Jetzt fahren sie wieder über das Mittelmeer in kaum seetüchtigen Booten. Über tausend Flüchtlinge sind in diesem Jahr bereits ertrunken. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher sein. Die meisten von ihnen wählen die Route über Libyen, weil sie als sicher gilt und landen in einem unsicheren Land. Seit 2011, nach dem Sturz des Diktators al-Gaddafi, tobt in Libyen ein Bürgerkrieg, in dem sich nicht nur unzählige Milizen bekämpfen, sondern in dem auch drei Regierungen um die politische Macht kämpfen. Wer dem Chaos entkommen ist, es über das Meer lebend nach Italien geschafft hat, dem steht meist kein Asylrecht oder Schutz zu. Viele tauchen unter, ohne Ausweispapiere, ohne Identität. Italien ist überfordert, die EU ratlos. Und in Berlin hofft man, dass die Flüchtlinge nicht nach Deutschland weiterziehen. Denn nichts kann Angela Merkel im Wahljahr weniger gebrauchen als eine Neuauflage der Flüchtlingskrise. Was heißt das für die deutsche Libyen-Politik? Und gibt es die überhaupt?