Prof. Wolfgang Kaschuba, Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin
Der andere Blick: Nicht erst seit 1989, aber seitdem in ganz besonderem Maße und Tempo, ist Berlin wieder Weltstadt geworden. Ein Ort des internationalen Tourismus mit einem überwältigenden Kulturangebot, einer enormen gesellschaftlichen, sprachlichen wie stilistischen Vielfalt und vor allem mit der besonderen Atmosphäre einer offenen, toleranten und freien Gesellschaft. All das macht den Charme der „Marke Berlin“ aus. Dies ist vor allem der Vielzahl unabhängiger Köpfe, Initiativen und Szenegruppierungen zu verdanken, die sich um Politik und Planung, um Ökonomie und Ökologie, um Arme und Fremde, um Kieze und Stadtstrände kümmern und die damit die „Kulturalisierung“ der Stadtlandschaft vorangetrieben haben. Nun aber droht dort vielfach eine Gentrifizierung, die das Stadtleben teurer, exklusiver und eintöniger macht. Wolfgang Kaschuba sagt, dass dagegen zukünftig nur noch mehr Stadtpolitik aus und in Bürgerhand hilft.