Room: Stage 2
Moritz Riesewieck
Gewalt, Pornographie, verschiedenste Formen der „Perversion“ – in den großen sozialen Netzwerken im Internet sind solche Bilder so gut wie nie zu finden. Das verdanken wir nicht in erster Linie einer Bilderkennungssoftware. „Perverses“ Bildmaterial von tolerierbarem zu unterscheiden, ist im Zweifel eine knifflige Angelegenheit, die von keinem Algorithmus erfüllt werden kann. Outgesourct wird dieser Job vielmehr in eine Vorstadt von Manila auf den Philippinen. Anders als Indien, das sonst ein bevorzugter Standort für Outsourcing-Jobs ist, sind die Philippinen seit der Kolonisation Christen. Die Einschätzung, was westliche Nutzer als „pervers“ erachten, könnten die Philippiner dank des gemeinsamen „Wertekodexes“ besonders zuverlässig erfüllen, schwärmen die Auftraggeber. Die Philippiner sichten täglich acht Stunden lang tausende Videos und Fotos von Sodomie, Pornographie, Vergewaltigungen oder Verstümmelungen, die weltweit hochgeladen werden, und sortieren diese aus, bevor wir, die Nutzer, sie zu Gesicht bekommen. Während wir so von dem Gräuel verschont bleiben, sind die jungen "Content Moderators" jeden Tag einer Flut von verstörenden Bildern ausgesetzt, die sich in den meisten Fällen nie wieder aus der Erinnerung löschen lassen. Als posttraumatische Belastungsstörung bemächtigen sich die Bilder ihrer Körper.
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