Anders & Wunderlich: Der Geschichten-Podcast

Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...

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Fußball für Anfänger


Es gibt seltsame Berufe. Manche Menschen treffen sich mit anderen Menschen und ziehen dann gleichfarbige T-Shirts an. Und laufen dann einem Ball hinterher. Immer, wenn einer nahe drankommt, wird der Ball aber weggeschossen.

Und es ist auch nicht erlaubt, seine Hände zu benutzen. Milliarden von Jahren Evolution umsonst: Fußball braucht keine greifende Hand, keinen opponierbaren Daumen, keine Fingerfertigkeit!

Und diejenigen, die das am besten können, treffen sich alle vier Jahre. Und vor den Bildschirmen sitzen dann zu oft Männer und erklären Frauen die Regel.

So wie heute, in unserem Hörspiel, der Herr Wunderlich der Frau Anders. Sehr gut geeignet für Fußballanfänger, Frauen und Männer und alle Menschen, die Volleyball mögen!

Download der Episode hier.
Musik: „Let’s Play Some Football“ von Stuart Ross / CC BY-SA 3.0

Skript zur Sendung

Fangen wir einfach damit an, was Du so an Kenntnissen so hast, bevor wir gemeinsam das Spiel kucken. Da können wir das, einfach nebenbei, an Real-Live-Beispielen erarbeiten. Einverstanden?
FA: (zynisch) Wenn es einer größeren Sache dient, bin ich bereit, dieses Opfer zu leisten, Meister.

HW: Hey, jetzt nicht so negativ an die Sache rangehen! Du weißt doch, dass ich kein Macho-Chauvi bin – das wird eine lustige Sache. Und das könnte unsere Beziehung durchaus auch vertiefen.
FA: Wie gesagt. Wenn es einer größeren Sache dient…

HW: Stell‘ Dir vor: Wir können dann gemeinsam Fußball kucken.
FA: Na ja, mit größerer Sache meine ich eigentlich so ‚was wie Weltfrieden, kosmische Erleuchtung oder die Verwandlung von Donald Trump zurück in eine Kakerlake. Wobei is eine beleidigung für Kakerlaken, die sind nämlich recht intelligent.

HW: Wenn Du so zynisch rangehst, dann kann Dir das ja keinen Spass machen. Lass‘ einfach ein bisschen locker! Das ist alles nur ein Spiel!
FA: „Der will nur spielen!“ Kenn‘ ich. Wenn die Hundebesitzer sagen, dann wird’s ziemlich bald gefährlich!

HW: Locker, ganz locker. Du weißt schon, dass Fußball etwas völlig Normales ist. Das ist nicht nur eine deutsche Sache. Das ist genauso eine brasilianische oder italienische oder australische oder koreanische…

FA: Aber nicht amerikanische…
HW: Doch, seitdem der Klinsi da war…

FA: Das Spiel fängt an.
HW: Schnell noch, nur so zum Einstieg: Was weißt Du denn so über Fußball?
FA: Ein sehr großes Stück Rasen. Viele Menschen, die durcheinanderlaufen. Zur Unterscheidung tragen sie verschiedenfarbige Shirts. Auf jeder kurzen Seite ist ein Holzrahmen. Da steht jemand, der Shirts in anderen Farben tragen darf. Obwohl es sehr viele Menschen sind, gibt es nur einen Ball. Und damit es schwieriger wird, darf man den Ball nur mit den Füßen berühren. Außer die Männer im Rahmen, die dürfen den Ball berühren mit was sie wollen, glaub ich. Aber, weil der Ball dreckig wird, tragen sie dabei Handschuhe. Und die anderen Leute tragen unter den T-Shirts, die sie unterscheiden, noch einmal T-Shirts, damit sie die oberen, bunten Shirts am Ende ausziehen können. Früher hat man da ab und zu einen durchtrainierten Oberkörper gesehen, jetzt ist das aber glaub ich verboten.

HW: Äh… Ja… Das ist ja jetzt wirklich das Wichtigste auf einen Punkt gebracht…
FA: Was schade ist. Denn eigentlich haben Fußballer schon tolle Körper. Nicht so aufgeblasene Muckis wie Sprinter, aber auch nicht so spargelig wie Marathonläufer. Die schauen schon ganz gut aus… also die Körper!

HW: Da hast Du wahrscheinlich recht. So habe ich das noch nie betrachtet.
FA: Wenn man ‚mal von den Frisuren absieht. Fußball und geschmackvolle Frisuren, das scheint allerdings nicht zusammen zu gehen. Wahrscheinlich haben die in den Vereinen extra sadischtische Friseure und müssen dann mit diesen komischen Frisuren rumlaufen, damit sie nicht zu eingebildet werden und bei den Transfers zu viel Geld verlangen… wenn sie zu schön sind… oder so.

HW: Äh. Das ist eine interessante Theorie. Aber für so eine Profi-Transfer gehen trotzdem schnell ‚mal 10 Millionen über den Ladentisch.
FA: 10 Millionen? Was denn? Dollar?
HW: Na ja, Bremen will für Delaney zum Beispiel 27 Millionen, der BVB will aber nur 20 Millionen zahlen.

FA: Die werden einfach so gekauft und verkauft? Ist das so eine Art moderner Sklavenhandel nur mit deren Einverständnis?
HW: Na ja, alle sagen immer, das ist alles viel zu teuer. Wenn aber die eigenen Mannschaft einen Topspieler einkauft, dann sagen die Fans immer: Superdeal!

FA: Hm. Wenn man da drüber nachdenkt, dann ist das schon unglaublich.
HW: Ja, ist wirklich viel Kohle.
FA: Nein, ich meine eigentlich, dass die Spieler sich freiwillig…
HW: Verkaufen lassen?
FA: Nein, freiwillig solche Frisuren machen lassen! Du hast ja gemeint, bei der Sendung mit den Fußballerzitaten, dass die intelligent sein müssen. Bist Du Dir da wirklich ganz sicher?
HW: Stimmt schon. Wenn man das vom rein Haartechnischen denkt…
FA: Eines von beiden muss ja eingeschränkt sein. Entweder das visuelle Wahrnehmungsvermögen, oder… naja…

HW: Übrigens geht’s gleich los. Gleich kommen die Männer auf’s Feld.
FA: Das sind nur Männer, oder? Hat mich schon immer ein bisschen gewundert. Es gibt bei der WM nicht eine einzige Nation, wo auch nur eine Frau mitspielt, oder?
HW: Nee, sind nur Männer. Die Frauen haben ja eine eigene WM.
FA: Na klar. Wenn man so darüber nachdenkt: Heißt ja auch „Mannschaft“.
HW: Heißt’s aber bei den Frauen auch.
FA: Wie, das heißt nicht „Frauschaft“?
HW: Nee, man sagt „Frauen-Mann-Schaft“.
FA: Das wäre mir ja echt zu blöd. Du warst ja früher auch nicht ein „Hausfrau-Mann“, oder?
HW: Hm. Na ja… Irgendwie schon… Aber… Da kommen sie!

FA: Ach, die kommen aus dem Keller! Sind die da die ganze WM über untergebracht?
HW: Nee, da sind nur die Kabinen, wo sie sich umziehen…
FA: Das ist ja süß! Die haben ja ihre Kinder mitgebracht! Und die haben auch die passenden Farben an. Das ist ja schon drollig! Aber… die haben ja nur Söhne! Was soll das denn? Werfen Fußballer ihre Töchter weg, oder was?
HW: Nein, das sind nicht ihre Söhne! Das sind sozusagen geliehene Kinder…
FA: Damit die in der Kabine jemanden haben, um Fangen zu spielen oder Verstecken wahrscheinlich.
HW: Das ist eine symbolische Geste. Die Kinder spielen auch Fußball. Das bedeutet, das die Profis auch für die nachwachsende Generation…

FA: Gehört der dicke Mann mit dem roten Kopf eigentlich auch zu der Mannschaft?
HW: Wer? Ach das! Ja, klar, das ist der Trainer!
FA: Ach? Das der überhaupt mitkommt?
HW: Warum denn nicht? Sollen die den in der Kabine lassen?
FA: Nein, ich meine beim Trainieren.
HW: Da ist der natürlich dabei, das ist ja sein Job!
FA: Aber die schauen alle topfit aus und der Trainer ist so fett!

HW: Na ja, der läuft ja auch nicht selber mit. Das war früher ein Top-Fußballer und dann ist er Trainer geworden und jetzt erklärt er seiner Mannschaft, was sie tun sollen, verstehst Du?
FA: Klar. Ich glaub das kann ich mir gut vorstellen. „Hey Du, Du mit der komischen Tonsur auf dem Kopp – wenn Du läufst, dann musst Du schneller laufen als Dein Gegner!“

HW: Na ja, ein bisschen mehr ist da schon dran…
FA: „Und Du – mit der Glatze und dem dämlichen Pferdeschwänzchen! Wenn Du vor’m Tor stehst, dann schieß den Ball dahin, wo nicht der Mann mit den Handschuhen steht.

HW: Das wäre kein schlechter Ratschlag, aber… Jetzt gibt’s den Anpfiff!
FA: Wie, die haben noch gar nicht richtig angefangen und schon hat einer ‚was falsch gemacht?
HW: Hä, wieso das denn?

FA: Na, wenn’s jetzt schon einen Anpfiff gibt – hey, warum werfen die eine Münze? Ach, war das schon alles? Wer richtig rät, hat gewonnen, oder? Das war ja viel weniger schlimm, als ich dachte!

HW: Nein, es geht nur darum, wer anstossen darf.
FA: Ach, das heißt, nicht alle Spieler dürfen ‚was trinken?
HW: Was? Nein, die trinken überhaupt nicht! Den Ball anstossen. Wer den ersten Angriff spielen darf!

FA: Aaah… Na, dann zieht sich das noch ein bisschen hin, oder?
HW: Ja, das dauert zwei Halbzeiten und eine Pause.
FA: Das wären dann aber, mathematisch drei Drittelzeiten.

HW: Nee, die Pause zählt nicht als Spielzeit. Ist doch logisch.
FA: Ja. Voll logisch. Ach, schau mal, der dicke Mann hüpft ganz aufgeregt auf und ab! Und Du hast gemeint, der macht rein sportlich nichts!
HW: Nee, der pfeift seine Mannschaft an, weil die mit hängender Spitze spielen. Das sollten sie nicht!
FA: Na ja, wenn die so schwitzen, ist das kein Wunder.
HW: Was hat das denn damit zu tun?
FA: Spitze verträgt keine Feuchtigkeit. Wobei, wo haben die die denn?
HW: Was redest Du?
FA: Na, die hängende Spitze – auf den bunten T-Shirts und den kurzen Hosen sehe ich auf jeden Fall keine Spitze. Tragen die Reizwäsche, oder was?

HW: Wie? Was… Jetzt…. Nein – aus!
FA: Echt? Schon? Weißt Du ‚was? Fußball ist eigentlich nicht so schlimm wie ich dachte! In meiner Erinnerung haben diese Spiele immer ewig lang gedauert. Aber das waren ja nicht einmal fünf Minuten! Prima, dann können wir ja jetzt…

HW: Nein! Nicht das Spiel ist aus! Der Ball!
FA: Der Ball ist raus? Das ist ja blöd! Wem laufen die denn jetzt nach?
HW: Nein, der Ball ist nicht raus, der Ball ist im Aus!

FA: Sie könnten ja dem Bestattungsunternehmer nachlaufen.
HW: Wem?
FA: Na, dem armen Mann mit der Flöte im Mund. Der kommt ja gar nicht mit, so schnell rennen die rauf und runter!
HW: Das ist kein Bestattungsunternehmer, das ist der Schiedsrichter! Der passt auf, das die Regeln eingehalten werd…
FA: Och, neee, jetzt hat dieser Idiot den Ball wieder auf den Rasen geworfen! So kann das ja noch Stunden dauern, das Gerenne!

HW: Boah! Wow! Das war ja ein Wahnsinnshaken!
FA: Wo? Hab‘ ich nicht gesehen! Dürfen die sich boxen? Dann geht’s vielleicht doch schneller…
HW: Boxen? Ach, nein – kein Haken, sondern so ein Laufmanöver, weißt Du. Wie Hasen, wenn unser Billy ihnen hinterher rennt…

FA: Ach! Und warum weint dann der Mann?
HW: Wer weint denn?
FA: Na da, in dem weißen Rechteck liegt einer von den Männern und weint. Der hat sicher den Haken abbekommen, als die Kamera nicht aufgepasst hat.

HW: Der tut nur so! Der will, dass der Schiedsrichter denkt, dass das ein Foul ist.
FA: Na, das ist auch faul! Alle rennen rum, bloß er legt sich hin und weint! Und da, jetzt fällt schon wieder einer hin!
HW: Ja, pfeif halt, Schiri! Das war eine Schwalbe, wie sie im Buche steht!
FA: Ach, bei einer Schwalbe ist das Spiel vorbei? Das ist ja eine gute Nachricht!
HW: Nein, dann gibt’s einen Elfer, weil das war im Strafraum und das wäre dann ein Stürmerfaul.
(Pause)
FA: Und bei einer Amsel?
HW: Was? Was ist denn eine Amsel?
FA: Oder bei einem Spatzen? Da gibt’s dann nur einen Achter, oder?

HW: Schwalbe ist, wenn ein Spieler so tut, als wäre er gefault worden, um einen Strafstoß zu provozieren!
FA: Im Ernst? Aber das ist ja – Betrug! Das hätt‘ ich den gar nicht zugrtraut…
HW: Allerdings ist das Betrug!
FA: Ich glaube übrigens, der Betrüger ist doch irgendwie kaputt ­– schau‘ mal, wie ihm alles weh tut!
HW: Das ist alles nur Schauspiel! Das ist ein Schauspieler!

FA: Meinst Du echt? Wie hat der sich denn in die Kabine geschmuggelt? Kennen die sich nicht so gut in der Mannschaft, oder? Das muss doch auffallen, wenn da auf einmal ein fremder Schauspieler dabei ist…
HW: Da steht er wieder!
FA: Stimmt! Das ist ja wie ein Wunder! Der Bestattungsunternehmer pfeift in seine Miniflöte und auf einmal ist der Schauspieler geheilt! Die spielen wahrscheichlich die Bibel nach und der eine ist Jesus und der andere…

HW: Jetzt schon wieder! Was ist das denn für eine Aufführung?
FA: Die Bibel, sag‘ ich doch! Kuck, jetzt liegt einer von denen mit der andersfarbigen Uniform faul rum und weint. Jetzt kommt gleich der Flötenmann und dann steht der wieder auf!
HW: Oh je, scheint doch ernster zu sein!
FA: Du meinst, der weint echt?
HW: Schau, die holen schon die Bahre.
FA: Oh, mein Gott! Darum haben die einen Bestattungsunternehmer auf dem Feld! Ist der Schauspieler tot glaubst du?

HW: Ach was! Jetzt, wo der Schiri den Elfer gegeben hat, geht’s dem gleich wieder besser!
FA: Also, der hat ja echt was auf dem Kasten! Ich verstehe nicht, warum der nicht in der Medizin tätig ist. Diese Pfeife muss echt magisch sein!

HW: Kuck, jetzt legen sie denn Ball auf den Elferpunkt.
FA: Warum schießt denn JETZT keiner ins Tor? Da sind gerade nicht so viele Leute in dem Rechteck. Dann dauert das auch nicht so lange…

HW: Nee, das darf jetzt nur der Stürmer. Kuck, der Torwart steht extra nicht in der Mitte vom Tor. Das macht der, um den Stürmer zu stressen. Der muss sich jetzt für das kurze oder das lange Eck entscheiden…
FA: Für mich schauen die alle gleich aus. Viermal neunzig Grad, wenn Du mich fragst. Ist halt ein Rechteck, so ein Tor. Und Du meinst, es ist eher ein Parallelogramm? Kann ich nicht sehen…

HW: Oh je! Das ist ja himmelweit daneben! Wer schießt denn so eine Gurke?
FA: Gurke? Ich dachte, das zählt nur, wenn man einen Ball verwendet…
HW: Nee, Gurke ist eine Art von Schuss, verstehst Du?
FA: Ah! Verstehe! Die unterscheidet man also nach Gemüsenamen! Klar! Was gibt’s denn noch? Radieschen? Schnittlauch? Knoblauch?

HW: Nein, alles nicht! Aber… Das ist doch Abseits! Das ist nicht wahr! Jetzt lässt er’s laufen!
FA: Wie bitte? Das ist ja ekelhaft! Einfach so, auf dem Feld? Dabei hat’s doch extra so vier Fähnchen in den Ecken zum Pinkeln…

HW: Nein, Abseits ist so eine Regel. Die ist nicht ganz einfach. Die soll verhindern, dass die Mannschaft nicht einfach die Spitze beim Torwart stehen lässt und dann einfach aus der Defensive lange Pässe schlägt, weil das wäre echt langweilig…
FA: Na, ich kann ja nicht behaupten, dass es jetzt wirklich spannend ist. Aufregend fand ich bisher nur, wie der eine Schauspieler beinahe gestorben wäre…

HW: Nee, Abseits ist ganz einfach. Das muss man wissen. Sonst wird man nur verarscht. Das ist so eine Art Lackmustest. Wenn Du Abseits erklären kannst, dann giltst Du als Fußballkenner. Wenn nicht, dann bist Du halt nur ein Angeber…
FA: Verstehe. Dann ‚mal los. Das Mansplaining fange an!
HW: Abseits is‘ ne Regelübertretung der angreifenden Mannschaft, die eintritt, wenn ein angreifender Spieler einen Pass erhält, sich aber beim Zeitpunkt des Abspiels nicht zumindest zwei verteidigende Spieler (inkl. Torwart) näher der eigenen Grundlinie befinden.
(Pause)
FA: So so. Und Du? Giltst Du jetzt eher als Fußballkenner?
HW: Was? Wieso?
FA: Weil ich habe den Eindruck, Du weißt selber nicht, was ein Abseits ist…
HW: Ach was! Merk‘ Dir: Abseits ist, wenn der Schiri pfeift!
FA: Ha! Den kenn‘ ich! Beckenbauer! Ist aus unserer Fußballerweisheitensendung!
HW: Genau.
(Pause)
FA: Du?
HW: Ja?
FA: Ist das Spiel eigentlich bald vorbei?
HW: Wie bitte? Das waren noch nicht einmal 10 Minuten!

FA: Na klasse!…
(Pause)
FA: Abseits!
HW: Was? Wie denn?
FA: Na, der Flötenmann hat doch gepfiffen!
HW: Nein, das war nicht abseits! Das war, weil der Mittelfeldspieler aus der Manndeckung wollte und der andere hat sich festgekrallt!
FA: Woah! Echt? Meine Herren, da geht’s aber zu auf dem Feld! Wie siehst Du das denn mit der Manndeckung? Ich kann das gar nicht erkennen! Haben die nicht so große…

HW: Na ja, Du siehst ja, wie der Verteidiger an dem Spieler klebt, oder?
FA: Echt? Der klebt an dem? Das ist ja eklig! Ist das so beim Manndecken, oder?
HW: Was? Nein, das soll der ja. Der soll ja an dem kleben! Das ist einer der teuersten Verteidiger der Welt!
FA: Weil der so gut klebt?
HW: Genau. Für den hat Manchester eine Riesen-Ablösesumme gezahlt!
FA: Ach, klebt er zu doll, oder? Und die wollen, das er sich wieder ablöst?
HW: Was? Nein, das bedeutet…

FA: Abseits! Abseits! Schon wieder ein Toter!
HW: Wo? Was? Nein, nein. Das ist kein Abseits. Das war jetzt ein echtes Foul. Und darum gibt’s einen Freistoß.
FA: Frei-Stoß? Beim Manndecken?
HW: Nein, ein Freistoß ist wie ein Elfer, bloß nicht im Strafraum.

FA: Strafraum? Das ist, wo die Spieler hinmüssen, wenn sie nicht brav waren, oder?
HW: Das Rechteck auf dem Rasen rund um’s Tor – siehst Du?
FA: Ein Rechteck. Rund? Um’s Tor?
HW: Na, das Rechteck daaaa! Das ist der Strafraum.
FA: Ach sooo… Und die beiden Spieler mit den Handschuhen, das sind die Bösen, stimmt’s?
HW: Nein, das sind die Torwärte. Und bei einem Freistoß, da darf die veteidigende Mannschaft eine Mauer bauen…

FA: Was? Oh. Mein Gott! Das kann sich ja hinziehen! Jetzt dürfen die auch noch eine Mauer bauen! Das kann ja Stunden dauern! Und dann geht überhaupt kein Ball mehr rein! Das darf doch nicht wahr sein! Das ist ja endlos, so ein Spiel! Die Mauer muss weg, die Mauer muss weg!
HW: Keine echte Mauer, das ist nur eine Metapher…

FA: Haben die alle vom Manndecken Schmerzen, die Männer da?
HW: Nein, die bilden eben die metaphorische Mauer!

FA: Und warum greifen die sich alle an die Eier?
HW: Damit’s nicht so weh tut, wenn sie getroffen werden!

FA: Ach, verstehe! Der Spieler da muss möglichst viele von den Gegnern umschießen, oder? Zählt dann jeder als Tor?
HW: Nein, der zielt nicht auf die Mauer…
FA: Warum halten sie sich dann die Eier fest?

HW: Tor! Tor! Hast Du das gesehen? So eine Banane!
FA: Ah! Jetzt also Obst statt Gemüse. Keine Gurke, eine Banane…

HW: Tor! Wir haben ein Tor! Ist das nicht toll?
FA: Wir haben ein Tor? Echt? Du und ich?
HW: Nein, unsere Mannschaft!
FA: Ach, hatten die vorher noch keines? Und warum freust Du Dich jetzt? Dann können ja die Gegner auch Punkte sammeln, jetzt, oder? Dann zieht sich das alles nur grundlos noch länger hin. Also ich bin gegen die Tore!

HW: Was? Ich kann Dir nicht mehr folgen…
FA: Na, das Gefühl kenne ich seit 10 Minuten auch ganz gut…

Clip /band stoppt

HW: (Regie) Ich glaube, wir spulen schnell mal vor. Ab da haben wir dann ja nicht mehr so viel geredet.
FA: Vorspulen ist gut! Das sollte man bei jedem Spiel machen können!

Clip /band spult

HW: Das war er! Der Schlusspfiff!
FA: Na, Gott sei Dank! Das zieht sich ja hin! Da vergeht ja beim Zahnarzt die Zeit schneller!

HW Der Schiri lässt noch drei Minuten nachspielen…
FA: Das auch noch! Meine Herren! Ist das, weil die Spieler nicht brav waren, oder?

HW: Nein, das ist wegen der ganzen Verletzungspausen.
FA: Ah, weil die Schauspieler so schlecht gespielt haben!
HW: Das ist ganz normal. War alles in allem ein faires Spiel.
FA: Keiner hat eine Karte bekommen.

HW: Doch, drei gelbe Karten gab’s!
FA: Nein! Ich hab‘ genau aufgepasst! Der Bestattungsunternehmer hat den Spielern nur gezeigt, dass er eine hat, aber dann hat er sie selber behalten!
HW: Das zählt auch schon!

FA: Unglaublich. Da kostet so ein Spieler Millionen von Euro, aber das Geld für einen Pappendeckel haben die nicht!

HW: So, das war der Schlusspfiff! Das war’s! Mann, da hattest Du ja echt Schwein, dass Du zum Anfang gleich so ein spannendes Spiel mitbekommen hast!

FA: DAS war spannend? Das war 90 Minuten! Und die Pause! Wo alte Männer mit Fußballerfrisuren die ganze Zeit immer wieder das Gleiche gesagt haben! Das war fast das Schlimmste! Und dann, als ich mich schon gefreut hatte, noch einmal drei Minuten obendrauf!

FA: Da haben wir echt ein unterschiedliches Verständnis von „spannend“. Findest Du Farbe beim Trocknen zuzuschauen auch fesselnd, oder?
HW: Das war doch total ausgeglichen! Die ganze Zeit ging’g hin und her! Und man wusste nie, wer gewinnen wird!

FA: Na und? Weißt Du was? Ich weiß auch jetzt nicht, wer gewonnen hat. Wer hat denn gewonnen?
(Pause)
HW: Äh. Keiner. Das Spiel ist 1:1 ausgegangen.
FA: Wie bitte? Dann war ja alles umsonst!
HW: Wieso das denn?

FA: Da ist ja wirklich Farbe beim Trocknen zukucken spannender! Die ist am Ende wenigsten trocken. Jetzt weiß man ja immer noch nicht, wer die bessere Mannschaft ist, oder?
HW: Na ja… Aber… es zählt ja das Spiel! Morgen wird’s noch viel spannender! Und jetzt, wo Du Fußball verstehst, da wird das dann auch gleich viel interessanter!

FA: Nein, danke! Verzichte! Ich glaube, morgen streiche ich wirklich eine Wand! Das dauert auch nicht länger.
HW: Ach, komm schon!

FA: Oder, weißt Du was? Ich schau stattdessen eine Sportart, wo die Mannschaften so lange spielen, bis einer gewinnt!
HW: Ach ja? Und das wäre dann?

FA: Na ja, eigentlich jede andere Sportart auf der Welt! American Football. Oder Tennis. Oder Lacrosse. Oder Dressurreiten. Oder Golf. Oder Badminton. Oder Ping Pong. Oder Fangen. Oder Verstecken. Oder Minigolf. Oder Baseball. Oder Volleyball. Oder Pong. Oder Super Mario. Oder Blinde Kuh. Oder Topfschlagen! Oder Rosinenzählen. Oder…(Fade Out) vielleicht auch Weitsprung, Bogenschießen, Skispringen… Mikado


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 June 14, 2018  28m