Das hatte noch gefehlt. Mitten in die heftigen Auseinandersetzungen um Fake News und verlorenes Vertrauen in Medien und Journalisten, platzt diese Nachricht: Der Spiegel-Redakteur Claas Relotius hat große Teile seiner Reportagen einfach erfunden. Personen, Schauplätze, Fakten - verfälscht, ausgedacht, zurechtgebogen. Mit großem Erfolg, denn Relotius hat über Jahre renommierte Journalistenpreise abgeräumt. Die erdichteten Figuren und Geschichten trafen den Geschmack der Juroren und möglicherweise der Leser besser als die nüchterne Wahrheit. Ein schwerer Schlag nicht nur für den "Spiegel“, der den Fall selbst publik gemacht hat. Relotius schrieb auch für andere Zeitungen und Zeitschriften. Und die sich aufdrängenden Fragen betreffen den Journalismus insgesamt. Werden Recherchen und Geschichten richtig geprüft? Wird das Bemühen um Wahrheit belohnt oder eher die süffige Geschichte mit dem von Redaktion und Kundschaft erwünschten Dreh? Begünstigen die Arbeitsbedingungen in den Redaktionen die Fälscher? Das dürfte alles nicht sein. Denn von allen Anforderungen an den Journalisten, bleibt die entscheidende doch diese: "Du sollst nicht lügen!“