Kaum einer kannte ihn, kaum einer hat ernsthaft mit ihm gerechnet und viele taten sich schon schwer, Vor- und Nachnamen in die richtige Reihenfolge zu bringen. Und dann setzt sich Herr Daniel Günther von der CDU plötzlich an die Spitze der Wählergunst und lässt die SPD Kiel oben treiben. Gegen Amtsinhaber-Bonus, Schulz-Effekt und alle Erwartungen. Dass man nichts von ihm erwartete, vielleicht war gerade das sein Kapital. Vielleicht müssen erfolgreiche Spitzenkandidaten vor allem unverbraucht sein. Weil sie nur so die Chance haben, sich vorübergehend abzuheben von den Aktenfressern, Schaumschlägern oder Populisten der Gegenseite, bis sie irgendwann selbst in einer dieser Ecken landen. Oder was sollen die bedauernswerten Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer der nächsten Tage, Wochen und Monate sonst für Schlussfolgerungen ziehen - aus den Wahlzetteln und Denkzetteln, die wir in die Urnen werfen?