War das eine mediale Erregung, als Supermodel Claudia Schiffer erstmals auf dem Otto-Katalog posierte! Und als der Versandhändler seine Pelzmäntel vom World Wide Fund for Nature absegnen ließ, da schien das Großunternehmen auf der Höhe der Tierliebe seiner Kunden. Seit 1951, seit der Otto-Katalog das erste Mal erschien, wusste die Firma, was deutsche Kunden wünschen. Am Anfang waren es nur Schuhe, die sechs Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erstmals im Katalog präsentiert wurden. Damals noch in einer Auflage von 3000 Stück. Bald folgten Herrenwäsche und Elektrorasierer, schließlich aufblasbare Möbel und falsche Locken aus echtem Haar. Jedes Jahr, wenn der Otto-Katalog gedruckt auf den Markt kam, staunten wir über die Leistungsschau der deutschen Wirtschaft. Über die Wunder der Warenwelt und ihre Verlockungen. Und am meisten über unsere heile kleine Welt. Nirgendwo sah die deutsche Familie so sauber und adrett aus wie im Otto- Katalog. Ist es Zufall, dass im Zeitalter so vieler neuer Geschlechter der gedruckte Otto-Katalog verschwindet? Er erscheint zum letzten Mal und verdient deshalb einen Nachruf.