Phantastikon

Literatur und Popkultur. Krimi und Thriller. Fantasy und Jugendbuch.

https://veranda.michaelperkampus.net/

subscribe
share






Laura Purcell: Die stillen Gefährten



Festa



Einige Türen sind aus einem bestimmten Grund verschlossen …



England, 1866: Als Elsie den reichen Erben Rupert Bainbridge heiratet, glaubt sie, nun ein Leben im Luxus vor sich zu haben. Doch nur wenige Wochen nach ihrer Hochzeit ist sie bereits verwitwet. Und dazu schwanger.Elsie bezieht das alte Landgut ihres verstorbenen Mannes. Da ihre neuen Diener ihr gegenüber äußert reserviert sind, hat Elsie nur die ungeschickte Cousine ihres Mannes zur Gesellschaft.Zumindest glaubt sie das. Doch in ihrem neuen Zuhause existiert ein verschlossener Raum. Als sich dessen Tür für sie öffnet, findet sie ein 200 Jahre altes Tagebuch und eine beunruhigende, lebensgroße Holzfigur – eine stille Gefährtin … (Verlagstext)



Erschienen im Festa-Verlag



Eine neue Stimme



Laura Purcell ist eine neue Stimme unter den jungen Autorinnen, die sich gerade daran machen, der Gothic Novel wieder neuen Atem einzuhauchen. Man erfährt von dem gegenwärtige Geschehen im Augenblick noch nicht allzu viel, vielleicht gerade deshalb, weil sich die einschlägigen Medien der Sache noch gar nicht angenommen haben und es gibt auch noch keinen spezifischen Verlag, der einen Vorstoß wagt und die New Wave of Gothic Novel ausruft. Alles scheint noch etwas vage beäugt zu werden, aber nach und nach tauchen immer mehr Töchter Jane Austens auf, eine davon jüngst im Festa-Verlag.







Laura Purcell ist eine dieser Anhängerinnen Jane Austens. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass es jene gibt, die Jane Austen nur von den höflichen Komödienadaptionen im TV kennen, dadurch aber gerne ausblenden, dass es durchaus eine Seite an Austen gibt, die der Gothic Novel zugerechnet werden kann. Da scheint es fast schon selbstverständlich, dass moderne Autorinnen, die eine düstere Thematik bedienen, hier neben Daphne du Maurier – Dafni di moriei -ihren Markstein finden. Namentlich: Northhanger Abbey, das exemplarisch für die schiere Brandbreite der Gothic Novel steht. Sie kann eine Satire mit Happy End sein, ein Abenteuer, das der Weird Fiction nahe steht, oder einfach nur Horror.



Wenn wir das Wort “Gothic” auf Literatur anwenden, beschreiben wir häufig eine Atmosphäre: etwas Unbehagliches, das unsere Grenzen der Wahrnehmung verwischt. Die Autoren sind dabei immer erfinderischer geworden. Die klassischen Tropen – etwa einer Heldin, die im Nachthemd über neblige Felder rennt – sind längst nicht mehr notwendig, um das Prädikat der Gothic Novel aufrecht zu erhalten. Es ist eine neue Riege von (vornehmlich) Autorinnen, die ihr Werk jetzt neben das von Susan Hill, Sarah Waters, Diane Setterfield und anderen stellt und dem Genre neues Leben einhaucht. Ihre Arbeit fordert die Wahrnehmung der Leser heraus, und lässt sie im Unklaren darüber, was sie glauben sollen. Eine Erzählung, die mit der Idee der Welt jenseits dessen, was wir sehen können, kokettiert, erhöht dann auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir es mit einer modernen Gothic Novel zu tun haben.



Die besten Schauergeschichten kommen meist ohne eine der obligatorischen Monster aus; eine perfekte Handhabung von Mythen, Legenden und klassischen Motiven stampft ohnehin jeden Zombie oder Werwolf ein. Das liegt vor allem daran, dass wir Monster zwar interessant finden können, aber wissen, dass die Wahrscheinlichkeit, einem zu begegnen, eher gegen Null tendiert. Anders verhält es sich mit jenseitigen Welten, mit einer destabilen und unsicheren Realität. Eine Geschichte, in der “verhexte” Holzfiguren eine Rolle spielen, hat also ein ganz anderes Gewicht.


fyyd: Podcast Search Engine
share








 March 28, 2021  7m