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Auf feministischer Spurensuche in Wien: Die Journalistin Brigitte Handlos spricht im FrauenFunk.at mit feministischen Frauen in Wien über ihre Arbeit und Erfahrungen.

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episode 73: FrauenFunk S.2, Episode #22: Sonja Hammerschmid, Controllerin


Im Gespräch mit Brigitte Handlos

Bei einem Mentoring-Abend kam ich mit Sonja Hammerschmid ins Gespräch und fand ihre natürliche Art sofort überzeugend. Diese junge Frau ist sehr authentisch und ich denke, dass das auch ihre Professoren und ihre Arbeitgeber*innen für sie einnimmt.

Das Controlling war nicht die erste Wahl bei der Berufsentscheidung der gebürtigen Niederösterreicherin. Zuerst sah es eher nach einer Karriere im Hotelmanagement aus. Während ihrer dreijährigen Ausbildung an der Fachhochschule in Kärnten im Bereich Hotelmanagement, absolvierte sie ein Praktikum im Hotel Kempinski in Frankfurt. Dort kam Sonja Hammerschmid in Berührung mit dem Controlling-Bereich und das sagte ihr sehr zu. Also entschied sie sich danach für ein Studium in diese Richtung und machte ihren Master an der FH in Krems.

Wobei sie sagt, dass ein Studium in ihrer Familie nicht an erster Stelle stand. Dazu motiviert habe sie vor allem ihre Schwester, die im Bereich Logistik in Deutschland arbeitet. “Sie ist, was berufliche Entscheidungen oder auch Gehaltsverhandlungen oder Vereinbarkeit von Beruf und Familie betrifft, mein absolutes Vorbild,” sagt Sonja Hammerschmid.

Sie hätte sich auch durchaus vorstellen können, Kindergartenpädagogin zu werden. Aber das Gehalt dort sei so schlecht und das sei dann auch einer der Gründe gewesen, warum sie sich für das Controlling entschieden habe. “Mein Freund ist Krankenpfleger und ich muss sagen, was man im Sozialbereich verdient, ist absurd, wenn man bedenkt, was man dort für eine Verantwortung hat.”

Jetzt im Herbst hat Sonja Hammerschmid einen neuen Job bei einem Wiener Unternehmen angetreten. Das ist ihre vierte Stelle im Controlling und sie sagt, sie habe beim Bewerbungsgespräch sehr viel Unterstützung in Richtung flexible Arbeitszeiten erhalten und auch Aufstiegsmöglichkeiten wurden ihr in Aussicht gestellt, weil sich das Unternehmen diverser aufstellen möchte und deshalb auch stark auf Frauen setzt. Etwas, was der 29jährigen sehr wichtig ist.

Warum ist Controlling was für Frauen?

“Ich glaube, weil man hier immer das große Ganze sehen muss. Ich denke, das ist ein Frauending, dass man den Überblick behält. Das sieht man ja auch in vielen Familien, dass die Frauen die Managerinnen sind. Meiner Meinung nach sind noch immer viel zu wenige Frauen im Finanzbereich. Es ist sehr männerlastig, weil sich viele Frauen nicht zutrauen, dass sie die letztgültige Entscheidung treffen, die man im Controlling treffen muss.”

Was muss sich ändern?

“Es braucht die Unterstützung der Unternehmen, dass es dort etwa Kinderbetreuung gibt. Der Fachkräftemangel kann nur behoben werden, wenn sie die Frauen ins Boot holen. Auch wissen Unternehmen wie wichtig Diversität ist. Auch das können sie nur beheben, wenn sie die Frauen ins Boot holen. Und die Politik muss forcieren, dass es für Frauen leichter ist und sich NICHT entscheiden zu müssen zwischen Karriere und Kinderkriegen, sondern dass beides miteinander vereinbar ist.”

Was ist für sie Feminismus?

“Feminismus heißt für mich, dass ich mich als Frau auf die Füße stelle. Dass ich zeige, was ich kann. Dass ich über meinen Schatten springe, dass ich mich mit anderen Frauen austausche, dass ich mit ihnen über Themen spreche wie Altersvorsorge. Das ist für mich ein total wichtiges Thema und wird meiner Meinung nach voll unterschätzt.”


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 November 6, 2021  25m