FrauenFunk.at!

Auf feministischer Spurensuche in Wien: Die Journalistin Brigitte Handlos spricht im FrauenFunk.at mit feministischen Frauen in Wien über ihre Arbeit und Erfahrungen.

http://frauenfunk.at

subscribe
share






episode 60: FrauenFunk S.2, Episode #9: Elisabeth Lechner, Kulturwissenschafterin


Im Gespräch mit Brigitte Handlos

Elisabeth Lechner ist eine junge, eloquente, quirlige Frau mit einen kurzen dunkelhaarigen Bob und flinken Augen. Sie redet viel mit den Händen. Und sie hat wirklich viel zu sagen.

Ihr Buch „Riot, don`t Diet“ fokussiert auf zentrale Themen, die Frauen im 3. Jahrtausend bewegen: body shaming, body positivity und lookism; und dass unsere Gesellschaft inklusiver werden muss, wenn sich auch wirklich etwas ändern soll im Leben von Menschen. Auch im Leben jener Menschen, die „anders“ sind: also etwa nicht im herkömmlichen Sinn schön, oder behindert, oder schwarz. Wenn wir das, so schreibt Lechner, nicht hinbekommen, werden wir auf dieser Welt nicht weiterkommen. Nicht bei den Menschenrechten, nicht in der Ökologie- und Umweltbewegung, nicht im Feminismus.

Die knapp über 30jährige ist auf einem Bauernhof in Niederösterreich aufgewachsen. All das wurde ihr also nicht in die Wiege gelegt. Aber während des Studiums an der Universität Wien stieß sie auf so viele Fragen und die mussten beantwortet werden. Und sie werden in ihrer christlich-sozialen Familie auch heftig diskutiert.

Im Vorjahr hat Elisabeth Lechner ihre Dissertation eingereicht, auf die dann das Buchprojekt folgte. Derzeit arbeitet die Kulturwissenschafterin in der Arbeiterkammer als Referentin für digitale Agenden. Ab Herbst lehrt sie wieder an der Uni. Hören werden wir sicher noch viel von ihr.

Wer „schön“ ist bestimmen die anderen und das hilft:

„Empirische Studien belegen, es ist ganz und gar nicht wurscht, wie wir aussehen. Jene Menschen, die eher der Norm entsprechen, bekommen schneller eine Gehaltserhöhung, bekommen schneller den Job. Sie bekommen die bessere Gesundheitsversorgung und finden leichter Partner*innen. Also rundum: Sozioökonomisch betrachtet haben diese Menschen es leichter im Leben. Wenn wir diese Schönheitsideale loswerden wollen, dann müssen wir gleichzeitig ein zutiefst kapitalistisch und patriarchal geprägtes Bild von Weiblichkeit loswerden.“

Was muss Feminismus können?

„Das Aktivwerden bleibt uns nicht erspart. D.h. sich zu überlegen, wie kann ich mit meiner eigenen Wirkungsmacht Veränderungen herbeiführen… Und dann kommen wir schnell zu dem Schluss als Frauen, dass wir es eh nie richtig werden machen können und dass wir diese Strukturen nur gemeinsam zerschlagen können. Also es geht um Solidarisierung, um Netzwerke bilden und um ein Aufzeigen der ganzen verflochtenen Strukturen.“

++Elisabeth Lechner sagt, von den etablierten Feministinnen kann man lernen:**

„Wir dürfen uns durch Schlagwörter wie Generationenkonflikt nicht den Dialog verbieten lassen.“

Und:

„Wir müssen kollektivere Erzählungen und ein Verständnis für Strukturen und Solidarität schaffen. Dann haben wir einen viel besseren Hebel in der Hand.“


fyyd: Podcast Search Engine
share








 August 7, 2021  26m