Das L’art pour l’art des 19. Jahrhunderts scheint sich endgültig überlebt zu haben. Die Kunst, die nur sich selbst genügt, taugt keinem mehr. Ohne gleich in einen wilden Agitprop-Gedanken zu verfallen, ist heute in allen Bereichen ein zielgerichtetes künstlerisches Handeln wahrzunehmen, ein Handeln, das auch Kunstpreise nach sich zieht. Kein Avantgarde-Werk hat den Literaturnobelpreis bekommen, sondern eine Ohrenzeugin, für ihre engagierte Dokumentarprosa. Der renommierte Turner-Kunstpreis geht in diesem Jahr an eine Gruppe aus Architekten und Designern für gelungene Sozialarbeit. Im Theater werden die Sorgen der Flüchtlinge thematisiert, Pegida-Parolen ad absurdum geführt, und im Kino boomt der Dokumentarfilm. Alles nur Zufall? Oder wendet sich die Kultur angesichts der gesellschaftlichen Krise dem zu, was die Politik aus den Augen verloren hat? Keine zornigen alten Männer, sondern junge, aufgeschlossene Menschen mit klaren Zielen. Wir suchen nach der Kultur von morgen.