Anders & Wunderlich: Der Geschichten-Podcast

Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...

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Expl0563: Paul und Ringo


Die Beatles sind die Helden meiner Jugend. Ich kann jeden Song auswendig. Als Paul McCartney und Ringo Starr gefragt haben, ob ich sie in meiner kleinen Sendung interviewen will, konnte ich nicht „Nein“ sagen. Das ist der Durchbruch für den deutschen Podcast! Werdet Zeugen!

Download der Episode hier.
Opener: „John Lennon Funny Let it A, Let it B, Let it C, Let it D“ von rafa gomes
Musik: „Special (2016)“ von Kinematic / CC BY-NC-ND 3.0

O: Es ist mir, als kleinem Podcaster eine ungeheure Ehre! Hier im Explikator begrüße ich zwei der größten… äh… sagen wir lieber bedeutendsten Musiker dieses Jahrhunderts… äh… sagen wir lieber des letzten Jahrhunderts begrüßen zu dürfen. Hier im Explikator, nur für meine siebzehn Hörenden und mich: Paul McGarden und Ringo Stern!
P: Wie meinst Du das mit den 17 Hörenden? Is Hörende the same as listener?
O: Die beide übrigens seid den Tagen im Star Club in Hamburg ausgezeichnet Deutsch können! Was dieses Interview ungeheuer erleichtert. Wie cool!
P: Siebzehn? Das ist das Gleiche wie seventeen, oder?
R: Love, Peace. Love and Peace, German fans, I’m Ringo!
O: Vielen Menschen sind diese beiden Legenden der Schlagermusik natürlich nicht mir ihrem bürgerlichen Namen bekannt…
P: Schlagermusik?
O: Sondern als die Männer hinter John Lennon. Der Macher der berühmten Beatles. Leider sind George Harrison und John Lennon selber ja schon nicht mehr unter uns…
R: George war auch ein Beatle?
P: Natürlich Ringo! Wir waren die Fab Four! Die fabelhaften Vier! Zähl’ einfach ‘mal nach. Aber, wenn ich noch einmal auf die seventeeen zurückkommen darf…
O: Und diese beiden Heroen der seichten Blubbermusik haben uns versprochen, heute mit einigen noch völlig unbekannten Tatsachen rauszurücken. Dinge auszuplaudern, die noch nie vorher erzählt worden. Ist das richtig, Ringo?
R: Stimmt! Es stimmt. Wir waren die Beatles. Ich war dabei!
O: Was mich gleich zu meiner ersten Frage bringt. Einer meiner Lieblingssongs von John Lennon und den Beatles ist ja „Strawberry Fields Forever“. Könnt ihr mir da etwas zur Entstehung erzählen, was bisher noch nicht rauf- und runtergedruckt wurde?
R: Strawberry Fields? Nie gehört. War ich da dabei, Paul?
P: Nein, Ringo. Das waren nur John. Und ich.
R: Und George? War dieser George dabei?
P: Nein, George war nicht dabei! Und das mit Strawberry Fields war ganz anders, als die Leute denken!
O: Ach ja?
P: Ja! John war damals gerade auf Amphetamin, Cocaine und… garlic… Knoblauchpastillen. Mann, diese Knoblauchpastillen, die waren echt heftig. Ich hab’ die ja auch ‘mal probiert, übrigens.
R: Und ich, Paul?
P: Du nicht, Ringo!
R: Und George?
P: George hat die überhaupt erst mitgebracht! Na ja, also John ist voll auf Koks und Knoblauch und läuft wie ein Gestörter durch das Studio mit so einer Augenbinde. „Living is easy with eyes closed“, sagt er noch, haut sich voll die Birne am Türstock an und meint noch, voll high: „It’s getting hard to be someone“. Als er dann doch noch durch die Tür findet, fragt ihn George Martin, ob er daraus einen Song machen darf. Sagt John, stinking like Van Helsing: „It doesn’t matter much to me.“ Das ist die wahre Geschichte! True story!
R: Ja! Haha! Stimmt! Ich erinnere mich!
P: Nein, Du erinnerst Dich nicht, Du warst ja gar nicht dabei!
O: Das ist wirklich sooo toll zu wissen! Völlig neu! Cool! Ich hätte da ja noch einige Fragen zu meinem Lieblingsalbum. Und das ist natürlich „Revolver“. Das ist für mich das geniale Meisterstück von John Lennon und George Harrison. So etwas wie die Sitarklänge von „Love You To“ in der Popmusik, das war eine richtige Revolution.
R: „Love You To“? Kenne ich gar nicht. War ich da dabei, Paul?
P: Nein, Ringo, da warst Du nicht dabei. Das ist von George.
R: Ach, George! Der war bei Revolver auch im Studio?
P: Ja, Ringo. Und hat zum Beispiel „Love You To“ aufgenommen…
R: Wo war der denn?
P: Der saß in der Ecke und hat Gitarre gespielt. Lange Haare. Indische Klamotten.
R: Ah! Stimmt! Ich erinnere mich! Da war ich dabei!
P: Warst Du. Na ja, die wahre Geschichte von Revolver ist ja die, dass John damals voll auf LSD und Luxativs war.
O: Laxative?
P: Abführmittel. Er war voll auf Abführmittel. Ich hab’ das übrigens auch einmal ausprobiert, aber für mich war das nichts. Aber das waren die Sechziger, Mann, da haben wir halt vieles ausprobiert.
R: Das kann man sagen. Vieles! Hast Du schon einmal Pommes mit Nutella probiert, Mann?
P: Auf jeden Fall war das bei Revolver so: John ist wochenlang praktisch den ganzen Tag alle drei Minuten die Toilette gerannt wie ein Blöder. Bis ihm Doctor Robert dann gegeben hat etwas dagegen. Verschrieben hat. Darum sind auf diesem Album einfach die meisten Songs in reality von mir. Und drei von George. Aber eine revolution war das schon, das stimmt. Das hatten wir so damals gar nicht gedacht. Wir waren einfach nur total creative!
R: Hab’ ich einen Song auf der Platte, Paul?
P: Nein, Ringo. Aber Du warst da.
R: Ja, ich erinnere mich. Love and Peace!
P: Wegen diesen 17 Leuten noch einmal…
O: Und mein zweitliebstes Album ist natürlich das „Weiße Album“. Das war zwar kein so großer Durchbruch mehr, immerhin gab es jetzt ja schon Jimi Hendrix oder Pink Floyd, aber es ist trotzdem knallebunt und prima easy listening. Wenn das im Hintergrund läuft, kann man trotzdem prima konzentriert arbeiten.
R: Da war ich dabei! Ich kann mich erinnern! Aber George war schon aus der Band ausgeschieden.
P: Nein, war er nicht. Das war der Typ mit den schwarzen Klamotten und dem komischen Bart. Und den langen Haaren.
R: Really? Him? Der, who immer in der Ecke stand? Mit der Gitarre? Der?
P: Genau der, Ringo? Hast Du jetzt eigentlich schon einmal nachgezählt?
O: Gibt es zum „Weißen Album“ coole Facts für uns Fans?
P: Na ja, was wirklich kaum einer weiß, ist ja, das wir alle vier ganz gut Deutsch sprechen könnten. Wir haben ja immer wieder Songs auch in Deutsch aufgenommen.
O: Na klar! „Komm, gib’ mir Deine Hand“ war Nummer Eins in Deutschland, als ich auf die Welt kam!
P: Genau. Und wir wollten das mit dem White Album auch machen. John war damals total auf so einer komischen Mischung aus Heroin, Peyote, Wachsmalkreiden und Fingernageldreck und lag eigentlich nur die ganze Zeit bewusstlos im Studio rum. Ich hab’ das übrigens auch probiert. Aber wir anderen hatten schon fünf Stücke komplett auf Deutsch eingespielt gehabt haben…
O: Das ist ja cool! Welche denn?
P: Was war das noch? Ringo, erinnerst Du Dich noch?
R: Klar erinnere ich mich! Ich war ja dabei! Bei uns, den Fab Four!
P: Ah. Du hast also nachgezählt. Also, das waren: Wilder Honigkuchen, Glaszwiebel, Felsiger Waschbär, Glücklichkeit ist eine warme Pistole und Die Fortsetzungsgeschichte von Einstockhaus-Wilhelm.
O: Moment. Wild Honey Pie, Glass Onion, Rocky Racoon, Hapiness is a Warm Gun und The Continuing Story of Bungalow Bill. Stimmt’s?
P: Genau! Die waren das. BTW, wegen dieser 17 Menschen, die hier so zuhören…
O: Aber dann kam es zur Trennung der Beatles und ihr habt das nie veröffentlicht, oder?
P: Nie. Aber das mit der Trennung war auch ganz anders, als alle immer meinen.
R: War ich da dabei, Paul?
P: Ja, verdammt, Ringo! Als wir VIER uns trennten, waren wir VIER irgendwie involviert!
R: Vier? Also auch George?
P: Ja! Auch George! Aber die Geschichte war so: Wir hatten ja mit Apple Records unser ganzes Geld an irgendwelche Hippies verschenkt. Wenn man wusste, wie man eine Gitarre stimmen tut oder einen Kontakt löten tut, dann hat Apple sofort eine Platte daraus gemacht. Darum waren wir halt auch bald Pleite. Und wir mussten in ein anderes, billigeres Studio umziehen.
R: Ich erinnere mich. Wir sind umgezogen. Ich war da dabei!
P: Ja, warst Du. Aber das Problem war, als wir ausgepackt hatten und alles kontrollierten und nachzählten, fehlten halt importante Dinge.
R: Ja, es fehlten Dinge! Stimmt!
P: Zum Beispiel George. Der stand immer noch irgendwo in den Abbey Road Studios rum. Oder John, der lag immer noch irgendwo bewusstlos in den alten Räumen rum. War ein großes Haus, Abbey Road. Hat lange keine gefunden, den John. War dann, glaub’ ich Yoko. Who cares. So waren die Beatles getrennt. So einfach war das. We moved.
O: Wow! Das erklärt so vieles! Mind blown, if you know what I mean! So hörte das also mit den Fab Four auf. Das Ende der Geschichte der vier Jungs aus Liverpool!
R: Vier? Wieso vier?
(Pause)
O: Aber seitdem wart ihr ja total fleißig. Vor allem seit George tot ist…
R: George ist tot? War ich da dabei?
O: …habt ihr ja dauernd neue Beatles-Sachen veröffentlicht. Die Anthology war eine große Nummer, es gibt mindestens drei Filme mit Beatles-Bezug und jetzt habt ihr wieder eine neue tolle Idee in der Hinterhand, habe ich recht?
R: That’s right! That’s right! Darf ich, Paul? Darf ich?
P: Klar, Ringo. Ist ja Dein Baby!
R: Wir werden zu Weihnachten eine CD-Box veröffentlichen mit allen Songs, die ich je für die Beatles geschrieben habe!
(Pause)
O: Also. Da wären „Octopus Garden“ und „Don’t Pass me By“…
R: Genau! Aber auf den 120 Tracks sind auch die originalen Demotapes, ein Remix von Dr. Dre, ein Remix von Moby, ein Remix von Justin Bieber, eine Live-Version von „Show Me the Way to the Next Whiskey-Bar“ und dann erzähle ich noch die Christmas-Story nach Lukas in 12 verschiedenen Sprachen!
O: Na, wenn das nicht ein Muss ist für jeden Beatles-Fan! Auch in Deutsch?
R: Nee. In Deutsch nicht. Sorry.
(Pause)
O: Oookay… Na dann…
P: Wegen dieser 17 Listener noch einmal…
O: Es war mir als Explikator eine Ehre die Menschen zu interviewen, die John Lennon geholfen haben, die Beatles zu einem kommerziellen Dauererfolg in den späten Sechzigern zu machen. Ich hoffe, das gibt meinem Podcast einen richtigen Boost. Könnte ich gerade so richtig brauchen. Vielen Dank, Paul McGarten und Ringo Stern für euren Besuch!
P: Wegen der seventeen Hörenden…
R: Seventeen? War ich dabei? Zähle ich da eigentlich auch dazu, zu den 17?
P: Ringo, jetzt lenk’ nicht ab!

Closer:
P: Jetzt aber mal zu den 17 Listenern! Das ist doch nicht wahr? Wir hatten mit 17 Millionen gerechnet!
O: Natürlich ist das nicht wahr! Das ist ein bisschen irreführend. Ein Spiel. Ist so eine Image-Sache. Wir Podcaster untertreiben immer gerne, das ist so eine deutsche Sache seit dem Krieg. Ein running gag. Keiner spricht offen über die Zahlen, verstehst Du?
P: Ach so. O.k. Ich verstehe. So ein understatement thing. I can relate. Very british.
O: Ja. Meine Mutter lädt die Sendung nämlich immer zweimal runter. Und ich auch. Sind also eher 12 echte Fans. Aber die sind Hardcore! Echt! Die kaufen die neue CD-Box alle!
(Pause)
R: Bin ich eigentlich auch auf der neuen CD-Box?
P: Oh, Ringo. Shut Up!


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 November 11, 2016  20m