Des Deutschen liebstes Buch ist sein Sparbuch. Das gibt er ungern aus der Hand, auch wenn es uninteressant geworden ist, weil es keine Zinsen mehr abwirft. Die Bundesbank spricht zum ersten Mal seit sechs Jahren von einer negativen Rendite beim deutschen Finanz-Vermögen. Das heißt: die spärlichen Erträge wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres aufgezehrt, durch die gestiegene Inflation. Diese Entwicklung konnte erstmals seit langer Zeit nicht mehr durch die Börse ausgeglichen werden. Das ändert sich nur, wenn die EZB ein Einsehen hat und die Sparer durch steigende Zinsen auf Bank-Einlagen schützt. Schließlich ist die Null-Zins-Politik der Anfang allen Übels - darin sind sich AfD und Linkspartei genauso einig wie die Bild-Zeitung. Aber stimmt das überhaupt? Oder ist es nicht so, dass uns das viele billige Geld, das die Notenbank bereitstellt, das Wirtschafts-Wachstum sichert, den Konsum belebt und für Arbeitsplätze sorgt. Auch der öffentlichen Hand eröffnet sie Spiel-Räume bei notwendigen Ausgaben. Darf’s trotzdem ein bisschen mehr als die Null sein, Herr Draghi? Die USA haben diese Frage für sich schon beantwortet - wenn auch zögerlich. Möglich, dass ihr Beispiel auf Europa abfärbt.