Am Meer sah er sie zum ersten Mal. Ein Mädchen aus gutem Haus, behütet und bewacht, blond, dünn, schon sechzehn und "das begehrenswerteste, das man sich vorstellen konnte". Die Mutter ist Französin, sie heißt "Belle" und geht in die Privatschule Jeanne d'Arc. Jedes Detail weiß der Erzähler, der dem anfangs ungeliebten Freund Leonardo von der ersten Liebe berichtet, und doch ist alles erfunden, eine Laune, ein Test, wie belastbar Worte sind, wie weit die Vorstellungskraft reicht. Die Geschichte beginnt 1933. Die Faschisten tauchen im Hintergrund auf. Beide Jugendliche sind fünfzehn. Übers Erzählen kommen sie zusammen. Wünsche, Ideen werden zu Fakten und Ereignissen. Mit den vielen Details skizziert Alberto Vigevani eine Proustsche Welt von morbider Eleganz. 1918 wurde er in Mailand in eine jüdische Familie geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt. Seine Eltern starben früh. Seine Buchhandlung machte er zum Treffpunkt von Antifaschisten, drei Jahre lebte er im Schweizer Exil. 1999 starb Alberto Vigevani in Mailand. "Belle - ein Trugbild" ist eine Wiederentdeckung, eine Geschichte von der Liebe und der Kraft der Worte. Übersetzt von Marianne Schneider. In Auszügen gelesen von Peter Fricke. Moderation: Cornelia Zetzsche.