Das Cover des meisterhaften Romans von Daša Drndi? läßt die Düsternis hinter der Adria-Sonne ahnen: ein schmutziges, überschattetes Gelb und Buchstaben, die den SS-Schriftzug andeuten. Haya Tedeschi recherchiert die Verbrechen der SS in der einstigen Reismühle San Sabba bei Triest. Sie selbst ist verstrickt in den Terror. Denn einer der SS-Täter von 1944/45, der blonde Kurt Franz, ist der Vater ihres Sohnes Antonio. Die Liebesgeschichte begann 1944, Haya war 21 Jahre jung und ahnungslos; auch als ihr Baby im April 1945 aus dem Kinderwagen verschwand. Erst 1976, mit 53, als die italienische Justiz versucht, die SS-Verbrecher vor Gericht zu bringen, begreift Haya, was geschah. Im Sommer 2006 wartet sie noch immer auf Antonios Rückkehr, nach 62 Jahren. - Atemberaubend, wie Daša Drndic im Roman die Jahrzehnte verbindet, historische Fakten und Fiktion verflicht, Poesie und NS-Terror, Familientragödie und Nachkriegsgeschichte. Die Schauspielerin Sibylle Canonica und andere lesen aus "Sonnenschein". Moderation: Cornelia Zetzsche.