Es ist nicht besonders groß und nicht besonders tief - das Asowsche Meer nordöstlich der Krim. Aber an seinen Ufern entwickelt sich gerade ein Konflikt, der durchaus das Zeug hat, groß und tiefgreifend zu werden. Denn die beiden Anrainerstaaten sind Russland und die Ukraine, die sich ja ohnehin schon lange einen Machtkampf um den Besitz der Krim und um die Herrschaft im Donbas liefern. Jetzt hat die russische Küstenwache mehrere ukrainische Schiffe daran gehindert, vom Schwarzen Meer ins Asowsche Meer zu fahren, und zwar genau dort, wo das russische Festland und die von Russland annektierte Krim eine schmale Meerenge bilden. Ein solches Nadelöhr zu kontrollieren, ist ein Machtfaktor und öffnet damit geopolitischen Konflikten Tür und Tor. Dafür gibt es immer wieder Beispiele. Berge, Flüsse, Meere und Wüsten setzen Entscheidungsspielräumen Grenzen. Politiker und Militärs nutzen die Geographie oder scheitern an ihr. Und so könnte die Blockade an der Meerenge noch Schlimmeres nach sich ziehen als ein gerammtes Schiff und mehrere verletzte Matrosen. Der ukrainische Präsident jedenfalls hat bereits für die nächsten 60 Tage das Kriegsrecht verhängt.