Viele Europäer, die hier kaum noch einen Bezug zu ihren traditionellen Glaubenssystemen haben und nach Asien reisen, fühlen sich von den dort zelebrierten spirituellen Ritualen angezogen, berührt und innerlich bewegt. So habe auch ich Gisela Berti es auf meinen Indienreisen erfahren. Selbstverständlich spielt die Exotik, die schweren Düfte des Räucherwerks, die Blumengirlanden, Gesänge und die bunten Gewänder hierbei eine Rolle. Doch entscheidender, faszinierender ist die erlebbare Verbindung von Spiritualität und Alltag, die im Leben vieler Menschen in den Feierlichkeiten dort noch erhalten zu sein scheint. Die Figuren der Götter und die ihnen zugesprochenen Eigenschaften sowie die einzelnen Feste weisen auf unsere inneren, nicht selten widersprüchlichen Anteile hin. Die Feiertage und Ihre Rituale helfen uns, das Gute in unserem Leben bewusst wahrzunehmen und auch mit dem Schwierigen, dass z. B. am Morgen eines Feiertages bewusst abgewaschen wird, besser umzugehen. In unseren eigenen, christlich geprägten Feiertagen ist für uns häufig dieser Bezug tief verborgen oder gar mit schweren, negativen Begriffen belastet. Die Rituale unserer Traditionen sind unserem Alltag so fern, dass wir den Sinn dahinter kaum noch sehen können.
So kann die Faszination für die uns zunächst fremden Feste freier Kulturen und Traditionen wieder tiefer zu unserer eigenen Spiritualität, zu inneren Werten und zu tief erlebter Freude und Dankbarkeit führen.