Interview mit der Anwältin Shanta Martin Der globale Rohstoffhunger wächst - ungeachtet vorübergehender Einbrüche durch Konjunkturschwankungen ist das Geschäft mit Mineralien, Erdöl oder Agrarrohstoffen mittel- und langfristig so lohnend, dass immer mehr Vorhaben auch in unzugänglicheren oder bisher verschonten Regionen erschlossen und realisiert werden. Mit den steigenden Investitionen und begonnenen Abbauaktivitäten wächst, trotz der damit verbundenen Wachstums- und Entwicklungsversprechen, auch das Konfliktpotential mit der von extraktiven Industrieprojekten betroffenen Bevölkerung: Landnahme und gewalttätige Vertreibung, Umweltbelastungen und Wasserknappheit, prekäre Beschäftigung, aber auch sexualisierte Gewalt gegen Frauen. Genderbasierte Gewalttaten im Zusammenhang mit extraktiven Industrien, verübt von privaten oder staatlichen Sicherheitskräften, werden von vielen Unternehmen vernachlässigt und nicht verfolgt, wenn nicht gar als Element gezielter Strategien zur Einschüchterung und Kontrolle der Gebiete und Gemeinschaften bewusst toleriert oder gefördert. Die rechtliche Verfolgung von Menschenrechtsverletzungen, ausgeübt durch privatwirtschaftliche Unternehmen, ist der Arbeitsfokus der Anwältin Shanta Martin. Seit über zehn Jahren arbeitet sie an verschiedenen hochrangigen Fällen und vertritt dabei unter anderem Gemeinschaften, deren Lebensgrundlage durch Aktivitäten extraktiver Industrieunternehmen bedroht wird. Als Teil des Group Claims Department ist sie für die in London ansässige Rechtsfirma Leigh Day tätig. Im Interview berichtet Shanta Martin von ihrer Arbeit als Anwältin, dem Prozessablauf einer Anklage und den besonderen Hürden, die vor allem im Kontext von sexualisierter Gewalt die Strafverfolgung von Unternehmen erschweren.