Der graue Rat

Dieser Cast widmet sich der in unseren Augen besten SciFi-Serie der 90ger: Babylon 5. Wir schauen uns abschnittsweise noch einmal durch die Serie und besprechen bei Bedarf auch Bücher und sonstige Memorabilien.

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episode 74: Völlig losgesagt, von der Erde


Im Kontrollzentrum, da wird man panisch
der Kurs vom Präsident, der passt uns gar nicht
Das Rebellenschiff kommt angeritten
Bald ist alles hier – total in Fritten
Und: Die Köpfe rolln
Wir machen weiter!
Völlig losgesagt, von der Erde, schwebt die Station, völlig führungslooooohohohohohohos!

Nagut, nicht ganz so führungslos. Eher führungsstark. Aber wir hätten keinen (Peter) Schilling drauf gesetzt, dass Sheridan seinen Kopf nochmal aus der Schlinge bekommen würde

Zieh den Kopf aus der Schlinge, Cpt John
Nimm den weißen Stern und fliege schnell davon!
Denn was nützt es, wenn Du gut bist,
aber kopfabwärts nur Blut ist
Zieh den Kopf aus der Schlinge, Cpt John!

Entschuldige, manchmal überkommt es uns. Wo waren wir eigentlich? Achja. Kurze Zusammenfassung der Ereignisse der letzten Folge:

Jedenfalls so ähnlich. Wir wussten ja alle, dass die Ruhigstellung der Nightwatch-Stasi-SA nur eine Temporäre Maßnahme war, aber es sieht so aus, als würden die Rebellen auf ziemlich verlorenem Posten stehen. Und sie haben sich ausgerechnet Babylon 5 als Zufluchtsort ausgesucht. Zu allem Überfluss hat der Rebellen-Anführer ein deutlich besseres Angebot von DS9 bekommen und sein Ersatz stellt sich als Verwechslungsbesetzungsfehler heraus

“BRUCE MgGill?!? Ich hatte doch EVERETT MCGill geordert!” Wahre Geschichte. JMS wollte “Diesen McGill” für die Rolle haben und es wurde der falsche gebucht. Statt “Stilgar” aus dem Wüstenplaneten, hat man jetzt eben “Jack Dalton” aus MacGuyver. Susan und Michael stellen hier den Blick der Casting-Verantwortlichen nach JMS Wutausbruch dar.

Immerhin darf Jack Dalton noch über Max, die Katze schwärmen, bevor er mit der schlechten Nachricht um die Ecke kommt: Die Erde hat die Faxen dicke und schickt ein paar Truppen, um auf der Station für Zucht und Ordnung zu sorgen. Und das geht am besten ohne die alte Kommandocrew, die sich schonmal auf Wasser Brot und gesiebte Luft freuen darf.

DEN Campingausflug hatte sich Sheridan auch anders vorgestellt. Statt Bierchen und Würstchen werden ihm nur Hiobs und Botschaften serviert. Kein Wunder, dass sie Stimmung am Campingtisch gedrückt ist.

Schließlich hat der Präsident auch recht eindrucksvoll bewiesen, dass er schon lange nicht mehr auf gesunden Menschenverstand hört, sondern offenbar eher auf schattige Aliens.

Sascha:
“Da tut sich beim Rewatch eine unheimliche zweite Ebene auf: Der Präsident wäre doch niemals so blöd, den Mars zu bombardieren! ZACK! Der Präsident wäre doch niemals so blöd, das Atomabkommen mit dem Iran zu kündigen….”

Der Mars weigert sich nämlich standhaft mobil zu machen (Bei Arbeit, Sport UND Spiel?). Weswegen Präsident Clark ein paar thermonukulare Argumentationshilfen vorbeischickt. Überbracht von gesichtslosen “Wenn ichs nichts gemacht hätte, hätte halt jemand anders die Befehle ausgeführt” Bomberpiloten

Dieser Herr(?) ist übrigenss frisch aus einem Command&Conquer Trailer gefallen.

Sheridan bleibt also keine andere Wahl, als erst einen dramatischen Vertigo hinzulegen und dann eine ebenso dramatische Umfrage unter seinen Führungskräften durchzuführen. Heraus kommt ein Wahlergebnis, wie man es sonst nur aus totalitären Regimen kennt, in denen Meinungsfreiheit klein geschrieben wird wie zB Nordkorea oder  CSU-Parteitagen: 100% Zustimmung zu Kriegskurs. Es werden also schnell die Waffen ausgepackt und Draals Holographisches Projektionssystem, um die Rede des großen Vorsitzenden den gewissen Hauch Dramatik zu verleihen:

“Lassen Sie sich von meiner gottgleichen Erscheinung nicht blenden. Ich bin ein Mensch wie Sie und äh..Sie. Also kämpfen Sie mal schön für meine Freiheit, während ich mich jetzt auf der Kommandobrücke verbarrikadiere!”

Immerhin findet der Captain noch Zeit, sich von seinem Vater zu verabschieden. Und von Susan, die korrekterweise einwirft, dass es vielleicht nicht schlecht wäre, wenn wenigstens EINER der Führungsoffiziere mit an vorderster Front kämpfen würde. Es entbrennt nun ein Raumkampf, der alles in den Schatten(Höhö) stellt, was in 90er Jahre im TV zu sehen war. Überall wuseln Jäger, auf der Station muss sich Garibaldi gegen einrückende Soldaten stellen und die Japanische Gastdarstellerin besinnt sich ihrer Wurzeln und startet einen Kamikaze-Angriff mit ihrem brennenden Schiff

Wahnsinn. Kein Wunder, dass an der Folge bis 2 Stunden vor Ausstrahlung gerendert wurde. Und wer Babylon 5 jetzt auf billige Amiga-Effekte beschränkt, sollte diese Folge um die Ohren gehauen bekommen. Mehrfach.

Sascha:
“Ab da ist die Serie auch komplett ne andere. Du kannst es als Einstieg nehmen in Babylon 5 2.0”
Gregor:
“Ab jetzt ist die Serie endgültig das Maß aller Dinge.”
Sascha:
“Nagut, man sollte über die nächste Folge hinwegsehen. Aber dann ja.”

Und damit sind wir auch schon fast in der Bewertung, wollen aber noch kurz die Conclusio zur Folge liefern: Delenn kommt auf der Minbari-Kavallerie angeritten und rettet den zarten Hintern ihres Nochnichtgeliebten, der sich gerade der zweiten Welle Erdschiffen gegenüber sieht. Am Ende gibt es zwar Applaus für den Captain, aber eben auch die Aussage, dass jetzt NICHT alles Friede Freue Eierschaukeln ist, sondern uns zB Sabotageakte ins Haus stehen. Und wir kriegen auch nochmal gezeigt, dass da eben auch ne ganze Menge Leute drauf gegangen sind

War sonst noch was? Achja: Delenn hat keinen Bock auf Stock und möchte brechen. Erst den Stock, dann die Regierung von Minbar. Na, wenn Ihr DIESER Stock nicht nochmal auf die Füsse fallen wird!

Was bleibt zu sagen:

Hut ab! Diese Serie hat ja schon öfters gezeigt, dass sie mehr Eier hat, als in den Deltaquadranten passen würden. Und vor allen Dingen, dass jede Handlung Konsequenzen nach sich zieht. Und statt wie in anderen Serien nach einem kleinen Disput (mit tausenden Toten) wieder zur Tagesordnung überzugehen und auf wundersame Art und Weise den Status Quo wieder herzustellen, kann man ahnen, dasss Babylon 5 ab diesem Dreiteiler spürbar in eine andere Richtung marschieren wird. Um G’Kar zu zitieren: “Veränderung wird immer unter Schmerzen geboren”. Neben dem schon angedeuteten anstehenden Kampf gegen die Schatten gibts für Sheridan und Co also noch ein zweites Ziel:

“I have a new destination. My journey is the same as yours, the same as anyone’s. It’s taken me so many years, so many lifetimes, but at last I know where I’m going. Where I’ve always been going. Home. The long way round.”

Im Gegensatz zu anderen Showrunnern (Moooooofffffffffaaaaaaaatttttt!!!!!) verliert JMS dieses Ziel aber nicht aus den Augen und wir werden mit Sicherheit die Befreiung der Erde (oder zumindest den Versuch davon) zu sehen bekommen. Denn schließlich will sich Sheridan ja irgendwann wieder in seine Uniformjacke schmeissen.

Und tatsächlich erfindet sich “Babylon 5” in diesen drei Folgen neu. Die Prämisse ändert sich. Der “Dream given form” ist endgültig geplatzt und an seine Stelle tritt nun etwas anderes. Und weil JMS in den Staffeln davor unglaublich tolle Aufbauarbeit geleistet hat, ist uns das auch nicht egal, sondern wir fühlen mit den Charakteren mit.

Wir können deshalb nicht anders und vergeben

6 von 6 Penisse

Und das wollen wir Dir noch mit auf den Weg geben:

  • “Am Ende wird es Eure Angst sein, die Euch umbringt!” Eine der besten Momente aus dem Star Trek Universum
  • Wie schnell Terrorangst zu einem Polizeistaat führen kann, hat Deep Space Nine in einer Doppelfolge beleuchtet.
  • Die Geschichte zu “Paradise lost”/”Homefront” ist ziemlich spannend. In “Sie reden!” hat Sascha darüber schonmal gesprochen
  • Outtake: General Hague ist auf DS9
  • Die Babcon! Am 10 November! Babylon 5 Convention! Infos hier!
  • Die Folge im Lurkers Guide
  • Es gibt keinen Eintrag zur Folge im deutschen Lurkers Guide!

Folgende Podcaster waren an dieser Episode beteiligt:

  • Gregor (6 / 6)
    • Website
    • Twitter
  • Sascha (5,5 / 6)
    • Sascha bei Twitter
    • Saschas Blog
    • Saschas Podcast

Wenn Ihr mögt, schmeißt uns doch was in den Hut:


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 May 15, 2018  1h23m