OrgAvantgarde - Intelligent organisieren in Kontingenz

Susanne Leithoff und Johann Scholten sind davon überzeugt, dass es einer organisationalen Aufklärung bedarf. Organisation, Führung und Mitarbeiterschaft müssen neu gedacht werden, wenn eine Navigation und eine vitale Anpassung an sich schnell verändernde Bedingungen gelingen soll. Im gemeinsamen Dialog erkunden wir aktuelle Dysfunktionen und Kippunkte des Organisierens um neue Denkpfade auszuloten, die wirksamere Handlungsoptionen zu öffnen vermögen. Parallel veröffentlichen wir ein Dialogpapier in dem die zentralen Aussagen und Thesen zusammengefasst sind. Sie sind herzlich eingeladen hier in Schriftform am Dialog teilzunehmen.

http://www.orgavantgarde.de

subscribe
share






episode 4: Folge 4: Kollektive hermeneutische Dysfunktionsforschung als radikal neuer Ansatz


Systemdenken I

Intuitiv / heuristisch: Das Denken funktioniert automatisch und schnell, weitgehend mühelos und ohne willentliche Steuerung. Wir wollen dieses Denken nicht nur bei Individuen verorten, sondern sehen hier auch eine Grundlage für die kooperative Organisation im Prozess des Organisierens. Hier entstehen die Routinen, Denk- und Handlungsmuster bis hin zum pfadabhängigen Denken über große Zeiträume. So läuft die Organisation auch dann, wenn das pfadabhängige Denken zu massiven Störungen und Dysfunktionen führt. Der Zustand des Lock-in ist erreicht, wenn der Denkpfad nicht hinterfragt wird, sondern die Gründe in einem mehr oder weniger zu suchen sind, gerne verbunden mit Personalisierungen und mehr vom Gleichen.

Systemdenken I ist im Prozess des Organisierens unabdingbar schafft jedoch automatisch den blinden Fleck der nicht beabsichtigten Dysfunktionen.

 

Systemdenken II:

Reflexiv /  hermeneutisch: Wir haben dazu schon einiges gesagt. Hier geht es um Nachdenken, und zwar auch hier wiederum nicht als Einzelleistung, sondern größeren Einheiten wie Gruppen, Bereiche, Organisationen insgesamt.

Diese Art des Denkens dient dazu den blinden Flecken des Systemdenkens I auf die Spur zu kommen. Diese Art des Denkens ist anstrengend, weil sie die Aufmerksamkeit auf mentale Aktivitäten zur Erfassung komplexer Zusammenhänge  zirkuläre Wirkungen (wicked problems) und konkrete Berechnungen (Kennzahlen) richtet.  Systemdenken wird getragen vom subjektiven Erleben von Handlungsmacht (locus of control), Entscheidungsfreiheit und engagierter Konzentration.

Systemdenken II ist kein einmaliger Vorgang, sondern kontextuell wie inhaltlich sorgfältig zu gestalten. Hier spielt das angewandte Design mit speziellen Instrumenten eine wesentliche Rolle. Die Frage ist dabei, wer zu welchen Themen mit welchem angestrebten Ergebnistyp in welcher Zeit zusammenkommt. Natürlich darf es auch freie Reflexionskontexte geben, jedoch dürfen diese keinesfalls die Regel sein. 

Systemdenken II ist radikal, weil die hermeneutische Vorgehensweise an die Wurzel der bisherigen Überzeugungen (Muster, mentale Modelle, Pfade)  geht, die in diesem Forschungsprozess in Frage gestellt werden. Ein Lock-in ist ohne externe Unterstützung nur schwerlich möglich, weil intern daran nicht gerührt werden darf. Ein sehr zuverlässiger Indikator ist dabei, die Aufregung und Ablehnung von externer Unterstützung, wenn kollektive Abwehrroutinen ausgelöst werden.

Kollektive Dysfunktionsforschung, also Systemdenken II, aktiviert Abwehrroutinen der Organisation. Für die Ausprägungen dieser Abwehrroutinen hatten wir bereits typische Kategorien definiert:

1.    Erkenntnis Ignoranz

2.    Gegenwartsverlängerung

3.    Verantwortungsverschiebung

4.    Tool-Beschwörung

 So werden relevante, oft auch gravierende Probleme kollektiv invisibilisiert. …

 


fyyd: Podcast Search Engine
share








 September 23, 2022  54m