Anders & Wunderlich: Der Geschichten-Podcast

Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...

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Das Voynich-Manuskript


Kryptografie hat durch den Einsatz von Computern in den letzten Jahren einen Riesenschritt gemacht. Immer wieder lesen wir von neuen, sicheren Verschlüsselungen – speziell im Internet – und kurz darauf von deren Entschlüsselung.

Es ist sogar nicht unwahrscheinlich, dass wir mithilfe der Quantenphysik vielleicht wirklich kurz vor einem völlig sicheren Verschlüsselungsverfahren stehen. Wenn wir das wirklich wollen.

Aber, während wir spekulieren, liegt da ein 600 Jahre altes Buch, das bis jetzt noch kein Experte und keine Technologie auch nur im Ansatz entschlüsseln konnte. Das Voynich-Manuskript wird sogar geheimnisvoller, je mehr man daran forscht.

Ein Fall für die X-Akten? Oder eher für Anders und Wunderlich? Na ja. Fangen wir lieber mit einer Einführung in das mysteriöse Werk ein – entschlüsseln müsst ihr das dann aber selber!

Das Manuskript, komplett als PDF downzuladen: Beinecke Library
Die Seiten, nur online aber dafür hochaufgelöst: Voynich Manuskript Voyager
Thesenpapier von Tucker und Talbert: Die Mexiko-Theorie
Arbeit von Professor Bax: 60 Seiten für 10 Worte
Interview mit Greg Hodkins auf Telepolis: Radiokarbon-Alter des Kodex
Ergebnisse der Untersuchung der Farbpigmente: Kein Atacamit gefunden
Klaus Schmehs, Kryptograph, Artikel bei Science Blogs: Spannende Lektüre
Blog von Richard Santa Coloma: Voynich Optics

Download der Sendung hier.
Musik: „Cryptographic Love“ von Elekfantz

Skript zur Sendung

Vielleicht hat ja der eine oder andere schon von dem Voynich-Manuskript gehört. Wahrscheinlich das bekannteste und faszinierendste Rätsel der Kryptographie. Wenn ihr noch nicht davon gehört habt und gerade Zeit habt, dann schaut euch das erst einmal an, bevor ihr weiterhört. Link auf der Website.

Aber wahrscheinlich habt ihr davon gehört. Denn in den ersten Monaten des Jahres schrieben die Medien mal wider: „Forscher knacken Voynich-Code“ oder „Künstliche Intelligenz löst Mysterium um antikes Voynich-Manuskript“.

Wer sich mit diesem Super-Rätsel der Kryptografie beschäftigt, der kennt das. Denn in irgendeiner Form erscheinen diese Headlines jedes Jahr. Mindestens einmal. Ich kann das für den Zeitraum 2014 bis jetzt detailliert nachweisen.

Die Wahrheit aber ist: Es ist noch kein einziger Satz dieser 600 Jahre alten Schrift entziffert. Und das, obwohl das seit hundert Jahren viele Kryptographen versucht haben. Zum Teil mit einer unheimlichen Leidenschaft.

Was ist das eigentlich, dieses Voynich-Manuskript? Nun. Es ist ein Buch, das wahrscheinlich um 1500 geschrieben wurde. Und das eigentlich zwei Geschichten hat. Die eine beginnt in der Moderne, die andere im ausgehenden Mittelalter.

Der moderne Teil beginnt um 1912. Mit dem Mann, dessen Namen das Buch trägt. Wilfried Michael Voynich wächst in Weißrussland auf. Er wird Apotheker, aber landet wegen seinem Widerstand gegen den Zaren in Sibirien. Sein dritter Fluchtversuch klappt und um 1890 trifft er mit seiner Zukünftigen in London ein. Und wird Buchhändler. Antiquar.

Er reist durch „Continental Europe“ auf der Suche nach Fundstücken für seine wohlhabenden Kunden back in London. Zum Beispiel ins Kolleg der Jesuiten in Frascati. In die Villa Mondragone.

Weil ein Weltkrieg tobt, lassen sich die Mönche überreden, sich von einigen alten Stücken zu trennen. Darunter ein kleines, eher unscheinbares Buch. Vom Stil der Zeichnungen und von der Art der Buchbindung schätzt Voynich es auf das 13te Jahrhundert.

„Im Jahre 1912 stolperte ich über eine sehr bemerkenswerte Sammlung kostbarer illuminierter Handschriften.Während ich die Handschriften in Hinblick auf einen Ankauf wenigstens eines Teils der Sammlung untersuchte, wurde meine Aufmerksamkeit von einem Band besonders angezogen. Es war ein so hässliches Entlein, verglichen mit den anderen, mit Gold und Farben reich verzierten Manuskripten, dass meine Neugier sogleich erregt war. Ich stellte fest, dass es vollständig in einer Geheimschrift geschrieben war. Dass ein Manuskript des 13. Jahrhunderts vollständig in Geheimschrift verfasst war, überzeugte mich von dessen außerordentlicher Bedeutung, da meines Wissens dergleichen in so früher Zeit nicht existierte, weshalb ich es den zu erwerbenden Manuskripten hinzufügte.“

Hässliches Entlein? Schauen wir uns das einmal genauer an.

Der Einband ist aus dickem Pergament und wirkt wie helles Leder. Es ist kein Titel und kein Autorenvermerk angegeben. Die 102 Blätter des Buchs sind 225 hoch und 160 mm breit, also ein bißchen größer als DIN A5. Das Innenleben ist auch aus Pergament, sprich ungegerbter, enthaarter, getrockneter und aufgespannter Schafshaut. Deshalb ist der Rücken mit 5 cm auch breiter als man es beim Umfang von 204 Seiten vermuten mag.

Wichtiger aber ist der Inhalt: Das komplette Buch ist in einer Schrift geschrieben, die weder den lateinischen, griechischen oder kyrillischen Buchstaben entspricht und großzügig mit aufwändigen Illustrationen versehen ist. Abgebildet sind in erster Linie Pflanzen, Darstellungen aus dem Bereich Astronomie oder Astrologie, sowie viele Zeichnungen von nackten, badenden Frauen, die mit seltsam organischen Röhrensystemen interagieren.

Sehr fremdartig mag das auf Herrn Voynich gewirkt haben. Er war ja auch nicht Historiker, sondern eigentlich nur ein passionierter Laie. Doch da gibt es etwas IN dem Buch, dass ihn wohl sofort magisch angezogen hat.

Im Buch steckt ein Brief. Aus der Feder des böhmischen Philosophen und Naturwissenschaftlers Johannes Marcus Marci. Ihm zufolge erwarb der römisch-deutsche Kaiser Rudolf II. das mysteriöse Stück um 1600 von einem unbekannten Händler für die absurd hohe Summe von 600 Golddukaten.

Ein paar Jahre später sei das Werk in den Besitz von Jacobus Horcicki de Tepenecz, übergegangen. Dem Direktor von Rudolfs botanischen Gärten. Um dann in die Hände des Rektors der angesehenen Karls-Universität in Prag zu kommen. Dem Briefschreiber also, dem Johannes Marcus Marci.

Dieser vermutet , es handle sich um ein Werk des sagenumwobenen Roger Bacon, eines berühmten Voraufklärers, der mitten in der Scholastik schon moderne, wissenschaftlich Methoden anwandte und um den sich zahlreiche Legenden rankten. Stellen wir ihn uns vor wie Sean Connery als William von Baskerville aus dem „Namen der Rose“.

Im Krieg zieht Voynich nach New York. Das Buch kann er immer noch nicht entschlüsseln. Nur sehr zagaft gibt er einzelne Blätter weg.

1921 präsentierten Voynich und William Romain Newbold, Professor für Philosophie, die erste wundersame Entzifferung des Kodex. Monatelang hatte Newbold das Manuskript untersucht. Unter dem Mikroskop fiel ihm auf, dass die einzelnen Buchstaben selber wieder aus kleinen Mustern zusammengesetzt waren.

Hier hatte also Bacon in der Geheimschrift noch eine Geheimschrift versteckt und seine Arbeiten verschlüsselt, wahrscheinlich um sie vor kirchlicher Verfolgung zu schützen. Fantastisch!

Bilder vom Andromedanebel – er musste schon das Teleskop erfunden haben! Und nebenbei auch das Mikroskop und die Gynäkologie gleich mit.

Hätte Newbold auch andere Bücher mit diesem hohen Alter untersucht, dann hätte er entdecken können, dass viele mit solch mikroskopischen Symbolen gestaltet sind.

Hat er aber nicht. Auch er war kein Historiker. Sonst hätte er gewusst, dass es nicht mikroskopische Symbole sind, die er da entziffert. Sondern einfach Risse, die bei der 600 Jahre dauernden Lagerung von selber entstehen. Typisch für Bücher aus der Zeit.

1930 stirbt Voynich und vermacht das Manuskript an seine Frau. Und an seine Sekretärin. Kompliziert hätte er wahrscheinlich bei Facebook als Bezihungsstatus angegeben.

Die verbreitetste Theorie ist 1930, dass das Manuskript eine Fälschung ist. Vielleicht sogar von Voynich selber gebastelt.

1943 wagt sich mit Joseph Martin Feely der nächste Freizeit-Kryptograph an die Öffentlichkeit. Ihm lag nur eine Abbildung einer einzelnen Seite in einem Artikel über Newbolds Ansatz zur Verfügung. Aber er erkennt eindeutig lateinische Wörter, die aber zum Teil einfach abgekürzt seien. Anhand von Buchstabenhäufigkeiten ordnet er lateinische Buchstaben zu den Voynich-Zeichen und übersetzt die Seite.

Das Ergebnis ist jetzt aber nicht so toll. Es sind unerklärliche Wortfolgen und sinnlose Wiederholungen. Bacon hat hier einfach seine Experimente dokumentiert, meint Freely. In Geheimschrift. Wegen dem Vatikan und so.

Wendet man Freelys Schlüssel auf andere Seiten des Manuskripts an, kommt aber nur noch Buchstabenbrei heraus. Das Rätsel ist keinen Deut weniger nebulös als vorher.

1960 stirbt Ethel Lilian Voynich und Anne Nill, Voynichs Sekretärin, kommt in Besitz des Buches. Durch einen hinterlassenen Brief von Voynichs Frau wird nun erst klar, woher das Buch stammt. Eben aus der Villa Mondragone in Frascati.

1969 stiftet Hans P. Kraus, der das Voynich-Manuskript für $ 24.500,- von Voynichs Sekretäring gekauft hatte, dieses der Beinecke-Library der University of Yale. Er hatte schlicht keinen Käufer gefunden und sich verspekuliert.

1970 wird es endlich Zeit für Fachmänner. William F. Friedman, der im Krieg der Chefdechiffrierer eines Geheimdienstes namens S.I.S. war, hatte mit Kollegen und Freunden eine Arbeitsgruppe gebildet. Noch 1944 begann, dem Kodex mit Lochkarten – also Prä-Computern – auf den Leib zu rücken.

Zu seinen Lebzeiten zog er kein Fazit aus dieser Arbeit, aber nach seinem Tod wird eine – selbstverständlich verschlüsselte – Notiz gefunden:

„Das Voynich-Manuskript stellt einen frühen Versuch der Konstruktion einer künstlichen oder universellen Sprache vom A-priori-Typ dar.“

Heisst: Die Sprache im Buch ist eine Kunstsprache, die nicht an bekannte Sprachen angelehnt ist. Ein bisschen so wie Elfisch, Orkisch oder Zwergisch von Tolkien, am ehesten aber wie Klingonisch. Dessen Erfinder Mark Okrand unternahm tatsächlich den Versuch, eine Nicht-Humane-Sprache zu entwerfen.

Hätte Friedman recht, wäre eine Dechiffrierung so gut wie unmöglich.

1976 stellte Prescott Currier die Ergebnisse seiner langjährigen Beschäftigung mit der mittelalterlichen Schrift vor. Er war ein Quereinsteiger in die Kryptographie und hatte als Koordinator der amerikanischen und britischen Offiziere in Bletchley Park gearbeitet. Wo während des Zweiten Weltkriegs versucht wurde, den deutschen Enigma-Code zu knacken. Seit Currier wissen wir, dass das Manuskript zwei Autoren mit unterschiedlichen Sprachstilen und Handschriften hat.

Und eigentlich wissen wir jetzt auch nicht viel mehr über den Inhalt. Die Mittel sind besser geworden. Was haben wir in den letzten vierzig Jahren also durch Statistik und Computer sicher gelernt?

Erstens. Der Text besitzt viele Eigenschaften einer natürlichen Sprache. Bestimmte Buchstaben kommen häufiger vor als andere, einige eher in der Wortmitte, wie Vokale. Einige Buchstabenkombinationen kommen häufiger vor (So wie im Deutschen z.B. „sch“ oder „ungen“ oder „ck“), andere gar nicht. Es gibt bestimmte Wörter, die häufiger vorkommen, andere wieder nur einmal. Das wäre mit jeder anderen Sprache genauso.

Zweitens. Das Voyniche scheint aber ohne jede Grammatik auszukommen. Interpunktion fehlt komplett und anscheinend kann auf jedes Wort jedes beliebige andere folgen. In natürlichen Sprachen entstehen z.B. immer Wörter, die nur als Zwillinge oder Drillinge auftauchen. (Wie z.B.: „Wie zum Beispiel“)

2003 schlägt Gordon Rugg ein Verfahren vor, wie man mittelalterlichen Mitteln einen sinnlosen Text wie im Manuskript erzeugen kann. Auf einer Tabelle mit zufälligen Zeichenfolgen legt man eine Lochmaske mit drei Fenstern, die nun ein neues Wort aus drei Teilen generiert.

Die so entstandenen Texte haben tatsächlich eine große Ähnlichkeit zum Aufbau und der Struktur des Voynichen. (Z.B. gibt es im Original kaum Wörter unter drei Buchstaben und noch weniger mit mehr als zehn.)

Rugg war der Meinung, es handele sich um unverständlichen, unsinnigen Text und der Kodex wäre nur ein sehr mühevoll gestalteter Scherz.

2009 erkannte man in der Beinecke-Library in Yale endlich, dass es wichtig wäre, das Manuskript zu datieren und Wissenschaftler zweier Universitäten durften winzige Schnipsel von vier verschiedenen Seiten im Buch untersuchen. Greg Hodgins, University of Arizona in Tucson:

„Das durchschnittliche Radiokarbon-Alter der vier Seiten betrug 516±18 Radiokarbon-Jahre. Dies entspricht dem Zeitraum zwischen 1404 und 1438. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Voynich-Pergament in diesem Zeitintervall entstanden ist, beträgt 95 Prozent.“

2011 tritt Viekko Latvalla, der sich selbst „Der Prophet“ nennt für einen Kurzauftritt in die Arena des Voynich-Zirkus. Ähnlich wie die Texte, die Charismatiker in religiöser Extase lallen, handele es sich im Falle der Kladde um eine prophetische Sprache, die einen speziellen Übersetzer mit besonders gutem Draht zu Gott brauche.
Und er denkt dabei an sich selber.

Der Text sei in einer vom Autoren erfundenen Schrift geschrieben und die Sprache eine Mischung aus romanischen Sprachen und einem seltenen babylonischen Dialekt.
Äh. Klammern wir Herrn Latvalla einmal lieber aus…

2014 veröffentlichen ein Professor für Botanik namens Dr. Arthur Tucker und ein Wirtschaftsinformatiker namens Rexford H. Talbert ihre Erkenntnisse. In den Abbildungen von Fauna und Flora erkennen sie in 37 Fällen Pflanzen, die nur in Amerika vorkommen.

Auch sechs Tiere aus der Neuen Welt bestätigen ihren Verdacht, dass das Voynich-Manuskript in oder um Mexiko entstanden ist. Es gelingt ihnen auch einzelne Begriffe zu übersetzen, den es handele sich bei diesen um Lehnworte aus verschiedenen klassischen mittelamerikanischen Sprachen wie z.B. Nahuatl, Taino oder Mixtec.

Auch behaupten die Autoren, die Untersuchung der Pigmente von 2009 hätte das nur in Amerika vorkommende Mineral „Atacamit“ entdeckt. Dankenswerterweise kann man genau diese Untersuchung online studieren. Selbiges Wort kommt darin überhaupt nicht vor; das Fazit ist vielmehr, dass es sich um durchaus typische, natürliche Pigmente handelt.

2014 versucht sich auch Professor Stephen Bax von der University of Bedfordshire an der mysterösen Schrift und es gelingt ihm zehn einzelne Wörter wie z.B. „Taurus“ oder „Kantarion“ zu entziffern. Seine Arbeit ist über sechzig Seiten lang, dankenswerterweise fasst er seine Erkenntnisse auch in einem YouTube-Video zusammen, auf der Website. Aber, kleine Warnung: Es sind zehn Wörter. Nicht mehr.

2018 aus irgendeinem Grund tauchen die durchaus seriösen Forschungsergebnisse der kanadischen Linguisten Greg Kondrak und Bradley Hauer in der Presse auf. Jetzt sei das Manuspkript enträtselt! Das waren die Überschriften ganz am Anfang der Sendung.

Und: Das behaupten nicht einmal die beiden Forscher der Studie selber.

Die Anwendung ihrer linguistischen Methodik auf das Manuskript ist eher ein Gag.
Sie wollen damit nur zeigen, wie ihe Methode funktioniert und wie der Rechner aus einem kodierten Text schnell die verwendete Sprache erkennen kann. Ihr Rechner schlägt Hebräisch vor. Aber wir wissen ja, dass das nicht stimmt. Was ja nicht einmal die Forscher behaupten. War also wieder nur Clickbait.

Zusammenfassung:

Das Voynich-Manuskript entstand im Mittelalter in Europa. Die verwendete Schrift ist für kein weiteres Erzeugnis der menschlichen Kultur nachgewiesen. Der Text weist einige Strukturen einer natürlichen Sprache auf. Andere Eigenschaften würden diese aber einzigartig unter allen bekannten Sprachen machen; Ähnlichkeiten zu uns bekannten Sprachfamilien sind sehr gering.

Wir können also nicht einmal angeben, wie wahrscheinlich ist, dass es sich beim Inhalt um etwas anderes handelt als Unsinn. Nur um den Versuch den Eindruck einer Sprache zu erwecken oder wie ein geheimes, alchemistisches Dokument zu wirken. Nur für den Kaiser gefertigt, um ihm viel Geld abzuzocken.

Im Falle eines Betrugs wird das Buch nie Sinn geben. Handelt es sich um eine Sprache und wir finden keine andere Quellen oder einen Rossetastein wird die Entschlüsselung sehr, sehr, sehr schwierig.

Handelt es sich aber um eine Kunstsprache, wie William Friedman vermutete und die beiden Autoren haben ihr Geheimnis vor 600 Jahren mit in Grab genommen, ist die Verschlüsselung nach heutigen Erkenntnissen unmöglich.

Gibt es eine Lösung für dieses Problem, dann steht es unentdeckt in einer Bibliothek oder liegt noch irgendwo unter der Erde. Und wenn ihr von der nächsten, sensationellen Entschlüsselung hört und dann lest, es seien ein paar Wörter dechiffriert, dann lasst Sie sich versichern: Das hilft uns nichts! Der erste, der Sätze oder gar Absätze entziffern kann, der hat etwas gewonnen.

Warum ist das so? Eine Beispiel:

Früher zeigten Fernseher nach Sendeschluss den „Ameisenkrieg“, d.h. sogenanntes weißes Rauschen – beinahe zufällig aneinander gereihte weiße und schwarze Punkte oder Striche. Wenn man jetzt behauptet, es handele sich um Morsecode, den außerirdische Intelligenzen benutzen, um uns Nachrichten zu übermitteln, dann wird man Passagen finden, die sinnvolle Wörter in irgendeiner Sprache bilden.

Solange aber keine Sätze entstehen, bleibt das trotzdem nur weißes Rauschen und wird nicht auf einmal Text.

Erst, wenn ein Großteil des Ameisenkriegs sinnvoll übersetzt wäre und nicht nur zufällig sinnvoll erscheinende Folgen, wäre eine Dechiffrierung gelungen.

Das beste Fazit zum derzeitigen Stand der Forschung lieferte Richard Santa Coloma, Voynich-Blogger, der die verschiedenen, obig dargestellten Lösungsversuche mit der Parabel von den Blinden und dem Elefanten beschrieb:

„Einer berührt das Bein und sagt, ein Elefant ist ein Baum. Der Zweite erfühlt das Ohr und behauptet, ein Elefant sei ein Fächer. Der Letzte ertastet den Schwanz und erklärt, ein Elefant sei wie ein Seil.“


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 July 3, 2018  35m