Ist das normal?

Warum komme ich nicht? Macht Porno süchtig? Und was ist guter Sex? Die Ärztin und Sexualtherapeutin Melanie Büttner und der Wissenschaftsjournalist Sven Stockrahm klären auf – über Mythen, Ängste und Fragen rund um Sex, Partnerschaft und Liebe. Hier geht’s um Fakten, nicht um Anekdoten. Überraschend, wissenschaftlich fundiert und mit spannenden Gäst:innen. Immer montags, alle zwei Wochen. Feedback per Sprachnachricht oder Mail an istdasnormal@zeit.de. Falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos Die ZEIT: www.zeit.de/podcast-abo

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episode 187: "Es sind die sexuellen Inhalte, die Kinder am meisten verstören"


"Was die allermeisten Pornos zeigen, hat mit der Sexualität, die Menschen miteinander erleben können, nichts zu tun", sagt Marc Jan Eumann. Er ist der Vorsitzende der Kommission für Jugendmedienschutz in Deutschland, die Kinder und Jugendliche vor Gewalt, Pornografie und Desinformation schützen soll. "Und ich spreche nicht über die 0,5 Prozent feministische Pornos, die es möglicherweise geben kann." Laut Gesetz sind pornografische Inhalte erst ab 18 Jahren erlaubt, allerdings stoßen Jugendliche und Kinder schon viel früher auf solche Inhalte. Das liegt auch an internationalen Anbietern, die sich – anders als deutsche Angebote – nicht an die Regeln halten, sagt Eumann. Ihn beunruhigen unter anderem Gewaltmotive und verzerrte Geschlechterrollen im Mainstreamporno und der Trend, bestimmte Clips, Bilder und Videos mit Begriffen wie "Teenager" zu versehen.

Wie gut sind junge Menschen also auf das vorbereitet, was ihnen auch zufällig oder ungewollt an Pornos, Gewalt bis hin zu Hass im Netz begegnet? Was bedeutet es, wenn im Chat unter Freunden plötzlich Nacktbilder kursieren oder Sexclips? Spätestens ab zwölf Jahren nutzen praktisch alle Jugendlichen ein Smartphone, entweder allein oder gemeinsam mit den Eltern. Zum Schulstart sprechen die Podcasthosts Melanie Büttner und Sven Stockrahm mit Eumann nicht nur über die Frage, wann Kinder ihr erstes Handy bekommen sollten. Sondern auch welche Verantwortung die Gesetzgeberin, Anbieter und vor allem Eltern haben, ihren Nachwuchs zu schützen. Denn Kinder haben nicht nur ein Recht auf mediale Teilhabe, sondern auch darauf, sicher durchs Netz zu kommen.

Mehr zu unserem Gast und weiterführende Infos

  • Marc Jan Eumann ist SPD-Politiker und Direktor der Medienanstalt Rheinland-Pfalz sowie Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM). Ihr Auftrag: Kinder und Jugendliche in Deutschland vor Inhalten wie Gewalt, Pornografie oder Desinformation im Netz zu schützen. Dies ist über den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV; PDF) geregelt.
  • Unter Medien-kindersicher.de finden Eltern Informationen und Hilfe, wie sie etwa Smartphones oder Tablets, aber auch Dienste und Apps für ihre Kinder so einstellen, dass sie sicher im Netz unterwegs sind.
  • Auf klicksafe.de gibt es viele Hinweise und Angebote, wie sich Kinder und Jugendliche besser vor Cybermobbing, Hatespeech oder Gewaltdarstellungen schützen lassen. Zudem gibt es Antworten und eine Checkliste zur Frage, ob ein Smartphone für Erstklässler eine gute Idee ist.
  • Das Hilfeportal sexueller Missbrauch bietet Hilfe für Betroffene von sexueller Gewalt in der Kindheit, ihre Angehörigen und andere Menschen, die sie unterstützen wollen. Beratungen sind etwa per Telefon anonym möglich.

Mehr zu Studien und Quellen

  • Wie nutzen Kinder das Internet und Medien? Darüber gibt die aktuelle KIM-Studie 2022 Aufschluss (KIM steht für Kinder, Internet, Medien). Darin gaben auch zwei Drittel der Eltern, deren Kinder das Internet nutzen, an, weder Filter noch Sicherheitseinstellungen zum Schutz ihrer Kinder zu verwenden.
  • Schon 95 Prozent der Kinder zwischen sechs und neun Jahren nutzen Smartphone oder Tablet entweder allein oder gemeinsam mit den Eltern. Das zeigt eine Befragung, die der Verein Bitkom Ende 2021 beauftragt hat.
  • Daten einer aktuellen Studie der Kinderbeauftragten von England legen nahe, dass bereits jedes zehnte Kind im Alter von neun Jahren schon Pornografie gesehen hat. Bis zum 13. Lebensjahr waren es die Hälfte.
  • 2023 hat die Landesanstalt für Medien NRW 3.000 Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren zu ihren Erfahrungen mit Sexting und Pornos befragt. Jede dritte Person hatte bereits einen Porno gesehen, jede fünfte selbst schon mal sexuelle Inhalte verschickt.
  • Eine weitere Befragung unter Jugendlichen ergab, dass der erste Kontakt mit harter Pornografie nur für die Hälfte gewollt war (Kumulierte Evidenzen: Quandt & Vogelsang, 2017).
  • Eine wissenschaftliche Zusammenfassung zum Stand von rough sex legt nahe, dass Praktiken wie Haare-Ziehen, Schlagen oder Würgen populärer geworden sind (Zeitschrift für Sexualforschung: Döring, 2023).
  • Laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2022 (PDF) waren 41 Prozent der Personen, die verdächtigt wurden, kinder- oder jugendpornografisches Material erworben, besessen oder hergestellt zu haben, unter 18 Jahren. Dies ist auch damit zu erklären, dass etwa Nacktbilder über Gruppenchats von jungen Menschen oft ohne Kenntnis des strafrechtlichen Hintergrunds geteilt werden.

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Folgt den Sexpodcasthosts, der Ärztin und Sexualtherapeutin Melanie Büttner und dem ZEIT-ONLINE-Ressortleiter Wissen, Sven Stockrahm, auf Instagram unter @melaniebuettner1 und @svensonst

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 September 11, 2023  1h28m