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episode 278: H007 Fluch der schönen Töne


Wenn Sie die mit den Blasinstrumenten hören, für die sie komponiert wurde, dann haben Sie an manchen Stellen wirklich das Gefühl, der Teufel furzt. Aber wenn Sie das mit den modernen Tuben spielen, dann ist der Teufel vorher ins Konservatorium gegangen und hat dort gelernt, wie man vornehm flatuliert. – Nikolaus Harnoncour im Spiegel.

Episodenbild: https://unsplash.com/@chriswindus
Episode 07 Der Fluch der schönen Töne
Einstieg
Wie komme ich auf den Titel?
Was bedeutet er für mich?
Was sagt Lothar dazu?
LIVE
Schöne Anfänge
Alban Berg – Violinkonzert (1935) Introduktion ( 10 Takte )

Calliope Tsoupaki – Charavgi – 5 Zeilen
Ryohei Hirose – Idyll 1 – Alto 1 eine Atemlänge
Mario Lavista – Ofrenda – die ersten 17 Töne
Inhalte
1)Leseaufgabe”Schön durch Schmutz” Interview mit Nikolaus Harnoncour
2)Zum Problem der Schönheit in der neuen Musik (1): Das Misstrauen der Avantgarde
3)Zum Problem der Schönheit in der neuen Musik (2): Die vielen Gesichter des Schönen
4)BEAUTYbroken Festival Neue Musik Stadthaus Ulm 10.-16.April 2016
5)Und immer wieder Schönberg …und Berg
1)
link
Leseaufgabe”Schön durch Schmutz” Interview mit Nikolaus Harnoncour
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-53513181.html
Auszüge:
Über den modernen Flügel sagte er 2007 in dem Spiegel Interview:
„Da hören Sie heute praktisch überhaupt keine Obertöne mehr. Das ist ein Ton, als ob Sie auf Glas schlagen. Ich weiß jetzt, warum ich mich als Kind geweigert habe, Klavier zu spielen – weil ich den Ton so hässlich fand. Da fand ich bei den alten Tasteninstrumenten plötzlich von obertonreichen, summenden Bassklängen bis zu ganz reinen Klängen Farben, die es längst nicht mehr gab. Und ich habe dann eine Theorie aufgestellt: Wie hässlich ist schön? Was ist eigentlich schön am Klang? Die Stimme eines Sängers oder einer Sängerin wird erst schön durch Schmutz (…),  durch eine größere Beimengung von Nebengeräuschen (…), was die Stimme identifizierbar und ergreifend macht, sie wird persönlich und menschlich. So ist es bei den Instrumenten auch. Nehmen Sie etwa die ‚Symphonie fantastique’ von Berlioz. (…) Wenn sie die mit den Blasinstrumenten hören, für die sie komponiert wurde, dann haben Sie an manchen Stellen wirklich das Gefühl, der Teufel furzt. Aber wenn Sie das mit den modernen Tuben spielen, dann ist der Teufel vorher ins Konservatorium gegangen und hat dort gelernt, wie man vornehm flatuliert.“
2)
link
Zum Problem der Schönheit in der neuen Musik (1): Das Misstrauen der Avantgarde
http://www.beckmesser.de/themen/schoenheit1.html
Auszüge:
Im frühen 20. Jahrhundert, …Schönheit, wenn sie überhaupt noch ein Gesprächsgegenstand war, wurde vorwiegend nur noch negativ – in schmerzvoller Verzerrung, ironisch oder als Karikatur – wahrgenommen.
Arnold Schönberg spottete 1911 in seiner Harmonielehre: „Schönheit beginn dort, wo die Unproduktiven sie zu vermissen beginnen.“
Die Negation der Schönheit war das deutlichste Symptom für die geistige Krise, die sich am Vorabend des Ersten Weltkriegs …am europäischen Horizont bemerkbar machte…
…Für den Wandel des Schönheitsbegriffs in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg steht beispielhaft ein Werk wie Schönbergs Orchesterstücke op. 16.
http://www.schoenberg.at/index.php/de/joomla-license/fuenf-orchesterstuecke-op-16-1909rev-1922
Seine Auffassung, Kunst müsse in erster Linie wahr und nicht schön sein, prägte das musikalische Denken für die folgenden Jahrzehnte nachhaltig, nicht zuletzt unter dem verstärkenden Einfluss Adornos, der Schönheit konsequent negativ begriff.
…Adorno stellte fest „Das Verhältnis zur Tradition setzt sich um in einen Kanon des Verbotenen.“…Für die Künstler wurde es nun schwierig, sich überhaupt noch mit Fragen des Schönen zu befassen. Kitschverdacht und Traditionstabu lasteten schwer auf jedem Versuch.
…Die Zeit des Nationalsozialismus brach an und damit eine Periode der unverschämtesten Ausplünderung aller kulturellen Werte, die die vergangenen Jahrhunderte geschaffen hatten.

Nach 1945 herrschte in Deutschland auch  musikalisch der Zustand der so genannten „Stunde Null“ – ein Ausdruck, der gewiss so nicht stimmte, aber eine Tendenz im gesellschaftlichen Denken jener Jahre bezeichnete. Man wollte neu anfangen und das Vergangene möglichst schnell und reibungslos ad acta legen. Für die neue Musik wurde Darmstadt der Ort, wo das am konsequentesten eingeübt wurde, mit Auswirkungen auf die internationale musikalische Entwicklung. …
…die Anknüpfungspunkte waren, nach den ersten Jahren der Orientierungssuche, sehr überschaubar: Es war vor allem die Zwölftontechnik, erst die Schönbergsche, dann deren Variante bei Webern.

die verdrängte Frage der Schönheit mit allen historischen Implikationen auf den Tisch gebracht wurde: 1976 von Helmut Lachenmann in seinem Vortrag „Zum Problem des musikalisch Schönen heute“.
…für das rational-analytische Denken zu wenig greifbar…klang zu sehr nach bürgerlicher Wohlfühlästhetik und sterbendem Schwan.
…Doch was ist eigentlich das Schöne und wie lässt es sich bestimmen?…
Adorno, in bewährter Paradoxie, stellte fest: So wenig das Schöne zu definieren sei, so wenig könne man auf seinen Begriff verzichten. Heute ist man sich weitgehend einig, dass Schönheit allenfalls im subjektiven Empfinden, aber nicht in den Gegenständen selbst liegt…
…Seit den achtziger Jahren hat sich jedoch der Blickwinkel wieder etwas erweitert. Davor galt diese Art von Schönheit für die einem materialistischen Weltbild verpflichteten Avantgarde-Strömungen schlicht als reaktionär und wurde von ihnen vehement bekämpft. Zum Buhmann erklärt wurden etwa Komponisten wie Arvo Pärt
(Björk interviews Arvo Pärt )
oder John Tavener (Song for Athene – Westminster Abbey Choir), die den Versuch unternahmen, einen nicht-materialistischen Schönheitsbegriff kompositorisch zu realisieren…
…Schönheit als Machtinstrument und Kennzeichen sozialer Abgrenzung, schlimmstenfalls als Instrument der Repression.
….Wenn Taveners Musik in Deutschland, einer auf  strukturelles Denken und einen negativen Schönheitsbegriff festgelegten Musikkultur, auf Ablehnung stößt, so findet umgekehrt in England, wo Tavener ein großes Publikum hat, die strukturell ausgerichtete deutsche Musik eher wenig Widerhall. An der Schönheit scheiden sich die Geister und – trotz einem angeblich zusammenwachsenden Europa – noch immer die Nationen.
…Der ungarische Musikwissenschaftler István Balázs bezeichnete 1985 die spezifische Schönheit von Kurtágs http://www.allmusic.com/album/györgy-kurtág-kafka-fragments-mw0002869776 (György Kurtág: Kafka Fragments – Caroline Melzer,Nurit Stark ) Musik als eine „moderne Schönheit“, in der die Widersprüche und Schattenseiten der Welt mitklingen würden:
…So gesehen wird Schönheit unversehens zu einem Symbol des geistigen Widerstands. …
…Schönheit muss nicht immer Wohlklang bedeuten. Auch verunreinigte Klänge können als Wohlklang erscheinen, wenn sich beim Hören das seltsame und schwierig zu beschreibende Gefühl des Schönen einstellt. Dieses Gefühl ist mehr als eine physiologische Gewöhnung an die Dissonanz. Es ist eine Frage der inneren Haltung und des aktiven Mitgehens mit dem, was uns ein Musikstück erzählen will. Und ganz sicher auch eine Frage der positiven Erwartung. Wer Schönheit erfahren will – und wer möchte das nicht? – sucht sie und findet sie auch dort, wo man sie nicht unbedingt erwartet.

Nikolaus Harnoncourt. Seine Auffassung von instrumentaler Schönheit ist das Resultat von ganz persönlichen Erfahrungen und einem extrem feinen Gehör für die Materialität des Klangs….Harnoncourts Feststellungen über das Hässliche im Schönen ist, was die Wahrnehmung angeht, nicht weit entfernt von dem, was John Cage zu dieser Frage sagte.

Cage zog andere Schlüsse …„Ich glaube, die Geschichte der Kunst besteht darin, das Hässliche loszuwerden, indem sie es zu einem Teil von sich macht und es integriert. Schließlich existiert die Vorstellung, dass etwas hässlich ist, nicht außerhalb unserer Person, sondern in uns. Und deshalb wiederhole ich ständig, dass wir an unserer geistigen Einstellung arbeiten müssen, indem wir versuchen, uns so zu öffnen, dass wir die Dinge nicht mehr als hässlich oder schön ansehen, sondern einfach so, wie sie sind.“
John Cage vertritt eine Auffassung von Schönheit, die auch die Hässlichkeit gleichwertig mit einschließt, wodurch Schönheit als solche sich auflöst.
…die Schönheit der Armut und des Einfachen, wie sie – um nur ein Beispiel zu nennen – aus den Partituren des bereits erwähnten Arvo Pärt spricht.
…eine Manifestation der Kraft und der Bewegung, die den Menschen in eine innere Spannung zu setzen vermag… etwa den letzten Teil des Orchesterstücks „Pfhat“ von Giacinto Scelsi… Rund sechzig Musiker schütteln hier kleine Glocken, was einen strahlend hellen, ekstatischen Klang erzeugt. Im Innerern vibriert dieser klang wie die Teilchen einer erregten Materie, nach außen aber wirkt er wie ein großer, festgefügter Block. „Ein Lichtblitz und der Himmel öffnet sich“, schrieb Scelsi in die Partitur.
…das Moment des Mysteriums oder des „Ganz Anderen“ im Sinn des Geheimnisvollen. Nach Rudolf Otto stammt das Wort Mysterium aus dem Sanskrit, wo es „verborgenes, verstecktes, geheimes Treiben“ bedeutet und auch den Sinn von Betrügen annehmen kann….
…Musik von Iannis Xenakis. (Iannis Xenakis – “Terretektorh” für Orchester – Cresc… Biennale für Moderne Musik) Beim Hören vieler seiner Werke mag man sich vielleicht fragen, was denn nun das Schöne an dieser eruptiven Musik mit ihren wilden Chaosstrukturen und ihrem Glissandogestrüpp sei. Doch das Schöne offenbart sich vielleicht gerade in der Konsequenz, mit der ein abstraktes mathematisches Prinzip in klingende Strukturen übertragen wird und eine streng objektive Klangerscheinung generiert. Was sich dahinter verbirgt, ist die Schönheit der reinen Idee.
3)
link
Zum Problem der Schönheit in der neuen Musik (2): Die vielen Gesichter des Schönen
http://www.beckmesser.de/themen/schoenheit2.html
Auszüge:
…Diese wunderbare Stelle mit den zwei Frauenstimmen: Ist das grandios! Das ist diese hedonistische Schönheit, die ich unglaublich schätze, obwohl meine Beziehung zu Richard Strauss sonst nicht so enthusiastisch ist. Aber trotzdem, diese Stelle ist großartig…
… sagt der in Köln lebende Katalane José Luis de Delás (*1928) über das Duett Sophie-Octavian am Schluss des „Rosenkavalier“ (Sophie Koch and Mojca Erdmann – Richard Strauss, Rosenkavalier, duet Octavian & Sophie )
…will nicht verhehlen, dass er den sinnlichen Aspekten von Schönheit einiges abgewinnen kann.
Aber Schönheit erschöpft sich für ihn nicht im Wohlklang. Es ist für ihn eine unerreichbare Utopie. …Es gibt Momente, wo es schön klingt, dann kommen Störungen und es gibt Prozesse, in denen etwas beginnt, härter zu werden, verzerrter, bis zum Zerbrechen. Es zerbricht – ich will nicht sagen: es wird hässlich. Aber aggressiv schon. Da spielt etwas hinein, das bei mir schon immer eine Rolle gespielt hat, und das ist die politische Seite. „Politisch“ bedeutet für mich: Kritik, Widerstand.

Die Schönheit der weiblichen Stimme, sagt José Luis de Delás, hat ihn stets fasziniert,…
Korrumpierung der Musik und des musikalischen Schönheitsbegriffs durch den Nationalsozialismus. Die unterschiedlichen Reaktionsweisen sind verkörpert in Hans Werner Henze und Helmut Lachenmann….

Lachenmann warf Henze vor, er benutze eine vermeintlich intakte Sprache, seine Musik lasse die Selbstreflexion ihrer Mittel vermissen und tendiere deswegen zur Idylle. Henze konterte mit dem Hinweis, dass er – wie jeder andere Künstler auch – das Recht habe, auf seine Weise Utopien zu entwerfen und „glückliche Musik“ zu schreiben…
Helmut Lachenmanns Schönheitsbegriff setzt an bei der Kritik  dessen, was er den „ästhetischen Apparat“ nennt…Der ästhetische Apparat verkörpert beides: das Bedürfnis des Menschen nach Schönheit und zugleich seine Flucht vor der Wirklichkeit; er verkörpert die Sehnsucht  des Menschen nach Freiheit und zugleich seine Angst vor ihr. …neue Komponente eines Schönheitsbegriffs für uns heute,… Verweigerung des Gewohnten…In „Accanto“ für Klarinette und Orchester hat Helmut Lachenmann diese Strategie der „Verweigerung des Gewohnten“ modellhaft verwirklicht. Es stellt eine Paraphrase von Mozarts Klarinettenkonzert dar, das als Tonkonserve nur in wenigen Momenten flüchtig aus dem geräuschhaften Kontext hervorklingt.

Die vielfältige Musikkultur Neapels mit ihren archaischen Wurzeln war für Henze Inspirationsquelle und Symbol einer utopisch freien Musik. Sein Schönheitsideal war nicht wie bei Lachenmann das Resultat kritisch-historischer Reflexion, sondern das Resultat existenzieller Erfahrungen als Künstler und Mensch. Es beruhte nicht auf Gebrochenheit, sondern war positive Setzung. …
…zum Thema Schönheit festgestellt wurde: Die Frage nach der Schönheit versöhnt nicht, sie spaltet…
…Frage an Christian Wolff nach einer Probe am neuen Stück “Basel” UA 2008: Spielt Schönheit für Sie eine Rolle?
Ja klar, zum Beispiel heute. Wir haben jetzt versucht, einen Teil dieses neuen Stücks durchzuspielen. Es ist mir eigentlich noch zu schön. Die Musiker machen das noch zu raffiniert, zu delikat. Ich wollte auch irgendwie einen scharfen, aber nicht unbedingt hässlichen Klang – irgend etwas, was es durchschneidet. Man könnte auch sagen: In einem absoluten Sinn verstanden ist das, was sie machen, nicht schön. Auf Englisch ist es „pretty“ – hübsch. Das ist ein Unterschied…Man könnte sagen: „pretty“ ist oberflächlich. Es macht einen schönen Eindruck, aber es fehlt… – na ja, ich habe dafür keine Definition. Es fehlt eine gewisse Stärke….Für mich würde ich sagen, dass Schönheit in der Kunst etwas mit Spannung zu tun hat…
Für Wolff hat Platons Theorie des Schönen einige Elemente, die über die Zeiten hinweg Gültigkeit behalten haben.
Ich glaube, es hat mit einer Art Befriedigung zu tun. Schön ist, was einem irgendwie gut tut. Bei Platon hat das Schöne mit Begehren zu tun, mit Eros. Es ist immer ein Ziel, zu dem man drängt…
…Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch die in Basel lebende Komponistin Bettina Skrzypczak …
Ich verstehe unter Schönheit nicht eine bestimmte Erscheinung, sondern es ist ein Prozess – genauer gesagt: das Schöne zu entdecken ist ein Prozess.
…Und deswegen denke ich, dass es etwas sehr Dynamisches an sich hat und das Gegenteil von Statik ist. Noch konkreter: Das Schöne hat etwas mit Konstruktion, mit Konstruieren oder Aufbauen zu tun, im Gegensatz zum Hässlichen,…Das Schöne ist für mich etwas, das uns und unsere Aufmerksamkeit auf eine ganz bestimmte Weise anzieht. Es kann eine berauschende Wirkung haben und macht auch hungrig nach mehr….
Zum Schluss eine nicht-europäische Perspektive, um das hier nur skizzierte Panorama der verschiedenen Schönheitskonzepte, wie sie heute zu finden sind, abzurunden. Liza Lim, Australierin chinesischer Herkunft, …Es geht um ein Zen-Kloster auf einem Berg hoch über der Meeresküste. Wenn man durch das Tor eintritt, ist man umgeben von hohen Mauern und sieht das Meer nicht mehr. Aber wenn man drinnen angekommen ist, gibt es einen kleinen Fensterschlitz in der Mauer, und durch ihn kann man einen kleinen Blick auf das Meer werfen. …Diese Reduktion des Blicks auf das Meer im Zen-Kloster, sagt Liza Lim, ist das Gegenteil von den Villen im australischen Sidney, die mit riesigen Fenstern zum Meer hin orientiert sind. Dort werde der tägliche Blick im Großformat zu einer Selbstverständlichkeit. Er langweile auf Dauer, und die Schönheit des Blicks auf den Ozean werde zur Banalität. Die Geschichte mit dem Zen-Kloster ist für Liza Lim ein Zeichen, dass Schönheit eine Frage des Maßes, der Beschränkung ist.

…Aber es gibt in der chinesischen Kultur auch das Phänomen der großen Intensität und der Verdichtung: die Überfülle des Ausdrucks….Dieser chinesische Aspekt des Schönheitsempfindens, die Überfülle, kommt in ihren Kompositionen in Verfahren zum Ausdruck, mit denen sie andeutet, dass hinter dem real vorhandenen Klang stets noch andere Schichten vorhanden sind, die nur punktuell wahrnehmbar sind….Woran ich besonders interessiert bin in meiner Musik, ist das Erzeugen von verschiedenen Ebenen der Wahrnehmung – wenn etwas sich enthüllt und dann wieder verschwindet.

Fragen der Schönheit im Komponieren heute wieder ganz oben auf der Tagesordnung…für Liza Lim ein Anlass zu grundsätzlichen Fragen: Wie kommt dieses Gefühl von erhöhter Schwingung, von gesteigerter Aufmerksamkeit zustande, eine der Wirkungen von Schönheit? Was ist überhaupt Schönheit?…Es ist eine Art Sinnenfreude. …
4)
link
BEAUTYbroken Festival Neue Musik Stadthaus Ulm 10.-16.April 2016
https://www.facebook.com/events/1572956726329751/
5)
Und immer wieder Schönberg …und Berg
Arnold Schönberg 1911 in seiner Harmonielehre: „Schönheit beginn dort, wo die Unproduktiven sie zu vermissen beginnen.“
Schönbergs Orchesterstücke op. 16.
SPIEGEL: Warum hat sich die zeitgenössische Musik so vom Publikum entfernt?
Harnoncourt: Das ist eine ganz große Frage. Die kann ich auch nicht beantworten. In meinen Augen ist mit der Zwölftonmusik ein riesiger Fehler passiert, weil es keine 12 Töne gibt. Jedem Physiker sträuben sich die Haare, wieso das gerade 12 sein sollen. Es könnten genauso 16 sein. Und dass die dann noch gleich groß gemacht werden, also 12 gleiche Halbtöne, wo überhaupt kein Intervall mehr stimmt außer der Oktave, das könnte ein Irrweg gewesen sein von Schönberg.
SPIEGEL: Ein genialer Irrweg?
Harnoncourt: Genial würde ich nicht sagen, aber zum Beispiel die Benützung dieses Irrwegs durch Anton Webern oder durch Alban Berg finde ich genial. Bergs Benützung der Zwölftonmusik als tonale Musik ist unglaublich. Wenn der noch 20 Jahre länger gelebt hätte, hätte er vielleicht einen großen Schalter herumlegen können….
aus Leonard Bernstein Freude an der Musik, Einführung in die Moderne Musik
…Dissonanz ein relativer Begriff, parallel zur Entwicklung der Modulation und der Harmonien, der Musik eine immer größere Ausdruckskraft gab…Höhepunkt als Wagner seine Oper Tristan und Isolde schrieb…fast tonale Orientierung verloren…ein Meer von unbestimmter Tonalität,…die 12 Töne eine fast gleichwertige Bedeutung, demokratische Anarchie. …Nach Tristan und Isolde konnte nichts mehr überraschen…Spaltung der Komponisten im 20.Jhdt. in Atonale und Tonale.
Atonale Welt begann um 1910 mit Arnold Schönberg…überwagnert buchstäblich Wagner…Streichsextett “Verklärte Nacht”….
Schönberg zerriss die Tonalität,…atonale Musik ohne Tonarten, ohne Grundton,…nur noch die bloßen 12 Töne verwendet…ein ganz neues System der atonalen Musik , das Zwölftonsystem. Eine Reihe aus den 12 Tönen der chromatischen Skala bildet die Grundlage.
Viele glauben, daß es Schönbergs Schüler Alban Berg vorbehalten war das 12Tonsystem zu vermenschlichen, z.B. in seinem Violinkonzert, Opern Wozzeck, Lulu,…
Führer der tonalen Gruppe Strawinsky…atonaler Schönberg…
In beiden Fällen ist es das gleiche Suchen nach neuer Schönheit.
http://www.bing.com/videos/search?q=Strawinsky+igor+you+tube&view=detail&mid=63E32C74CB11B43B20CE63E32C74CB11B43B20CE&FORM=VIRE The Firebird – Stravinsky

Diese Episode ist am 09.03.2017 erschienen. Dauer: 1 Stunde 5 Minuten und 3 Sekunden

 


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 March 9, 2017  1h5m