Sprechende Akten. NS-Opfer und ihr Ringen um Entschädigung

Nach dem Zweiten Weltkrieg bot die noch junge Bundesrepublik den Opfern und Verfolgten des Naziregimes so genannte “Wiedergutmachungszahlungen”. Doch nicht nur der Begriff war problematisch, auch der Prozess, eine solche Zahlung zu erhalten, gestaltete sich häufig als äusserst schwierig. Denn die Sachbearbeiter, die über die Zahlungen entschieden, urteilten sehr unterschiedlich. Teilweise mit äußerster Härte, manchmal voller Verständnis. Aber stets nach geltender Gesetzeslage. Das Landesarchiv Baden-Württemberg möchte diesen Teil deutscher Historie mit diesem Podcast wieder sichtbar machen und hat einige Entschädigungsakten ausgesucht, die nicht nur zeigen, welche Geschichten sich hinter den bürokratischen Verfahren verbergen, sondern auch, wie chaotisch die Regelungen teilweise waren. Und wie ein Land versucht hat, das Grauen aufzuarbeiten, das es gerade erst begangen hat. Sprechende Akten ist eine Produktion des Landesarchivs Baden-Württemberg. Umgesetzt von WE ARE PRODUCERS in Zusammenarbeit mit POOL ARTISTS. Finanziert vom Bundesministerium der Finanzen.

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Eine gestohlene Jugend. Der kommunistische Widerstandskämpfer Hans Gasparitsch


Hans Gasparitsch wurde am 30. März 1918 in Stuttgart geboren und wuchs im Arbeiterstadtteil Ostheim auf. Im Umfeld der Arbeiter-Jugendbewegung und ihrer Aktivitäten wurde er sozialisiert. Nach dem Verbot sämtlicher Arbeiterorganisationen durch die Nationalsozialisten gründeten Hans und seine Freunde ihre eigene Gruppe G, die Aktionen gegen die Nazis durchführte.

Im März 1935 schrieben sie die Parolen „Rot Front“ und „Hitler = Krieg“ auf den Sockel zweier Statuen im Stuttgarter Schlossgarten. Dabei wurde Hans verhaftet – er war gerade 17 Jahre alt. Vor seiner Verurteilung zu einer 2 ½ jährigen Haft wegen Hochverrat saß er ein Jahr lang in der Stuttgarter Zentrale der Gestapo, dem Hotel Silber, in Untersuchungshaft. Auch die anderen Mitglieder der kommunistisch gesinnten Gruppe G wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Gasparitsch verblieb danach in Schutzhaft und wurde wie viele andere Gegner des NS-Regimes ins KZ Dachau gebracht. Das Kriegsende erlebte er im KZ Buchenwald, wo er an der Selbstbefreiung der Häftlinge beteiligt war.

Hans kehrte sofort nach Stuttgart zurück, aber eine Existenzgründung war für ihn ohne Berufsausbildung sehr schwer. 1946 beantragte er Entschädigungszahlungen für die erlittene 10-jährige Haftzeit, die ihm auch zügig gewährt wurden ebenso wie einige Soforthilfe-Zahlungen. Probleme bekam Hans erst, nachdem er sich zu Studienzwecken vorübergehend in der DDR aufgehalten hatte. Seine Wiedergutmachungsverfahren zogen sich bis Anfang der 1990er Jahre hin und wurden alle mit einem Vergleich abgeschlossen. Gasparitsch verstarb am 13. April 2002 im Alter von 84 Jahren in Stuttgart.

Sprechende Akten ist eine Produktion des Landesarchivs Baden-Württemberg. Umgesetzt von WE ARE PRODUCERS in Zusammenarbeit mit POOL ARTISTS. Finanziert vom Bundesministerium der Finanzen.

Buch: Nilz Bokelberg Redaktion: Lisa Victoria Hertwig Aufnahme, Sounddesign & Mischung: Michael Viol Musik: Falk Andreas Erzählerin: Ulrike Kapfer In den weiteren Rollen: Elke Appelt, Gerald Blomeyer, Jennifer Günther, Nora Jokhosha, Arne Kapfer, Roman Kern, Bjoern Krass-Koenitz, Sebastian Pahl, Bernhard Schütz, Sven Sommer, Michael Viol

Weitere Informationen: https://www.landesarchiv-bw.de/wiedergutmachung https://www.landesarchiv-bw.de/sprechende-akten https://www.archivportal-d.de/themenportale/wiedergutmachung


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 October 24, 2022  32m