Y Politik-Podcast | Lösungen für das 3. Jahrtausend

Politik bedeutet schon immer Probleme anzugehen. Aber das dritte Jahrtausend braucht neue Lösungen. Diese stellen Tanja Hille & Vincent Venus im Y Politik-Podcast vor – nicht neutral, niemals perfekt und doch immer optimistisch. Damit Du nicht nur mit neuen Gedanken aus der Folge gehst, kriegst Du jedes Mal noch was Handfestes zum Mitnehmen: von Alternativen zum Wahl-o-Maten, über den besten politischen Kinderfilm bis zu Deutsche Bahn-Hacks. Der Podcast für alle, die Helmut Schmidts Spruch “Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen” für genau so blöd halten, wie er später auch.

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episode 10: Generation Y: Warum Millennials die Politik umkrempeln werden [Y Politik 10]


Sie haben die richtigen Werte verinnerlicht und engagieren sich auf moderne Weise.

Mittlerweile sind auch die letzten der Generation Y volljährig – und damit ein demokratischer Machtfaktor. In Folge 10 analysieren wir daher die Werte und das Engagement der Generation Y und warum sie die Politik verändern werden.

Generation Y: Wer ist das eigentlich?

Ab diesem Jahr, 2018, sind alle in der Generation Y volljährig. Sie dürfen damit wählen und müssen endlich von der Politik ernst genommen werden. Die älteren von ihnen sitzen mittlerweile in Führungspositionen – und mit Sebastian Kurz ist ein Vertreter der Generation Y sogar Regierungschef.

Alle, die zwischen 1980 und 2000 geboren sind, zählen zu dieser Generation. Das sind in Deutschland knapp 20 Millionen Menschen und damit ¼ der Gesamtbevölkerung (trotzdem stellen sie damit eine Minderheit dar gegenüber den Ü40-Jährigen).

Die drei vielleicht größten Unterschiede der Generation Y zu vorherigen Generationen:

  • Sie sind Digital Natives, also mit dem Internet aufgewachsen.
  • Sie haben höhere Bildungsabschlüsse. Noch nie haben so viele Menschen Abitur gemacht und an Universitäten studiert: 2017 haben 56 % in den in Frage kommenden Geburtenjahrgänge ein Studium begonnen.
  • Sie kennen nur eine globalisierte Welt, in der man leicht ausländische Medien konsumieren und Kontakt zu Menschen in anderen Ländern halten kann, aber auch globale Krisen gemeinsam erlebt.
Wie werden die Werte der Generation Y die Politik verändern?

Es ist umstritten, ob man überhaupt einer Generation bestimmt Werte zuschreiben kann. Einige Eigenschaften, die den Millennials zugeordnet werden, widersprechen sich sogar (z.B. flexibel versus sicherheitsbedürftig). Trotzdem gibt es übergreifende Werte, die einen Wandel in der Politik befördern:

Die Generation Y ist optimistisch eingestellt: Ca. 60% sehen ihrer persönlichen Zukunft positiv entgegen. Optimismus ist die Grundlage für Wandel, sei es im Privaten oder im Politischen.

Hierarchien werden von Millennials hinterfragt: Autorität ist für sie nicht etwas, das aus einer Position hervorgeht. Stattdessen müssen Vorgesetzte sie durch Wissen und Kompetenz verdienen. Wer Autoritäten nicht blind anerkennt, kann auch das politische System einfacher hinterfragen und verändern.

Das Vorurteil, dass junge Menschen weniger interessiert an Politik sind, stimmt nicht. 2002 gaben in der Shell-Jugendstudie nur 30% an, politische interessiert zu sein. 2015 waren es schon 41%.

Vielleicht ist das der vielversprechendste Fakt, der für Wandel spricht: Unter den jungen Menschen gibt es heute mehr “Macher”. Die Shell-Jugendstudie hat Macher, Zögerliche, Materialisten und Idealisten identifiziert: Der Anteil der Macher ist von 25% auf 31% gestiegen.

Die Generation Y bringt viele Voraussetzungen mit, die Politik umzukrempeln. Doch wenn man ehrlich ist, spricht einiges auch dagegen. Die jungen Menschen sind nämlich zufriedener mit dem politischen System als früher. 2015 gaben 77% in Westdeutschland und 54% in Ostdeutschland an, mit dem politischen System zufrieden zu sein. Zufriedenheit ist allerdings kein Treiber für Veränderungen.

Dazu kommt, dass Millennials individualistisch unterwegs und deswegen schlecht organisiert sind: Die Parteibindung lässt nach, ihr Engagement ist kürzer und projektbezogener. Politische Organisationen brauchen jedoch Kontinuität und viele Mitglieder, um nachhaltig wirken zu können.

Wie verändert das politische Engagement der Generation Y die Politik?

Die Jugend von heute ist nicht politisch engagiert? Anstatt sich in einer Partei einzubringen oder auf die Straße zu gehen, vergibt sie lieber Likes auf Facebook? Das sind die gängigen Klischees über die Millennials. Dabei sagt das Klischee viel mehr über das veraltete Verständnis von politischem Engagement aus. Mit Politik machen, verbinden die meisten eben noch Parteien, Petitionen und Demonstrationen.

Unsere These ist jedoch, dass die Generation Y sich nicht weniger engagiert, sondern anders. Zum Beispiel digital statt analog: Als 2015 viele Geflüchtete nach Deutschland kamen, haben viele ehrenamtlichen Helfer Decken und Lebensmittel verteilt. Es gab jedoch auch digitales Engagement, zum Beispiel von Entwicklern, die Apps programmiert haben, um Geflüchteten das Ankommen in Deutschland zu erleichtern, sie mit Tandempartnern zu vernetzen oder Wohnungen zu vermitteln.

Millennials haben andere Ansätze und Ansprüche an ihr politisches Engagement als noch Generationen vor ihnen. Sie machen Politik:

  • Digitaler
  • Zeitlich flexibler
  • Ortsunabhängiger
  • Lebenslauforientierter
  • Projektorientierter
  • Selbstwirksamer
Zugabe: Generation What?

“Generation What?” ist Europas größte Jugendstudie. Sie wurde von einem Zusammenschluss der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten in ganz Europa durchgeführt. Über eine Million haben daran teilgenommen. Ziel war es, herauszufinden, wie die 18-34-Jährigen in Europa ticken: Was denken sie, welche Ziele, Wünsche, Hoffnungen und Ängste haben sie?

Das besondere daran ist, dass es ein multimediales Projekt war. Zum einen gab es einen interaktiven und spielerischen Online-Fragebogen. Diese quantitativen Daten wurden in Echtzeit erfasst und wiedergegeben. Zum anderen wurden auch viele qualitative Interviews geführt, aus denen tolle Videoporträts zu allen möglichen Themen entstanden sind.

Zuletzt sollte man in einer offenen Frage die Generation selbst in einem Wort beschreiben. Herausgekommen ist eine Wortwolke, die wahrscheinlich mehr aussagt als jede pseudowissenschaftliche Beschreibung der sogenannten Generation Y.

Das Ergebnis der Studie war: Die jungen Menschen in Europa sind pragmatische Realisten, die optimistisch in die Zukunft schauen. Man könnte sagen eine “Generation Adaption”.


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 March 26, 2018  46m