Wer jetzt? Demokratie im 21. Jhd.

Wir reden über die Zukunft der Demokratie. "Wer jetzt?" ist der Podcast fürs Praktische. Mit und über Menschen, die an der Weiterentwicklung und Förderung unserer Demokratie arbeiten, und unser politisches System von innen oder außen verändern. Philipp Weritz als Gastgeber interviewt Menschen aus Politik, Wissenschaft, Medien, Zivilgesellschaft und mehr in 30-40 Minuten Folgen über Ideen und Projekte, wie Demokratie morgen aussehen kann.

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episode 56: Warum Menschen (nicht) wählen gehen mit Sylvia Kritzinger


Sylvia Kritzinger forscht am Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien und ist Projektleiterin der AUTNES-Wahlforschungsstudie. Warum Wahlverhalten komplexer ist als angenommen, was heiraten damit zu tun hat und warum Familie in Österreich wieder an Wichtigkeit gewinnt. Lesen Sie hier zwei Auszüge aus dem Gespräch. Das Wahlverhalten der Österreicherinnen und Österreicher „Die interessantere Frage ist eigentlich, warum Menschen nicht zur Wahl gehen. Wenn wir uns exemplarisch die 1950er oder 1960er Jahre herausholen, stellen wir rasch fest, dass zur Wahl gehen fast eine Pflicht gewesen ist“. Fast 100 Prozent sind damals zur Wahl gegangen, was sich über nachfolgenden Jahrzehnte deutlich nach unten entwickelt hat. Abgesehen von natürlichen Gründen wie zu hohes Alter, dass man krank oder nicht im Land ist, haben sich viele neue dazugesellt. Man darf diese jedoch nicht alle über einen Kamm scheren. „Es gibt Personen, die nicht politisch interessiert sind, die keine Partei haben für die sie wählen wollen würden, die sich nicht repräsentiert fühlen. Es ist ein buntes Gemengenlage von Gründen, warum Personen nicht zur Wahl gehen, das heißt, es wäre zu einfach zu sagen: Wenn eine Person nicht zur Wahl geht, ist das aus einem bestimmten Grund, wie zum Beispiel Desinteresse“. Zusätzlich zur abnehmenden Wahlbeteiligung, ist jede Wahl auch dynamischer geworden. „Von einer Wahl zur anderen kommen mehr rationale Gedanken zum Vorschein: Ich habe bestimmte Präferenzen, welche Partei deckt diese am besten ab? Das kann sich durchaus innerhalb von fünf Jahren ändern“. Neues Wahlverhalten nach Hochzeit Wie treffen Menschen, die wählen gehen, eine Entscheidung für oder gegen eine Partei? Neben den erwähnten rationalen Gründen spielt auch der emotionalere Zugang mit Nähe und Identifikation zu einer Partei oder Kandidat*in eine Rolle - unabhängig von politischen Positionen. „Ich habe immer für eine bestimmte Partei gewählt, der Kandidat ist mir sympathisch also wähle ich die wiederum“. Hier spielt vor allem die politische Sozialisation eine Rolle: „Aus welchem Elternhaus komme ich? Wie haben meine Verwandten, meine Freunde und Bekanntenkreis mich sozialisiert? Das ist ein sehr langfristiger Einfluss.“ Dieser kann sich aber mit einem Wechsel der Lebensumstände schnell ändern. „Wenn man seine Arbeit wechselt, oder wenn man von der Schule ins Studium kommt, oder auch heiratet. Da merkt man, dass die politische Sozialisation durchbrochen werden kann“. Kurzfristig können vor allem Themen sehr einflussreich sein. „2017 war die Wahl sehr stark beeinflusst von Migrationspolitik, 2019 war das die Umwelt“. Themen verstärken Entscheidungen jedoch eher, als sie zu verändern, merkt Kritzinger noch an. Kampagnen können die Agenda bestimmen, aber: „Wo ich vorher die Grünen wählen wollte und dann die FPÖ gewählt habe, solche Veränderungen sind äußerst unwahrscheinlich“. Kritzinger ergänzt aber, dass vielen Menschen nicht bewusst sei, wie tief die eigene Ideologie eine Wahlentscheidung beeinflusse.


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 February 25, 2021  39m