Knallhart durchgesprochen

Was würdest Du tun, wenn Du in einem autoritären Staat lebst? Road 96 hat diese Frage für uns bereits beantwortet und schickt uns auf einen intensiven Roadtrip zur Flucht über die Grenze.

11. Juni 1996: Im fiktiven, ölreichen Staat Petria brodelt es. Während im Staatsfernsehen Lobeshymnen auf den Präsidenten Tyrak gehalten werden, regt sich in der Bevölkerung Widerstand. Mangelwirtschaft, Perspektivlosigkeit und ein durch und durch korruptes, repressives politisches System bringen vor allem die Jugend des Landes auf die Straße. Und das wortwörtlich: Hunderte Kinder und Jugendliche wollen das Land verlassen und machen sich auf den beschwerlichen Weg zur „Road 96“ an der Grenze von Petria.

Das Action-Adventure Road 96 wirft uns als Spieler:in mitten ins Geschehen: Wir spielen eine:n anonyme:n Jugendliche:n zwischen 14 und 18 Jahren, von zu Hause ausgerissen und auf der Flucht aus unserem Heimatland. Unterwegs begegnen uns bis zu sieben Menschen, deren Geschichten miteinander, aber auch mit dem Schicksal Petrias verwoben zu sein scheinen. Auf der Flucht brauchen wir Geld, Nahrung und Glück, um uns auch aus brenzligen Situationen retten zu können. Denn einmal bis zur „Road 96“ geschafft, steht das Gefährlichste unserer Reise noch bevor: der Grenzübertritt in die Freiheit.

Road 96 ist ein Action-Adventure des (uns bis dahin völlig unbekannten) französischen Entwicklers DigixArt, das im Sommer 2021 erschienen ist. Das Spiel ist prozedural generiert – soll also bei jedem Spieldurchgang ein unterschiedliches Spielerlebnis bieten. Dafür besteht das Spiel aus einzelnen Interaktionsbausteinen mit den sieben Charakteren, die man auf der Flucht treffen kann. Diese werden je nach Spielerentscheidung und nach Verlauf der Reise unterschiedlich zusammengesetzt. Wenn wir das bislang richtig verstanden haben, erleben wir zwar grundsätzlich die gleichen Storybausteine, aber an unterschiedlichen Stellen und in unterschiedlicher Reihenfolge.

Zudem gibt es Faktoren, die einen Einfluss auf den Spielverlauf haben sollen: So kann man sich als Spieler:in in Geprächen und in der Interaktion mit der Spielwelt unterschiedlich zur politischen Lage in Petria positionieren. Während unser Flucht ist nämlich Wahlkampf: Tyrak muss sich einer Gegenkandidatin namens Florres stellen.

Wir können an verschiedenen Stellen entscheiden, ob wir Florres auf unserer Reise unterstützen oder lieber gegen das politische System rebellieren. Oder uns ganz auf die Flucht aus Petria konzentrieren, weil wir gar nicht mehr an eine Veränderung glauben – weder durch scheinbar demokratische Wahlen, noch durch gewaltsamen Widerstand, der durch die Untergrundbewegung der „Schwarzen Brigaden“ geführt wird.

Welchen Einfluss unsere Dialogentscheidungen auf die Geschichte haben, wissen wir noch nicht. Klar ist aber: Unsere erste Flucht wird nicht die einzige sein, die wir durchleben werden – bis sich am 9. September 1996 das politische Schicksal Petrias entscheiden wird.