Unerwartet schwierig, dieser Klassiker der Neorealismus von Roberto Rossellini – gedreht in Berlin 1947. Im Mittelpunkt steht der 12-Jährige Edmund, der versucht in den Ruinen des Nachkriegsberlin zu überleben. Jeder betrügt jeden, überall Krankheit, Hunger, Tod. Für Kindheit ist kein Platz, Edmund muss Entscheidungen treffen, die ihn völlig überfordern. Das alles vor dem Hintergrund des zerstörten Berlin, visuell sehr beeindruckend. Schwierig war der Film für mich vor allem durch die unnatürliche Bühnensprache der deutschen Schauspieler – das hat es fast unmöglich gemacht, in den Film hineinzukommen. Es wäre mir lieber gewesen, ich hätte die italienische Synchronisation mit Untertiteln gesehen. Auch die Filmmusik passt nicht zur Geschichte sondern eher zu einem Mantel- und Degenfilm. Ein weiteres Problem ist die tragische, melodramatische Zuspitzung der Handlung: zwei Todesfälle dominieren das letzte Drittel des Films, sodass alles andere, was der Film erzählt, dahinter verblasst. Gerade im Vergleich den Nachkriegsfilmen von Keisuke Kinoshita (zum Beispiel A JAPANESE TRAGEDY) ist Rossellini hier brutal und zu simpel. Ausnahmsweise eine Solopodcastepisode.