Erschöpfung statt Gelassenheit - Warum Achtsamkeit die falsche Antwort auf ziemlich jede Frage ist

Immer mehr Menschen strengen sich an, gelassen, achtsam und glücklich zu werden. Sehr viele sind stattdessen erschöpft, gestresst und einsam. Woran liegt das? Wie und wodurch sind wir hier in den westlichen Industriegesellschaften zu diesen gestressten, statusempfindlichen, ängstlichen, ichbezogenen, Konsument*innen geworden, die ihr eigenes Selbst permanent mit Yoga, Meditation und positiver Psychologie verbessern wollen und müssen? Warum wollen wir sonst so wenig in der Welt verbessern? Ein Podcast mit Gesprächen über den Terror der Achtsamkeit.

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episode 16: 16. Tanja Michael: Selbstfürsorge statt Selbstoptimierung - Freundlich mal nichts tun


Was man alles werden könnte, wie viele Grenzen man überwinden könnte, wie viele Erfolge man feiern könnte, wer und was alles in und um den eigenen Haushalt herum gestaltet, aufgeräumt, organisiert und optimiert werden könnte. Und wie ungeheuer glücklich und optimistisch man sein könnte, wenn man nur wüsste, wie.

Unsinn, sagt Tanja Michael, Professorin für Psychologie und Psychotherapie. Der Zwang zum Glück schafft zuverlässig Unglück und der Optimierungsdruck Stress, der zur Erschöpfung führt. Menschen sind leibliche Wesen. Sie sind aufgrund ihrer spezifischen genetischen Ausstattung nicht beliebig formbar und haben körperliche und seelische Bedürfnisse, etwa nach Sicherheit, Schlaf, Bewegung, Sinn und Verbundenheit mit allem Lebendigen.

Statt sich von den eigenen Ansprüchen an ein vermeintlich perfektes Leben in die Erschöpfungsdepression treiben zu lassen, plädiert Michael für einen entspannteren Umgang mit der eigenen Durchschnittlichkeit. Allein auf dem Sofa oder in der Natur, gemeinsam mit anderen im Chor oder in der Nachbarschaftshilfe.

Ein Gespräch über menschliche Begrenztheit und seelische Vewundbarkeit, über Sinn und Unsinn von Achtsamkeit, die Selbstüberschätzung von Menschen und die Bedeutung von Güte und Freundlichkeit - gegenüber sich selbst, anderen Menschen und allem Lebenden.

 

Prof. Dr. Tanja Michael an der Universität des Saarlandes:

https://www.uni-saarland.de/lehrstuhl/michael/team/tanja-michael.html

 

Erwähnungen von Ereignissen, Begriffen und Personen:

  • Tanja Michael/Corinna Hartmann: 55 Fragen an die Seele.  Wie sie tickt und was ihr Halt gibt. München, 2023.
  • Weltwirtschaftsforum Davos: Das Jahrzehnt der Krisen: https://www.dw.com/de/krisenmanagement-beim-weltwirtschaftsforum-in-davos/a-64385449
  • Die gesunde Seele als ein Haus. In: Tanja Michael/Corinna Hartmann: “55 Fragen an die Seele“. München, 2023, S. 33.: „Das Fundament für eine gesunde Seele bilden menschenwürdige Lebensbedingungen, Sicherheit und Frieden. Die Stützpfeiler bestehen aus einem Alltag, der zu uns passt, inklusive einer Aufgabe, die uns erfüllt, sowie aus funktionierenden sozialen Beziehungen und einem guten Umgang mit den eigenen Gefühlen. Das schützende Dach besteht aus Möglichkeiten zu wachsen, dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln.“
  • HPA-Achse: https://de.wikipedia.org/wiki/Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse
  • Hustle Culture: https://www.bedeutungonline.de/was-ist-die-hustle-culture-bedeutung-definition-erklaerung/
  • Studie zu Einsamkeit und antidemokratischen Haltungen: https://www.demokratie-leben.de/magazin/magazin-details/studie-extrem-einsam-166
  • Basisemotionen: https://de.wikipedia.org/wiki/Grundgef%C3%BChl
  • Barbara Ehrenreich: Smile or Die. Wie die Ideologie des positiven Denkens die Welt verdummt. Deutsch von Gabriele Gockel. München, 2010.
  • Ajan Brahm: Kindfulness. Somerville, 2016
  • Viktor Frankl: https://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_Frankl
  • Aaron Antonowsky: https://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Antonovsky
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 February 15, 2024  1h33m