Jeden Tag ein wichtiges Thema – Montag bis Donnerstag. Eines, das Fragen aufwirft. "Der Tag" sucht Antworten, beleuchtet Hintergründe, ordnet ein. Und spricht mit Menschen, die zum Thema etwas zu sagen haben. So entsteht ein Bild aus vielen Perspektiven.
https://www.hr-inforadio.de/
Umgepolt: Warschaus neuer Kompass
Die neue polnische Regierung hat keine Zeit verstreichen lassen. Kaum im Amt, formt sie das Land nach ihren Vorstellungen um. Die öffentlich-rechtlichen Medien sollen auf Linie gebracht werden. Neue Verfassungsrichter werden eiligst auf ihre Posten gehievt. Dafür hat die Regierung zwar die Mehrheit im Parlament, sie kann durchmarschieren. Dennoch steht Polen vor einer Verfassungskrise. Das müsste nur Spezialisten beschäftigen, wäre Polen nicht ein wichtiges Land in der EU. Zumal auch der derzeitige Ratspräsident Tusk ein Pole ist. Gerade ist er der Bundeskanzlerin in den Rücken gefallen, dabei verdankt er ihr doch hauptsächlich seinen Job in Brüssel. In einem Interview hat er ihre Flüchtlingspolitik heftig kritisiert. Ist das guter Stil? Gewiss nicht. Andererseits sagt der polnische Ratspräsident nur, was viele seiner Kollegen in Mittel- und Osteuropa schon lange wollen: Keine offenen Grenzen für Flüchtlinge und erst recht keine Verteilung auf alle Länder der EU! Das ist mehr als Abschottung, mehr als mangelnde Solidarität. Polen driftet ab, es folgt einem anderen Kompass zurück in die Vergangenheit.