Das Filmmagazin

Schaut mit uns hinter die Leinwand! Jeden Sonntag nehmen wir im Podcast einen Film oder eine Serie genauer unter die Lupe. Was können wir daraus über uns und die Gesellschaft lernen? Wir sind Martin und Lucas. Wir lieben Filme und die Geschichten hinter den Filmen.

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episode 197: Der Niedergang der Arbeiterfilme


Der Vorwurf, der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei zu links und berichte einseitig, ist fast so alt wie die Institution selbst. Exemplarisch zeigt sich dies in den 1960er und 1970er Jahren, als vor allem NDR und WDR zunächst Dokumentarfilme und später Spielfilme im Arbeitermilieu drehten. In diesem letztlich kurzlebigen Genre steht die Lebenswelt der Arbeiterinnen und Arbeiter im Mittelpunkt. Es geht um Unsicherheit, den harten Alltag in der Fabrikhalle und um Klassenkämpfe mit Arbeitgebern, die auf einen Schlag Tausende entlassen. Oft entstehen die Filme in enger Zusammenarbeit mit den Betroffenen, manchmal spielen sich die Akteure in fiktionalisierter Form selbst. Einem Teil des Publikums gefällt diese Perspektive nicht. Konservative Zeitungen und Politiker von FDP und CDU/CSU schießen gegen Filme wie "Liebe Mutter, mir geht es gut" oder "Rote Fahnen sieht man besser". Lobbygruppen bilden sich mit fragwürdigen Argumenten, Schimpfwörter wie „Rotfunk“ werden popularisiert und mit der Zerschlagung von Teilen des ÖRR gedroht. Am Ende verschwinden die Arbeiterfilme von der Bildfläche, auch weil führende Redakteure durch arbeitgeberfreundliche ersetzt werden. Über den Niedergang des Genres sprechen wir mit dem Kulturhistoriker Pujan Karambeigi. Pujan hat für das politische Magazin Jacobin einen Artikel über Arbeiterfilme geschrieben. Im Interview sprechen wir nicht nur darüber, was die Arbeiterfilme auszeichnete, sondern auch darüber, inwiefern die heutigen Filme über Klassenkämpfe einen ganz anderen Blickwinkel haben.


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 May 14, 2023  36m