Ernst.FM

Ernst.FM ist bunt. Aber kein Regenbogen-Misch-Masch. Und auch nicht „irgendwie alles“. Mit einer vielfältigen, aber keinesfalls beliebigen Musikfarbe liefert das Hannoveraner Campus-Radio zeitgemäße musikalische Orientierung. Von der Indie-Disko gehts in den nächsten Elektro-Schuppen, ehe der Kater Sonntagmorgen mit Tee und Tönen aus dem Jazzclub bezwungen wird – diese Art von „bunt“. Als studentisches Kulturforum mit hellem Spotlight auf lokale Bands und deutschsprachige Musik reflektiert und prägt Ernst.FM das urbane Leben der Hannoveraner Studierendenszene. Subjektiv. Individuell. Ansprechend.

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Plattenkritik: Damien Rice – My Favourite Faded Fantasy


Vielen kommt diese Szene bestimmt noch bekannt vor. Die Charaktere der Serie Lost stapfen niedergeschlagen über den Strand und fragen sich: Why the hell sie eigentlich immer noch auf dieser Insel festsitzen. Aber was läuft bei der Szene eigentlich für eine Schnulze im Hintergrund? Das ist Damien Rice. Er ist der Singer/Songwriter, der mit seiner Musik Anfang der 2000er die Melancholie quasi neu erfunden hat. Kein Wunder also, dass die Serienmacher sich auf seine ziemlich emotionalen Songs gestürzt haben um damit hochkomplexe Gefühle zu untermalen. Doch die Serienproduzenten mussten ganz schön lange ohne die Musik des gefühlvollen Iren auskommen. Sein letztes Album ,9’ liegt nämlich acht Jahre zurück. Jetzt hat das Warten aber endlich ein Ende, denn Rice hat ein neues Album veröffentlicht. Was der Grund für die lange Pause war, erklärte der Sänger in einem Interview mit dem Radiosender 3FM. „Ich habe ein Paar Songs geschrieben und nahm sie auf, aber sie gefielen mir nicht. Dann hab ich mir eine kleine Auszeit genommen. Dann hab ich noch mehr Songs aufgenommen und ich mochte sie wieder nicht. Ich habe ein großes Loch gegraben als ich nach dem gesucht habe, was ich finden wollte. Und als ich dann gemerkt habe, dass ich eigentlich nach gar nichts suche, war ich schon zu tief in meinem Loch drin. Und dann hab ich nach oben geguckt und da stand Rick Rubin und ich rief: Hey, wirf mir mal ein Seil runter!“ Rick Rubin, der Damien Rice aus seinem Loch geholfen hat, wurde dann der Produzent des neuen Albums ,My Favourite Faded Fantasy’. Und sein Einfluss ist deutlich hörbar. Auf der Platte finden sich groß arrangierte Songs mit viel Streicherdynamik. Das verhilft den Texten von Damien Rice wiederum zu einer ganz neuen Intensität. Vor allem Songs wie ,The Box’ leben von den Arrangements des Produzenten. Aber auch der altbekannte, sehr leise Damien Rice ist auf seinem neuen Album immer noch zu hören. Zwischen der manchmal gewaltigen Orchestration findet sich immer noch die Musik, die man von seinen ersten beiden Alben kennt. Besonders der Song ,Colour Me In’ erinnert stark an den Damien Rice von vor zehn Jahren. Und wer bei diesem Song ganz genau hinhört, bemerkt auch, was Damien Rice ausmacht. Er schreibt nach wie vor sehr bewegende und in ihrer Einfachheit fast weise Texte. Und so schafft er es den Hörer mitfühlen zu lassen. Mit ihm, dem König der Melancholie, der einsam auf seinem Thron sitzt und über das Leben sinniert. Glücklicherweise lässt er dabei ab und zu ein Aufnahmegerät mitlaufen. Und das Ergebnis kann man jetzt hören, auf ,My Favourite Faded Fantasy’, dem neuen Album von Damien Rice. Foto: warnerbrosrecords.com / Lilja Birgisdóttir


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 November 14, 2014  3m