Gerichtsreporter Morling im Kriminalgericht Moabit

Seit über 25 Jahren berichtet Gerichtsreporter Ulf Morling aus dem Kriminalgericht. Er erlebt die Tragödien, die sich täglich dort abspielen und kennt die Menschen, deren Schicksale im Gerichtssaal entschieden werden. Er berichtet authentisch, was er sieht in anfangs mindestens monatlichen Podcasts. Er spricht mit denen, die nie vergessen werden, was man ihnen antat und jenen, die in Moabit arbeiten und richten.

https://www.gerichtsreporter-morling.de/

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episode 7: Was ist das Leben einer Radfahrerin wert?


Geldstrafe für einen Autofahrer, der bei "Rot" fuhr und eine Radfahrerin tötete

Fast dreimal so viele Radfahrende starben 2020 in Berlin im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt gab es 2020 in der Hauptstadt 48 Menschen, die im Verkehr tödlich verunglückten - mehr Tote als jeweils in den drei Jahren zuvor. Unter den Todesopfern waren bis zum November 2020 laut Polizei 17 Fußgängerinnen, 16 Radfahrerinnen und neun motorisierte Zweiradfahrer*innen. 18 der Opfer waren laut Polizei mindestens 65 Jahre alt. Einige Kinder waren Opfer, die bei „Grün“ die Fußgängerampel überquerten. Zuvor hatte bereits die Tagesschau Ende August 2020 gemeldet, dass die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland auf dem tiefsten Stand seit 1990 sei. Regional seien die Unterschiede beträchtlich. Laut Statistischem Bundesamt sollen in den ersten sechs Monaten 2020 1281 Menschen bei Straßenverkehrsunfällen gestorben sein, also 195 Menschen (13,2 %) weniger als im ersten Halbjahr 2019. Höchstes Risiko: Brandenburg, niedrigstes: Hamburg. In Berlin ist das Gegenteil richtig: weniger Verkehr in Coronazeiten und trotzdem noch mehr Tote. Neben der Verkehrsplanung und-lenkung ist auch das Verkehrsrecht und Strafrecht prägend für die Entwicklung der Sicherheit und die vermeidung von Opfern auf unseren Straßen. Hat Berlin versagt in der Justiz unter dem Motto: ein paar tausend Euro Geldstrafe für einen getöteten zu Fuß gehenden oder Radfahrenden Menschen hält niemand davon ab, in den Spiegel beim Abbiegen zu schauen, oder an der roten Ampel stehen zu bleiben? Ulf Morling schildert einen ganz gewöhnlichen Fall: ein Feuerwehrmann ist privat unterwegs und fährt bei "Rot" über eine Ampel. Er tötet eine Radfahrerin, die er am hellichten Tag nicht gesehen haben will, ebensowenig wie die Ampel, die er überfuhr. Bilden Sie sich ihr eigenens Urteil: ist eine Geldstrafe für sein ausgeurteiltes "Augenblicksversagen" zu wenig?


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 December 10, 2020  11m