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Auf feministischer Spurensuche in Wien: Die Journalistin Brigitte Handlos spricht im FrauenFunk.at mit feministischen Frauen in Wien über ihre Arbeit und Erfahrungen.

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episode 71: FrauenFunk S.2, Episode #20: Virginia Ernst, Singer-Songwriterin


Im Gespräch mit Brigitte Handlos

Virginia Ernst muss man live erleben. Bei der Verleihung des heurigen Frauenpreises im Wiener Rathaus hab ich sie zum ersten Mal live spielen und singen gehört und das war saugut. Sie strahlt so eine Energie, so viel Zuversicht und positiven Spirit aus, sodass man sich ihrer Musik gar nicht entziehen kann. Mit einem Wort: Virginia Ernst ist eine Persönlichkeit!

Und sicher eine, die manchen nicht gefällt. Denn sie lebt IHR Leben und zwar so, wie SIE es möchte und nicht wie es anderen gefällt: Sie ist mit einer Frau verheiratet und mit Dorothea Ernst hat sie einen nun knapp einjährigen Buben. Die zwei Frauen, die sich ihren Kinderwunsch durch eine Samenspende erfüllt haben, wollen “ein ganzes Eishockeyteam von Kindern”, wenn es nach Virginia geht.

Und Eishockey war auch die erste professionelle Passion der Musikerin, die PINK als ihr Vorbild nennt. Sie spielte zuerst profimässig im österreichischen Nationalteam und wechselte dann nach Schweden (wo sie auch die Matura nachholte). Aber sie kam bald drauf, dass man als Frau im Profi-Eishockeysport nicht wirklich was verdienen kann und kehrte nach Österreich zurück.

Sie kaufte sich eine Gitarre und lernte anhand von YouTube-Videos ihre ersten Gitarrenriffs. Dann ging’s zu einem Singer-Songwriter-Workshop nach England und dort produzierte sie auch gleich ihren ersten Song. Mit “Rockin`” war sie sieben Wochen in den österreichischen Charts und dann ging’s schon dahin: 2014 war Virginia Ernst die meist gespielte Künstlerin im österreichischen Radio und war ein Jahr später für den Austrian Music Award Amadeus nominiert.

Nach der Geburt des Sohnes hat sie - auch coronamässig bedingt - eine kleine Pause eingelegt. Aber jetzt ist sie mit einer Überraschung zurück: Sie singt zum ersten Mal mit ihrer Frau Dorothea. Der Song heißt “Fly Up High” und ihr könnt auf Instagram unter #virginaernstofficial reinhören. Das Lied erzählt die Geschichte, wie die beiden sich kennen- und lieben gelernt haben. Hört rein und hört dieser wunderbaren jungen Frau zu. Sie ist so unverbraucht und ehrlich, wie ich es selten bei jemandem erlebt habe. Viel Erfolg auch weiterhin!

Braucht es überhaupt noch einen Feminismus?

“Wir brauchen weitere große Stimmen, die sich dafür einsetzen, dass die Frauen gleichgestellt sind. Vielleicht sind wir davon gar nicht so weit weg. Aber es gibt halt viel Aufholbedarf. Es ist ja unglaublich, was uns Frauen in den letzten Jahrhunderten angetan wurde. Wir verzeihen sicherlich vieles. Denn wenn ich daran denke, was mir meine Oma oder meine Urgroßmutter erzählt haben, was da alles passiert ist, da greifst du dir einfach nur auf den Kopf. Aber es ist nach wie vor so, dass wir nicht gleichberechtigt sind.”

“Man will die Welt verbessern. Man will, dass viel mehr gute Sachen auf diesem Planeten passieren, weil es passiert zu viel Scheiße da draussen. Und wir brauchen noch mehr gute Leute, die aufstehen und die für die Gerechtigkeit aller kämpfen. Und: wir brauchen dazu die Männer!”

Gleichbehandlung gibt es für Frauen weder im Sport noch im Showgeschäft:

“Es wurde mir erst später bewußt im Sport, dass ich als Frau diskriminiert wurde. Ich war einfach nicht gleichgestellt mit dem Mann. Als Frau im Eishockey kannst du einfach nichts verdienen. Nach wie vor nicht. Ich spiele ja seit 2008 nicht mehr. Damals hat man mir gesagt: ihr seid die Pionierinnen und in den nächsten fünf Jahren bekommt ihr dann etwas bezahlt. Aber ich habe pro Tag noch 10 Euro bezahlt, damit ich im Nationalteam spielen und trainieren darf.”


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 October 23, 2021  27m