, Tim Aßmann, Mira Barthelmann, Oliver Bendixen, Heike Borufka, Frank Bräutigam, Gunnar Breske, Rolf Clement, Gigi Deppe, Eva Frisch, Marcel Fürstenau, Sebastian Hesse, Paul-Elmar Jöris, Ludwig Kendzia, Ina Krauß, Jana Lange, Julian Löwis von Menar, Thies Marsen, Alf Meier, Hans Pfeifer, Eckhart Querner, Matthias Reiche, Holger Schmidt, Stefan Schölermann, Ayca Tolun, Wolfgang Vichtl, Lisa Weiß
Die Sprecherinnen und Sprecher: Bibiana Beglau, Katja Bürkle, Florian Fischer, Martina Gedeck, Gonca de Haas, Ercan Karacayli, Barbara Nüsse, Gabriel Raab, Michael Rotschopf, Thomas Schmauser, Thomas Thieme, Kathrin von Steinburg
Bearbeitung: Katarina Agathos, Julian Doepp, Katja Huber, Ulrich Lampen
Beratung: Tim Aßmann, Ina Krauß, Holger Schmidt
Besetzung: Andrea Fenzl
Komposition: Jakob Diehl und Sven Pollkötter
Ton und Technik: Susanne Herzig, Marcus Huber, Josuel Theegarten und Gerhard Wicho
Regie: Ulrich Lampen, Regieassistenz: Stefanie Ramb
Redaktion: Katarina Agathos, Katja Huber
Produktion: Bayerischer Rundfunk für die Hörspielabteilungen der ARD und Deutschlandfunk 2015/2021


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 February 18, 2021  26m