Sie haben ihre Macht missbraucht unter dem Dach der katholischen Kirche: Priester, Ordensleute, Bischöfe. Die einen, indem sie gewalttätig wurden - körperlich, seelisch, sexuell - gegen junge Menschen, die ihnen anvertraut und wehrlos ausgeliefert waren. Die anderen, indem sie wegschauten, indem sie nicht glaubten, was ihnen die Opfer erzählten, indem sie die Verbrechen vertuschten und die Täter deckten, indem sie über diesen Missbrauchsskandal hinweg gingen und ihm keinen Platz einräumten in ihren Gedanken, Worten und Werken. Jetzt wollen sie ausführlich wie nie zuvor miteinander und mit den Leidtragenden reden im Vatikan: Der Papst, die Vorsitzenden aller nationalen Bischofskonferenzen und die Chefs wichtiger Kirchen-Behörden. Sich diesem Thema zu stellen, ist nun kein Tabu mehr in der katholischen Kirche. Aber gilt das auch gegenüber den Strukturen, die dem Missbrauch in der katholischen Kirche Vorschub leisten? Werden Hierarchie und Machtentfaltung, wird das Amtsverständnis der Geistlichkeit samt Pflichtzölibat weiterhin tabu sein? Oder werden die Verantwortlichen endlich alles tun, damit Missbrauch in der katholischen Kirche verhindert, offen gelegt und bestraft werden kann?