Phantastikon

Literatur und Popkultur. Krimi und Thriller. Fantasy und Jugendbuch.

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Nur ein Haus kann uns trennen



Ich konnte das Haus nur sehen, wenn ich schlief.Doch näherkommen konnte ich auch dann nicht.Ich versuchte es in jedem Tempo und sogarrückwärts schlug ich aus, aber es war jedes mal vergeblich.Ich fragte mich, wo das Haus wohl stehen mochte, warum esmich zu sich zog, wenn es doch nicht zuließ, ihm zu nahe zu kommen,



aber alle Antworten darauf stammten von mir selbst. Es gabdarunter keine Stimme, der ich vertraute,weil all die Häuserstimmen, die ich in mir trug, für sich sprechen wollten.Räume schlagen Falten, aber ich habe noch nie jemanden gesehen,der diese Falten gerade rücken könnte in der Hoffnung,danach wäre alles wieder ordentlich wie ein Sonnenzimmer,



das man seinen Gästen zumuten kann. Der Staub einer Wochezum Fenster hinaus gejagt, alles an seinem Platz.Vielleicht war das Haus nicht für mich bestimmtund ich konnte es deshalb nur von einer gewissen Entfernung aus betrachten.Aber ich spürte, dass sich etwas Bedeutendes in seinem Innern abspielteund hätte viel dafür gegeben, zumindest durch die Fenster sehen zu können.



Bestimmt hätte ich etwas gesehen, das ich nicht verstand.Im Grunde ist es nicht notwendig, sich vollständig an ein Ereignis zu erinnern.Herausgelöst aus den großen Kontenten,kann man es hinter der richtigen Falte im Raum für sichbetrachten und studieren, auch wenn man nur Symbole erkennt:Haar, das sich wie wildes Heu bewegt, eine Tänzerin,



deren Gesicht nie zu sehen war, schwarze Magiehat sich ihrer Glieder bedient, dabei war es nur ein Blues,ein Vorgeschmack auf die gedankliche Ödnis, die aufein verlorenes Ereignis folgt. Man spricht, man tolltund gleitet aus dem Bild, dem man Beobachter warund für sich ein Dirigent; auch wiederholt man



seine Erwartungen und ist in manchen Dingen der letzte Geist,der sich an eine Beschreibung wagt. All das würde ichdurch die Fenster des Hauses sehen können, denn es wärekein Hineinblicken in verborgene Kammern, auf halbdunkles Mobiliar,es befände sich ein gestauchtes Theater dahinter und nichts imInnern könnte den Voyeur vor der Fassade erkennen oder gar identifizieren.



Er wäre gar nicht da.Diesen Eindruck kann ich nicht von mir wenden,aber ich freue mich auf jeden neuen Schlaf,auf dieses Haus, das ich umkreisen, aber nicht betreten kann.


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 February 22, 2021  3m