Nichts singt sich leichter als ein Abgesang. Heitere oder freudvolle Melodien klingen ja eh immer ein bisschen naiv, um nicht zu sagen dämlich. Und bei der gegenwärtigen Weltlage fühlen sich die öffentlichen Stimmen geradezu genötigt, einen Abgesang nach dem anderen anzustimmen: auf den Westen, auf die EU, auf die Demokratie, auf die Integration, den Fortschritt, den Wohlstand und warum nicht gleich auf den Menschen. Diese Unheilsgassenhauer klangen düster und dräuend durch das ganze Jahr, und nun ist die Zeit gekommen, auch den Abgesang auf das Jahr selber anzustimmen. Und auf die ganzen Abgesänge. „O Freunde, nicht diese Töne. Lasst uns andere anstimmen!“ Wackelt der Trump nicht schon? Ist nicht die Demokratie viel lebendiger als vorher? Werden nicht langsam aber sicher, doch alle Menschen Brüder und Schwestern? Denn Kitsch ist heute nur der routiniert heruntergejammerte Abgesang. Lasst uns ein Lied der Freude anstimmen, über ein gar nicht so übles Jahr 2018.