Erschöpfung statt Gelassenheit - Warum Achtsamkeit die falsche Antwort auf ziemlich jede Frage ist

Immer mehr Menschen strengen sich an, gelassen, achtsam und glücklich zu werden. Sehr viele sind stattdessen erschöpft, gestresst und einsam. Woran liegt das? Wie und wodurch sind wir hier in den westlichen Industriegesellschaften zu diesen gestressten, statusempfindlichen, ängstlichen, ichbezogenen, Konsument*innen geworden, die ihr eigenes Selbst permanent mit Yoga, Meditation und positiver Psychologie verbessern wollen und müssen? Warum wollen wir sonst so wenig in der Welt verbessern? Ein Podcast mit Gesprächen über den Terror der Achtsamkeit.

https://podcasters.spotify.com/pod/show/erschoepft-statt-gelassen

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07. Renate Kuschke: Vom Tun zum Lassen - absichtslose Achtsamkeit


Tun oder Lassen, Geist oder Körper, Kultur oder Natur, Mann oder Frau, Täter oder Opfer -  das abendländische Denken ist durchzogen von einer Logik des Binären. Diese strukturelle Entweder-Oder-Logik wurzelt in der grundlegenden Unterscheidung von Aktivität und Passivität. Dadurch entsteht eine Form der Weltbeziehung, die zwischen (aktivem) Subjekt und (passiver) Umwelt unterscheidet und die von den Subjekten fordert, im Modus der Aktivität ihre Umwelt zu instrumentalisieren.

Der deutsche Soziologe Hartmut Rosa setzt diesem instrumentellen Selbst- und Weltverständnis Resonanz entgegen – seine Idee gelingender Weltbeziehung durch Einklang ist dabei nicht neu. Die 2500 Jahre alte Philosophie des Dao versteht alles Seiendes als untrennbar in einem ewigen Wandel miteinander verwoben. In diesem resonanten und dynamischen Selbst- und Weltverhältnis dienen die sogenannten „Dao-Künste“ wie Qi Gong, Taijiquan, Judo, Kalligraphie etc. dazu, durch dauernde Selbstkultivierung die eigene Wandlungsfähigkeit zu erhalten und zu verfeinern.

Ein Gespräch über eine „Philosophie in Bewegung“, über die Untrennbarkeit von Tun und Lassen, Yin und Yang, Leib, Geist und Seele, die Verwobenheit allen Seins und über die transformative Kraft einer Achtsamkeit, die die richtige Antwort auf so ziemlich jede Frage sein könnte.


  • Homepage von Renate Kuschke: www.qigong-flensburg.de
  • Laozi-Projekt:  http://www.qigong-flensburg.de/das-laozi-projekt-2/

 

 Bücher und Personen in der Reihenfolge ihres Erscheinens:

  • Alan Watts: Der Lauf des Wassers. Einführung in den Taoismus. München: Knauer, 2011 (Übersetzt von Susanne Schaup)   
  • Ted J. Kaptchuk: Das große Buch der chinesischen Medizin. Yin und Yang in der Praxis. München: Knauer, 2010. (Übersetzt von Ingeborg Biller)
  • Dietlind Zimmermann: ⁠https://www.taiji-lebenskunst.de/⁠
  • Hartmut Rosa, deutscher Soziologe:  
  • Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Frankfurt: suhrkamp, 2016
  • Unverfügbarkeit. Wien-Salzburg: Residenzverlag, 2018
  • Interview in futurzwei, Dez. 22, ⁠⁠https://taz.de/Hartmut-Rosa-im-Gespraech/!5902948/
  •  Fabian Heubel, deutscher Sinologe und Philosoph: Was ist chinesische Philosophie? Kritische Perspektiven. Hamburg: Felix Meiner Verlag, 2021
  • Jean-François Billeter, französischer Sinologe und Essayist: https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Fran%C3%A7ois_Billeter
  • Rolf Elberfeld, deutscher Sinologe und Philosoph: Philosophieren in einer globalisierten Welt. Baden-Baden: Verlag Karl Alber, 2017
  • André Gide, französischer Schriftsteller: https://de.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A9_Gide
  • François Jullien, französischer Sinologe und Philosoph: Vom Sein zum Leben: Euro-chinesisches Lexikon des Denkens. Berlin: Mattes & Seitz, 2018


Kontakt Kathrin Fischer:

Erschoepfung@posteo.de


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 April 15, 2023  1h15m