Zeitreise: Meilensteine | Deutsche Welle

Die Deutsche Welle hat seit ihrem Bestehen (1953) immer wieder über die wichtigsten Meilensteine in der Historie Deutschlands entweder direkt berichtet oder an sie erinnert. Interviews, Statements, Studiodiskussionen oder auch Features zu aktuellen Themen - oder zu deren Jahrestagen - waren ständig Bestandteil des Programms. Die Reihe beginnt mit einem Feature über die Währungsreform im Jahr 1948, in dem Zeitzeugen die Atmosphäre der damaligen Zeit schildern. Die Berufung Bonns zur Bundeshauptstadt, die Schaffung des Bundesgerichtshofes, das deutsch-israelische Wiedergutmachungsabkommen, der Volksaufstand 17. Juni 1953 in der DDR, der Mauerbau oder auch die Ratifizierung der Ostverträge durch den Deutschen Bundestag – dies sind nur einige Beispiele der Themen, die in dieser Podcastreihe behandelt werden, wo auch zahlreiche Personen der deutschen Geschichte zu Wort kommen.

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Irrwege eines einst gepriesenen Unternehmens - der „Neue-Heimat-Skandal“ vom Februar 1982


Das Sanierungskonzept verfehlte sein Ziel - die Mieter in Angst und Schrecken versetztGemeinnützig und mächtig Der Brockhaus erklärt es auf folgende Weise: gemeinnützig bedeutet „die auf selbstlose Förderung der Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet gerichtete Tätigkeit. Die Absicht, Gewinn zu erzielen, steht der Gemeinnützigkeit ebenso entgegen wie die Förderung bestimmter Einzelinteressen.“ Als gemeinnütziges Unternehmen war auch die Wohnungsbaugesellschaft „Neue Heimat“ entstanden. Eigentlich entstammte sie der „Kleinwohnungsbaugesellschaft Groß-Hamburg mbH“, die 1926 von dem Hamburger Ausschuss des Deutschen Gewerkschaftsbundes gegründet wurde. Von den Nazis 1933 enteignet, erhielt der Gewerkschaftsbund sein Eigentum 1950 wieder, wonach die Neugründung der Wohnungsbaugesellschaft erfolgte. Bis 1980 errichtete die „Neue Heimat“ rund 470 000 Wohnungen, die – nach dem Willen der Gründer – den Wohnungsnotstand nach dem Krieg lindern sollte. Die Enthüllungen des "Spiegels" Doch am 8. Februar 1982 erschien im „Spiegel“ ein Artikel, der für die Wohnungsbaugesellschaft schicksalhaft werden sollte. Denn der Artikel enthüllte Tatsachen, die an Sprengkraft nicht zu überbieten waren. Demnach sollten sich die Vorstandsmitglieder der „Neuen Heimat“ über Jahre durch Manipulationen und Strohmänner an dem Baukonzern und deren Mietern bereichert haben, Gemeinnützigkeit hin oder her. Präzise skizzierte „Der Spiegel“ ein Firmengeflecht, das der damalige Vorstandsvorsitzender Albert Vietor und andere Vorstandsmitglieder aufgebaut hatten. Treuhandgesellschaften, Firmen mit „stiller Beteiligung“ der Manager dienten unter anderem als Tarnung für die „unsauberen“ Geschäfte. Und von diesen sind reichlich ans Tageslicht gekommen. So etwa die stille Beteiligung Vietors und anderer an der Wölbern Hausbau Gesellschaft, die Wohnungen für die „Neue Heimat“ baute. Zusätzlich wurde an der Fernwärme für die Wohnungen kräftig mitverdient, und der Bau sowie die Wartung von Gemeinschaftsantennen erwiesen sich ebenfalls als ein sehr lukratives Geschäft. Hinzu kamen zahlreiche Immobiliengeschäfte, die man steuerlich abschreiben konnte. Alles auf Kosten der Mieter und des Steuerzahlers - der Skandal war perfekt. Der Untergang der Neuen Heimat Anfängliche Abwehrversuche Vietors und seiner Konsorten versandeten sehr schnell. Mit Zwangsbeurlaubung und anschließender fristlosen Entlassung zog der DGB die Konsequenzen aus dieser Affäre, doch der größte westeuropäische Wohnungs- und Städtebaukonzern begann zu wackeln. Für „Die Zeit“ vom 19. Februar 1982 hatte der Skandal „einen Hauch von Watergate“. So schlussfolgerte sie etwa in diesem Artikel: „Hätte man der Neuen Heimat nicht erlaubt, den Heiligenschein der Gemeinnützigkeit zu tragen, … dann hätte sie sich wie ein normales Unternehmen benommen. Den Eigentümern, den Steuerzahlern und den Mietern wäre dann mancher Skandal erspart geblieben.“ Die riesigen Verluste, die Albert Vietor durch Misswirtschaft und Missmanagement eingefahren hatte, führten schließlich zum Verkauf der Wohnungsbaugesellschaft durch den DGB. In einem Feature zeichnete Udo Kölsch im August 1986 den Weg der „Neuen Heimat“ in die Versenkung. Andreas Zemke Redaktion: Diana Redlich


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 December 14, 2009  14m