In kaum einem anderen Land Europas ist die katholische Kirche so eng mit der nationalen Identität verknüpft wie in Polen. Als das Land Ende des 18. Jahrhunderts von der Weltkarte verschwand, diente sie rund 120 Jahre lang als Ersatz für die geraubte Nation. Eine ähnliche Rolle spielte sie während des Zweiten Weltkrieges. Als nach 1945 die Kommunisten das Land regierten, wurde die Kirche zum Zufluchtsort für die Opposition. In aktuellen Fragen, wie etwa beim Thema Familie oder Flüchtlinge zeigt sich, dass der Grat zwischen fromm, erzkonservativ und fremdenfeindlich ziemlich schmal sein kann.