Die subversive Kraft von Büchern
Die Faszination des Romans besteht darin, leise aber wirkungsvolle Formen eines beharrlichen Widerstands zu entfalten, der teils auf der Kraft eines starken Sprachbilds beruht, teils auf dem in Büchern bewahrten Gedächtnis an freiheitliche Werte und Gleichheit. Celeste Ng inszeniert ihre Dystopie beinahe als Kammerspiel. Sie kommt mit einer Handvoll Protagonisten aus, um die Situation einer ganzen Gesellschaft zu zeichnen, die in eine verhängnisvolle Richtung gelenkt wurde. Im Mittelpunkt Birds kleine auseinandergerissene Familie, Sadie die keine Familie mehr hat, stellvertretend für alle Kinder, die ihren Eltern weggenommen worden sind. Außer den eigenen vier Wänden gibt es kaum sichere Räume für Menschen mit verdächtigem Äußeren. Das verleiht den Szenen besondere Konzentration und Intensität. Eine Ausnahme bildet der geschützte Rahmen der öffentlichen Bibliotheken, die zwar im Hintergrund aber doch eine recht spektakuläre Rolle im Widerstand spielen.