Wer in der Türkei kritisch recherchiert, lebt gefährlich und in ständiger Angst. Das gilt für türkische Journalisten wie für ausländische. Vor kurzem geriet Mesale Tolu ins Fadenkreuz der türkischen Behörden. Sie ist Übersetzerin und Mitarbeiterin der türkischen Nachrichtenagentur Etha. Und sie hat nur den deutschen Pass. Tolu wurde im Morgengrauen in ihrer Wohnung in Istanbul verhaftet und in ein Gefängnis gebracht. Unklar ist, warum. Bislang durfte die Deutsche Botschaft keinen Kontakt mit ihr aufnehmen. Das ist auch im Fall des seit über drei Monaten im Gefängnis sitzenden Korrespondenten der "Welt" Deniz Yücel schwierig. Erst zwei Mal durfte ihn der Generalkonsul in Istanbul seit seiner Festnahme besuchen. Die deutsche Kampagne "Free Deniz" ist zwar aller Ehren wert, bislang aber fruchtlos. Seit dem gescheiterten Putsch im vergangenen Juli sind Journalisten in der Türkei Opfer einer beispiellosen Repressionswelle. Und der Furor der Verfolger nimmt kein Ende. Das hat System. Und katapultiert die Türkei aus dem Kreis demokratischer Staaten. Und allemal aus Beitrittsverhandlungen mit der EU.